Steinweg, Heinrich

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Heinrich Steinweg

Heinrich Engelhard Steinweg (Lebensrune.png 15. Februar 1797 in Wolfshagen im Harz; Todesrune.png 7. Februar 1871 in Neuyork; oder Henry E. Steinway) war ein deutscher Klavierbauer und Unternehmer sowie Gründer des Unternehmens Steinway & Sons.

Leben und Wirken

Heinrich Engelhard Steinweg wurde am 15. Februar 1797 in Wolfshagen im Harz als Sohn eines Köhlermeisters geboren.[1] Er soll das jüngste von zwölf Kindern gewesen und als Armenkind auf Kosten der Gemeinde erzogen worden sein, im Alter von 15 Jahren aber alle seine Geschwister schon überlebt haben. Er begann im Alter von 15 Jahren eine Tischlerlehre. Nach dem erfolgreichen Abschluß ging er nach Goslar, wo er als Organist tätig war und sich als Instrumentenbauer ausbilden ließ. Ab 1814 war Steinweg Soldat im Braunschweigischen und gehörte der Schwarzen Schar an, am 23. Juni 1822 wurde er vom Militärdienst verabschiedet. In Braunschweig begann er mit dem Bau von Gitarren, Zithern und Mandolinen. Als geheime Werkstatt diente hierfür die Küche; die strengen Gesetze verboten den Instrumentenbau denjenigen, die nicht der Handwerkszunft angehörten. In der Folge ging Heinrich Steinweg dann zum Bau von Tafelklavieren, Pianinos und Flügeln über. Sein erstes 1825 selbstgebautes Tafelklavier schenkte er seiner Braut Juliane (geborene Thiemer) zur Hochzeit. 1836 entstand der erste Flügel in einer alten, als Werkstatt hergerichteten Waschküche in Seesen.

Moderner Steinway-Flügel

Aufgrund der unruhigen politischen Lage übergab Steinweg 1850 das Braunschweiger Geschäft seinem Sohn Theodor (1825–1889). Am 28. Mai 1850 emigrierte er mit Ehefrau, den anderen vier Söhnen und zwei Töchtern nach Neuyork (USA), wo er und die Söhne zunächst in mehreren Klavierfabriken arbeiteten. 1853 machten sie sich selbständig. Heinrich Steinweg anglisierte auf den Rat von Freunden hin 1854 seinen Namen in Henry E. Steinway, die Firma hieß seitdem Steinway & Sons bzw. Steinway and Sons. Das Geschäft nahm schnell einen enormen Aufschwung, nachdem es 1855 auf der Neuyorker Industrieausstellung den Ersten Preis für sein Pianoforte mit einem in einem Stück gegossenen Eisenrahmen und mit einem kreuzsaitigen Bezug, einer Entwicklung von Henry Steinway jr., erhalten hatte. 1856 wurde der erste Flügel gebaut. Auf den Weltausstellungen in London (1862) und Paris (1867) feierte Steinwegs Unternehmen große Triumphe. 1866 errichtete die Firma einen eigenen Konzertsaal in Neuyork, die Steinway Hall mit 2400 Sitzplätzen, damals einer der größten und imposantesten Konzertsäle. Steinweg unterstützte ungezählte Künstler.

Wilhelm Steinweg (William Steinway), der vierte Sohn, unterstützte die Armen von Seesen und stiftete den Park im Osten der Stadt, der nach ihm benannt ist. Zum Dank dafür ernannten ihn die Stadtväter 1888 zum Ehrenbürger.

Theodor Steinweg verkaufte 1865 die Braunschweiger Firma an Wilhelm Grotrian (sie existiert noch heute unter dem Namen Grotrian-Steinweg) und trat in das Neujorker Geschäft ein, nachdem seine Brüder Heinrich am 11. März 1865 in Neuyork und Karl am 31. März 1865 in Braunschweig gestorben waren; Albert Steinweg starb 1876 in Neuyork.

Nachleben

  • Henry E. Steinway ist auf dem Green-Wood Cemetery in Brooklyn, Neuyork, begraben.
  • Im Städtischen Museum Seesen informiert eine Dauerausstellung über die Familie und die Firma Steinway. Im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht das erste in den USA gebaute Tafelklavier von Steinway & Sons.
  • In Wolfshagen im Harz, dem Geburtsort von Heinrich E. Steinweg, werden jährlich fünf Konzerte mit Musik verschiedener Epochen in der Festhalle veranstaltet. Im Turnus von drei Jahren finden die Wolfshäger Steinweg-Tage statt. Veranstalter dieser Konzertreihen ist der Wolfshäger Steinway e. V. Der Mittelpunkt der Konzerte ist ein antiker Steinway-Flügel, der vom Wolfshäger Steinway Verein e. V. hierfür angeschafft wurde.
  • Der Fremdenverkehrsverein Wolfshagen im Harz e. V. veranstaltet zusätzlich alle zwei Jahre im Februar das traditionelle Geburtstagskonzert zu Ehren des weltberühmten Klavierbauers.

Firmenschicksal

Durch ihre zahlreichen Patente wirkten Heinrich Steinweg und seine Söhne im Klavierbau richtungweisend und trugen wesentlich zur endgültigen Ausformung des Instrumententyps Flügel bei. Die Steinway-Flügel gelten seit Generationen der Weltspitze der Konzertpianisten und privaten Liebhabern als Nonplusultra der Klavierbauerkunst.

Produktionsstätten von Steinway & Sons befinden sich heute in Neuyork und Hamburg; Klaviere und Flügel zweier weiterer Marken (Boston, Essex) werden in Asien gefertigt. Gesellschafter ist die Steinway Musical Instruments, Inc., Boston (Massachusetts). 2013 wurde das Unternehmen an einen amerikanischen Finanzinvestor verkauft.[2]

Literatur

  • Horst-Rüdiger Jarck und Gerhard Schildt (Hrsg.): Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region. Braunschweig 2000
  • Ronald V. Ratcliffe: Steinway & Sons. Propyläen-Verlag, Frankfurt am Main (u. a.) 1992, ISBN 3-549-07192-2
  • Richard K. Lieberman: Steinway & Sons. Eine Familiengeschichte um Macht und Musik. Kindler, München 1996, ISBN 3-463-40288-2
  • Dirk Stroschein: Von Steinweg zu Steinway. Eine deutsch-amerikanische Familiensaga (Hörbuch auf Audio-CD). ISBN 3-455-32013-9
  • Paul Zimmermann: Steinweg, Heinrich, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1893)

Film

  • Henry Steinway - Die Geburt einer Legende. Deutschland/USA, 2009 (52 Min.) Szenische Dokumentation von Christoph Weinert. Erstausstrahlung: 16. Februar 2010 auf ARTE

Verweise

Fußnoten

  1. Biographische Angaben überwiegend aus der Deutschen Biographie (deutsche-biographie.de); die dortigen falschen Angaben zu Steinwegs Kindern sind hier im Text korrigiert.
  2. Eintrag "Steinway & Sons" in Munzinger Online/Brockhaus - Enzyklopädie in 30 Bänden. 21. Auflage