Gesell, Silvio

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Silvio Gesell 1895
Silvio Gesell (1862-1930)
Silvio Gesells Grab
Oranienburg, Friedhof a.d. Friedensstraße
Inschrift des Grabsteins

Johann Silvio Gesell (Lebensrune.png 17. März 1862 in Sankt Vith, Deutschbelgien, Todesrune.png 11. März 1930 in der Obstbau-Genossenschaft Eden bei Oranienburg) war ein deutscher Kaufmann, Finanztheoretiker, Sozialreformer und Begründer der Freiwirtschaftslehre.

Tabellarischer Lebenslauf

  • 1862 – Geburt am 17. März in St. Vith (Kreis Eupen-Malmedy) als siebtes von neun Kindern der Eltern Mathilde und Ernst Gesell.
  • 1878 – Kaufmännische Ausbildung in der Firma seiner Brüder Paul und Roman in Berlin.
  • 1882 – Zweijähriger Aufenthalt in Malaga/Spanien als kaufmännischer Korrespondent in einer Weinhandlung.
  • 1884 – Unfreiwillige Rückkehr nach Deutschland, um dem Militär mit dem sogenannten „Einjährig-Freiwilligen-Dienst“ als Minimum an Dienstpflicht bald wieder zu entkommen. Anschließend kaufmännische Tätigkeiten in Braunschweig und Hamburg.
  • 1887 – Auswanderung als 25-Jähriger nach Argentinien und Eröffnung eines Geschäfts für zahnärztliche Artikel in Buenos Aires. Autodidaktische Überlegungen über das mangelhaft geordnete Geldwesen als Ursache der damaligen Wirtschaftskrise und der sozialen Unruhen.
  • 1891 – Erste deutschsprachige Veröffentlichung im Selbstverlag in Buenos Aires: „Die Reformation im Münzwesen als Brücke zum sozialen Staat“ mit dem Vorschlag, den Wirtschaftskreislauf mit „rostenden Banknoten“ zu stabilisieren.
  • 1892 – Fortsetzungen „Nervus rerum“ und „Die Verstaatlichung des Geldes“.
  • 1893 – Erste Veröffentlichung in spanischer Sprache: „El Sistema Monetario Argentino“ und weitere Veröffentlichungen, u.a. über die Rolle des Geldes in der Geschichte.
  • 1898 – Veröffentlichungen in spanischer Sprache mit Vorschlägen zur Überwindung der Wirtschaftskrise in Argentinien. Beschränkung auf den Gedanken einer Steuerung der Menge des Papiergeldes.Umsetzung von Gesells Vorschlägen in der Tornquistschen Bankreform mit positiven Folgen für den wirtschaftlichen Aufschwung Argentiniens während der ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.
  • 1899 – Übergabe des Geschäfts an einen seiner Brüder und Rückkehr nach Europa – zunächst nach Deutschland und dann in die Schweiz. Kauf eines Bauernhofes im Neuenburger Jura und intensive Studien der Werke von Adam Smith, Karl Marx, Pierre Proudhon, Henry George und anderen Ökonomen.
  • 1902 – Herausgabe der ersten eigenen Zeitschrift „Die Geldreform“.
  • 1904 – Erweiterung der Geldreform um Vorschläge zur Reform des Bodenrechts und Verbindung beider Reformen zu einem Ganzen im 1906 erschienenen Buch „Die Verwirklichung des Rechts auf den vollen Arbeitsertrag durch die Geld- und Bodenreform“.
  • 1906 – Wiederaufnahme der geschäftlichen Tätigkeit in Buenos Aires und erste Überlegungen zu einer internationalen Währungsordnung in einer 1909 in spanischer Sprache verfaßten Veröffentlichung.
  • 1911 – Rückkehr nach Deutschland und Ansiedlung in der Genossenschaftssiedlung Eden-Oranienburg nördlich von Berlin. Zusammenarbeit mit Georg Blumenthal und gemeinsame Herausgabe der Zeitschrift „Der Physiokrat“. Berührungen mit anderen politischen Strömungen, unter anderem mit der von Adolf Damaschke geleiteten Bodenreformbewegung und mit dem von Gustav Landauer mitgeprägten freiheitlichen Sozialismus.
  • 1916 – Verbot der Zeitschrift „Der Physiokrat“ durch die Kriegszensur und erneute Übersiedlung in die neutrale Schweiz. Herausgabe des Hauptwerks „Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ in Bern. Vortrag im Berner Großratssaal: „Gold und Frieden?“
  • 1917 – Vortrag vor dem Weltfriedensbund in Zürich: „Freiland – die eherne Forderung des Friedens“.
  • 1919 – Vortrag in Berlin: „Der Abbau des Staates nach Einführung der Volksherrschaft“. Auf Betreiben von Ernst Niekisch und Gustav Landauer Ernennung zum „Volksbeauftragten für das Finanzwesen“ in der ersten 'libertären' Bayerischen Räterepublik im April 1919. Nach deren Sturz durch eine zweite 'kommunistische' Räteregierung Haft im Gefängnis Stadelheim und Freispruch von der Anklage des Hochverrats im Juli 1919. Ansiedlung in Rehbrücke bei Potsdam wegen der Unmöglichkeit, als „unerwünschter Ausländer“ in die Schweiz zurückzukehren. Denkschriften an die Weimarer Nationalversammlung mit Vorschlägen zur Einführung einer kaufkraftstabilen Währung als Grundlage für die von rechts wie links gefährdete junge Weimarer Demokratie.
  • 1920 – Letztmalige Überarbeitung der „Natürlichen Wirtschaftsordnung“ und zahlreiche Broschüren und Aufsätze mit Kommentaren zum Zeitgeschehen. Entwurf eines Konzepts für eine „Internationale Valuta-Assoziation“ als Grundlage für einen ebenso von Monopolen wie von Zöllen freien, die Völker miteinander verbindenden Welthandel.
  • 1921 – Weiterentwicklung der Bodenreform zur Vorstellung, sämtliche Bodenschätze der Erde in ein internationales Gemeinschaftseigentum zu überführen und deren Nutzung an die Zahlung von Gebühren an die Gemeinschaft zu binden.
  • 1922 – Denkschriften an die deutschen Gewerkschaften mit der Forderung an die deutsche Regierung, die Reparationsforderungen der Siegermächte des ersten Weltkriegs anzuerkennen und die Staatsfinanzen mit Hilfe einer bis zu 75%-igen Sachwertsteuer in Ordnung zu bringen.
  • 1923 – Vortrag „Der Aufstieg des Abendlandes“ in Basel als Kontrast zu kriegs- und inflationsbedingten düsteren Untergangsprophezeiungen.
  • 1924 – Beginn des letzten, eineinhalbjährigen Aufenthalts in Argentinien.
  • 1926 – Mehrwöchige Reise nach Siebenbürgen/Rumänien, um die Auswirkungen einer Agrarreform zu studieren.
  • 1927 – Spätwerk „Der abgebaute Staat“ mit widersprüchlichen Gedanken einerseits über eine Entstaatlichung von Religion und Kirche, Bildung und Kultur und andererseits über eine Entstaatlichung des Rechtswesens. Letzter Umzug von Rehbrücke nach Eden-Oranienburg und Vorbereitung einer englischen Ausgabe der „Natürlichen Wirtschafts-Ordnung“.
  • 1929 – Reaktion auf den Börsenkrach vom „Schwarzen Freitag“ mit der Forderung, die Strukturen der Geldwirtschaft zu reformieren statt die Krisenursachen bei Personen zu suchen.
  • 1930 – Tod infolge einer Lungenentzündung am 11. März in Eden-Oranienburg. [1]

Werke (Auswahl)

Aufsätze:

  • Eine mustergültige deutsche Papierwährung als Waffe zur Vernichtung der auf Gold aufgebauten englischen Weltmacht, 1915 (Netzbuch)
  • Finanzielle oder wirtschaftliche Kriegsrüstung, 1915 (Netzbuch)
  • Physiokratische Friedensdiktate zum freundlichen Gebrauch für den Sieger, wer er auch immer sei, 1915 (Netzbuch)
  • Wie können wir dem Reich die für den Krieg benötigten Milliarden zu einem minimalen Zinssatz verschaffen und zugleich unsere Währungsverhältnisse verbessern?, 1915 (Netzbuch)
  • Wie können wir die unerschöpflichen, jetzt brachliegenden deutschen Goldgruben wieder in Betrieb setzen und den Goldschatz der Reichsbank vervielfältigen?, 1915 (Netzbuch)

Verweise

Tondateien

Fußnoten