Grabbe, Christian Dietrich
Christian Dietrich Grabbe ( 14. Dezember 1801 in Detmold; 12. September 1836 ebenda) war ein deutscher Dramatiker des Vormärz.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Grabbe erhielt eine ungeregelte Erziehung und in früher Jugend belastende Eindrücke durch die Tätigkeit seines Vaters, eines Zuchthaus- und Leihbankverwalters, wobei ihn auch seine Mutter eher als lästiges Übel empfunden haben soll.
Er widmete sich dem Studium in Berlin, gab es aber bald wieder auf und machte einen mißglückten Versuch, Schauspieler in Dresden zu werden. 1827 wurde er Auditeur beim Lippeschen Militär in Detmold. Das Mißverhältnis zwischen seinem Selbstgefühl und den äußerlich engen Verhältnissen sowie seine unglückliche Ehe quälten ihn, förderten seine Trunkleidenschaft und führten zu Schwierigkeiten mit den Behörden.
Auf Einladung Karl Immermanns begab er sich nach Düsseldorf, wo er hoffte, ein neues Leben beginnen zu können. Er betätigte sich als Theaterkritiker, versank aber rasch wieder in sein altes Treiben. 1836 kehrte er nach Detmold zurück, versöhnte sich mit seiner Gattin und verstarb bald darauf.
Seine bekanntesten Werke sind das Lustspiel „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“, die Tragödien „Don Juan und Faust“ sowie „Hannibal“. Seine letzte Arbeit „Die Hermannsschlacht“ erschien erst nach Grabbes Tod. Das typische seiner Dichtung ist eine scharfe, blitzartig geniale, aber mitunter bizarre und gewaltsame Charakteristik, großartig angelegte Massenbewegung bei widerspruchsvoller Handlung.
Zu seinem Wirken heißt es:[1]
- „Christian Dietrich Grabbe, geb. 14. Dezember 1801 zu Detmold, betrieb seit 1819 in Leipzig und 1822 in Berlin juristische Studien, beschäftigte sich aber, namentlich in Berlin, mehr mit dramatischen Arbeiten und beabsichtigte Theaterdichter oder Schauspieler zu werden. Versuche in Leipzig, Dresden, Braunschweig bei der Bühne anzukommen schlugen fehl; er zog es vor, in Detmold das Advokatenexamen zu machen (1824) und zu praktizieren; nebenbei versah er noch (seit 1827) die Stelle eines Regimentsauditeurs. Grabbe eignete sich nicht für ein solides bürgerliches Beamtenleben; auch nahm seine Neigung zum Trunke immer mehr zu. Er verließ 1834 Detmold, lebte in Frankfurt und Düsseldorf (bei Immermann), kehrte schließlich nach Detmold zurück, wo er den 12. September 1836 starb. Von seinen Tragödien seien hier hervorgehoben: ‚Heinrich VI.‘ (1830), ‚Don Juan und Faust‘ (1829), ‚Hannibal‘ (1835), ‚Die Hermannsschlacht‘ (1838; einzelne Scenen schon gedruckt 1836 und 1837).“
Zitate
- „Judenjungen, deren Bildung im Schweinefleischessen besteht, spreizen sich auf den Richterstühlen und erheben nicht nur Armseligkeitskrämer zu den Sternen, sondern injurieren sogar ehrenwerte Männer mit ihren Lobsprüchen!“
Über seinen Zeitgenossen Heinrich Heine urteilte er:
- „Heine ist ein magerer, kleiner, häßlicher Jude. [...] Ich kann das Zeugs nicht weiter lesen, Betrug, Lug, Dummheit!“[2]
Schriften
- Herzog Theodor von Gothland. Tragödie, vollendet 1822. Uraufführung Wien 1892
- Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Lustspiel, geschrieben 1822, Änderungen bis 1827. Uraufführung München 1907
- Nannette und Maria . Melodram, entstanden 1823, Uraufführung Kettwig 1914
- Marius und Sulla. Dramenfragment, entstanden 1823-1827. Uraufführung Detmold 1936
- Über die Shakspearo-Manie. Theaterkritische Abhandlung, entstanden 1827
- Don Juan und Faust. Tragödie, vollendet 1828. Uraufführung Detmold 1829
- Kaiser Friedrich Barbarossa. Drama, erster Teil des Hohenstaufen-Zyklus, vollendet 1829 Uraufführung Schwerin 1875
- Kaiser Heinrich VI.. Drama, zweiter Teil des Hohenstaufen-Zyklus, vollendet 1829 Uraufführung Schwerin 1875
- Etwas über den Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Literaturkritische Abhandlung, geschrieben im Juni 1830, auszugsweise im Druck in "Hermann. Ein Centralorgan für Rheinland-Westphalen" (21. Juni 1835)
- Napoleon oder Die hundert Tage. Drama, vollendet 1831. Uraufführung Frankfurt am Main 1895
- Kosciuzko. Dramenfragment, entstanden 1835. Uraufführung Gelsenkirchen 1941
- Aschenbrödel. Lustspiel, 1. Fassung vollendet 1829, 2. Fassung vollendet 1835. Uraufführung Detmold 1937
- Hannibal. Tragödie, vollendet 1835. Uraufführung München 1918. („Hannibal. Eine Tragödie“ (PDF-Datei, HTML-Version)
- Der Cid. Librettofragment zu einer Oper von Norbert Burgmüller, entstanden 1835. Keine Aufführung
- Die Hermannsschlacht. Drama, entstanden 1835/36. Uraufführung Detmold 1936 (PDF-Datei zusätzlich mit ausführlicher Biographie Grabbes, HTML-Version)
Literatur
- Karl Ziegler: Grabbe’s Leben und Charakter (1855) (PDF-Datei)
- Otto Nieten: Christian Dietrich Grabbe, sein Leben und seine Werke (1908) (PDF-Datei)
- Rainer Schlösser: Grabbes Vermächtnis, Universitätsbuchhandlung Coppenrath Münster, 1937
- Maria Porrmann, Grabbe – Dichter für das Vaterland. Die Geschichtsdramen auf deutschen Bühnen im 19. und 20. Jahrhundert, Landesverband Lippe, Lemgo 1982, ISBN 3921428459 (Über die Grabbe-Rezeption, v. a. im Dritten Reich)
- Olaf Kutzmutz: Grabbe. Klassiker ex negativo. Aisthesis, Bielefeld 1995. ISBN 3-89528-141-7
- Ladislaus Löb: Christian Dietrich Grabbe. Metzler-Verlag, Stuttgart 1996. ISBN 3-476-10294-7 (Eignet sich gut für das Studium)
- Roy C. Cowen: Christian Dietrich Grabbe – Dramatiker ungelöster Widersprüche. Aisthesis, Bielefeld 2001, ISBN 3895281638 (Lesenswerte Einführung mit Literaturangaben)
- Jörg Aufenanger: Das Lachen der Verzweiflung. Grabbe. Ein Leben. S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-000120-6
Hörbücher
- Man könnte ihn einen betrunkenen Shakespeare nennen. Grabbe – eine Tragödie in Briefen. Gelesen von Walter Sittler. Bielefeld 2002 [Edition Nyland im Pendragon Verlag] ISBN 3-934872-32-8 (Audio CD, 65:11 Min.)
- Christian Dietrich Grabbe: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Gelesen von Wiglaf Droste und Harry Rowohlt. München 2006 (Random House Audio – 2 CDs, 83 Min.)
Verfilmungen
- Grabbes letzter Sommer (1980)
- Die Hermannsschlacht (1995)