Halle-Neustadt

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Halle-Neustadt

Halle neustadt wappen.png
Staat: Deutsches Reich
Einwohner (2010): 45.157
Telefon-Vorwahl: 0345
Halle-Neustadt befindet sich entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet.
Bundesland: Sachsen-Anhalt

Halle-Neustadt (im Volksmund auch Ha-neu) war eine Stadt im Bezirk Halle der s.g. "Deutschen Demokratischen Republik".

Geschichte

Die eigentliche Stadtgeschichte begann 1958 mit einer Konferenz des ZK der SED zum Thema „Chemieprogramm der DDR“, auf der die Ansiedlung von Arbeitskräften in der Nähe der Chemiestandorte Buna-Schkopau und Leuna beschlossen wurde. Nach umfangreichen Standortuntersuchungen und Planungen im Bezirk Halle beschloß das Politbüro der SED am 17. September 1963 den Aufbau der „Chemiearbeiterstadt“.

Die neue Stadt wurde am Rande der Saaleaue zwischen die kleinen Ortschaften Zscherben, Passendorf und Nietleben platziert, wobei Passendorf größtenteils abgerissen wurde. Reste des dörflichen Charakters jener Siedlung sind nur entlang der Kammstraße erhalten geblieben. Mit der Errichtung des Wohngebietes Südpark wurde diese Straße schließlich zu einer Art dörflichen Oase im sonst von Hochhäusern geprägten Stadtbild.

Noch vor Fertigstellung des ersten Wohnkomplexes 1968 wurde am 12. Mai 1967 die neue Siedlung vom Stadtteil Halle-West zur Stadt Halle-Neustadt erklärt und das Gebiet formell aus dem Stadtgebiet von Halle (Saale) herausgelöst.

Da wesentliche zentrale Infrastruktureinrichtungen erst spät oder nie fertiggestellt wurden - so gab es zur DDR-Zeit zum Beispiel nie ein Hotel oder ein Warenhaus in der Stadt -, blieb Halle-Neustadt kaum mehr als eine Schlafstadt für die im Schichtrhythmus der Chemieanlagen lebenden Chemiearbeiter und deren Familien.

1983 wurde das Kino Prisma als letzter Kinoneubau der DDR eröffnet (2000 zugunsten eines Einkaufscenters mit Multiplex-Kino abgerissen), das eines der wenigen kulturellen Einrichtungen blieb. Für Kultur und anspruchsvolleres Einkaufen blieb die Altstadt von Halle (Saale) unverzichtbar. Naherholungsmöglichkeiten bieten der Mischwald der angrenzende Dölauer Heide mit dem Heidesee und der „Kanal“ (Reste des unvollendeten Elster-Saale-Kanals).

Mit der Gestaltung eines Stadtzentrums tat man sich schwer, da nach der ursprünglichen Baukonzeption jeder der fünf Baukomplexe ein eigenes Zentrum (mit Kaufhalle, Ambulatorium, Gaststättenkomplex u. a.) haben sollte, hinzu kamen Schulen, Kindergärten und Sportanlagen. Am zentralen Platz sollte ein 100 Meter hohes markantes „Haus der Chemie“ erbaut werden, welches aus Kostengründen nie realisiert wurde. So klaffte über Jahre hinweg eine große Baugrube zwischen der Hauptpost und dem Kino Prisma, in der sich das Grund- und Regenwasser sammelte.

Eine Besonderheit war der Verzicht auf Straßennamen, stattdessen wurden alle Wohnblöcke und Eingänge nach einem für Außenstehende kaum zu durchschauenden, aber trotzdem bestehenden Prinzip durchnummeriert (nach 1990 zugunsten von Straßennamen abgeschafft). Ausgangspunkt dafür war das Kreuz "Magistrale / S-Bahn". Jeder Wohnkomplex hatte einen oder zwei Ziffern für die Hunderterstelle (Ausnahme: die Häuser entlang der Magistrale, die hatten alle eine führende "0", wenn der Eingang zur Magistrale zeigte). Die Zehnerstelle hing davon ab, die wievielte Straße vom zentralen Kreuz aus gesehen betrachtet wurde. Die Einerstelle war dann das entsprechende Gebäude - z. B. hatte der I. Wohnkomplex die 6 als erste Stelle.

Staats- und Parteichef Erich Honecker hatte nur wenig Interesse am Lieblingsprojekt seines Vorgängers Walter Ulbricht und dessen Chemiekampagne. Er konzentrierte sich stattdessen auf die Hauptstadt Berlin und das republikweite Wohnungsbauprogramm. Erst 1989 wurde das Rathaus errichtet, das jedoch wegen Eingemeindung zu Halle (Saale) nie seiner eigentlichen Bestimmung diente. Das Zentrum der Stadt war die Neustädter Passage auf zwei Ebenen mit mehreren Kaufhäusern, Fachgeschäften, Zentral-Poliklinik, Hauptpost und dem Haus der Dienste entlang der „Scheiben“.

In diesem Bereich sollte auch das Rathaus der Stadt Halle-Neustadt entstehen, der Bau war bei den damaligen Entscheidungsträgern umstritten, wurde mehrfach unterbrochen und erst im Jahr 1990 fertiggestellt. Die „Scheiben“ sind fünf 18-geschossige Hochhäuser mit Mittelgangstruktur, die einerseits als Studentenwohnheime der Martin-Luther-Universität, aber auch als Arbeiterwohnheime der Chemiekombinate Buna und Leuna genutzt wurden. Sie wurden 1970–1975 errichtet und stehen heute bis auf eine Scheibe leer.

Mit dem Abriß tut sich die Stadtverwaltung bis heute schwer, da die Scheiben ein Rückgrat der Neustädter Architektur bilden. In einer der Scheiben hat die ARGE Halle, die Verwaltung der zahlreichen Langzeitarbeitslosen, ihren Sitz. Die Neustädter Passage wird seit 2005 umfassend erneuert. Am Rande Halle-Neustadts war auch der mächtige Komplex der Bezirksverwaltung Halle des MfS (jetzige Nutzung u. a. Finanzamt) untergebracht.

Nach einer Abstimmung anläßlich der Kommunalwahl am 6. Mai 1990 wurde Halle-Neustadt mit der Stadt Halle vereinigt. Seither umfaßt das ehemalige Stadtgebiet den Stadtbezirk West der Stadt Halle, mit den Stadtteilen Nördliche Neustadt, Südliche Neustadt, Westliche Neustadt und Gewerbegebiet Neustadt.