Historienbibel
Historienbibel ist die Bezeichnung für eine spätmittelalterlich-volkstümliche, in deutscher Prosa verfasste und reich bebilderte Darstellung der erzählenden Teile der Bibel, die durch Legenden und Profangeschichte erweitert sind. Es handelt sich hierbei um eine Sammelbezeichnung für mehrere Schriften bzw. Versuche, den Gesamtgehalt der Bibel, jedoch unter Ausschluß des prophetischen und didaktischen Elements und in der Regel mit vielerlei apokryphen Zusätzen versehen, unter Teile des Volkes, namentlich unter gewisse zwar gesellschaftlich höhergestellte aber lateinunkundige Schichten im Adel und Bürgertum, zu bringen.
Die Historienbibeln waren aus der poetischen Weltchronik des Rudolf von Ems nebst ihren Bearbeitungen hervorgegangen und fanden im 14. und 15. Jahrhundert vor allem im oberdeutschen Raum recht weite Verbreitung. Das wohl früheste Beispiel einer Historienbibel ist die bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstandene „Historia scholastica“ des französischen Theologen Petrus Comestor.
Literatur
- Eduard Reuss: Die deutsche Historienbibel vor der Erfindung des Bücherdrucks. Jena 1855
- Johann Friedrich Ludwig Theodor Merzdorf: Die deutschen Historienbibeln des Mittelalters. Tübingen 1870, 2 Bände