Groß-Griechenland

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Grenzvorstellungen Griechenlands bei den Pariser Vorortsverträgen.

Unter dem Begriff Groß-Griechenland (neugr. Megali Hellas) versteht man in jüngerer Zeit die vor allem bis in die 1920er Jahre gehegte neugriechische Vorstellung, unter Berufung auf das in antiker Zeit bestehende Siedlungsgebiet des untergegangenen altgriechischen Volkes, Gebietsansprüche des heutigen neugriechischen Staates ableiten zu können. Das unter dem Ausdruck Megali Idea (dt. „Große Idee“) bekannt gewordene Konzept eines neugriechischen Staatsgebietes, welches u. a. auch Zypern, den Süden Albaniens, Mazedonien und Teile des westlichen türkischen Staatsgebietes[1] umfaßt, entstand im 19. Jahrhundert.

Die Idee Groß-Griechenlands unterscheidet sich etwa von der Idee Großdeutschlands, da es bei der großdeutschen Idee darum ging, alle geschlossen in Mitteleuropa lebenden Deutschen in einem Reich zu vereinigen. Des weiteren waren die als „historisch griechischer Siedlungsraum“ deklarierten Gebiete zu bedeutenden Teilen niemals geschlossen von Neugriechen besiedelt gewesen, sondern von dem nur namensgleichen, jedoch völlig verschiedenen Volk der antiken Griechen.

Antike

In antiker Zeit verstand man hingegen unter Groß-Griechenland (altgr. Μεγάλη ῾Ελλάς Megáli Hellás; lat. Magna Graecia) den ab dem 8. Jahrhundert v.d.Z. durch griechische Siedler (Italioten) besiedelten Süden der italienischen Halbinsel und Siziliens.

Der Umfang und die Ausdehnung dieser Benennung ist ziemlich schwankend. Vorzugsweise scheint man die am Golf von Tarent und zunächst südlich und südwestlich davon gelegenen griechischen Pflanzstädte (altgr. ἀποικία Apoikia) Tarent, Metapont, Heraklea (am Siris), Kroton, Kaulonia, Lokri und Rhegion darunter verstanden zu haben. Dann wurden aber auch die Städte an der Westküste, wie Neapolis, Kyme (Cumä), Poseidonia (Pästum) u. a., und überhaupt alle griechischen Pflanzstädte des südlichen Italiens darunter begriffen; auch auf die griechischen Kolonien auf Sizilien wurde der Name Groß-Griechenland dann von einigen ausgedehnt. Die älteste unter den Kolonien war Kyme, dessen Gründung (von Euböa aus) um das Jahr 1050 v. d. Z. gesetzt wird. Von den übrigen sind die meisten seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. d. Z.. gegründet worden, und zwar waren die Gründer teils Dorier von Sparta (Tarent), Korinth (Syrakus) und Megara (das sizilianische Megara), teils Ionier von Euböa (außer Kyme noch Neapolis, Dikäarchia, Rhegion, Naxos auf Sizilien u. a.), teils peloponnesische Achäer (Kroton, Sybaris, Metapont u. a.), teils ozolische Lokrer (Lokri). Nicht wenige dieser Pflanzstädte gründeten wieder neue Ansiedelungen. Abgesehen von Sizilien, sank die Kraft der Griechen Unteritaliens seit der Zerstörung von Sybaris (510 v. d. Z.) durch Kroton. Seitdem verdrängten allmählich die italischen Stämme der Sabeller, besonders die Lucaner und Bruttier, an sehr vielen Orten das Griechentums. Seit der Unterwerfung Unteritaliens durch die Römer (270 v. d. Z.) drang nun mehr und mehr das römische Element ein, doch erhielt sich daneben das griechische in Sprache und Sitte bis in die römische Kaiserzeit, in Neapel noch bis zu Justinian I. Die byzantinische Herrschaft gab den Resten des Griechentums bis zum 11. Jahrhundert in Apulien und Kalabrien noch einmal einen letzten, dann durch Araber und Normannen wieder verwischten Aufschwung.

Siehe auch:

Fußnoten

  1. Damit wäre etwa der Bosporus neugriechisches Gebiet geworden. Die in Kleinasien vertretene neugriechische Bevölkerung wurde nach dem Ersten Weltkrieg mehr oder weniger durch die Türken zwangsausgesiedelt.