Horten Ho 229

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Die Horten Ho 229 (auch Gotha Go 229 oder Horten H IX) war ein deutsches Nurflügelflugzeug der Gebrüder Horten. Eine Kohlestaubbeschichtung machte das Jagdflugzeug für das feindliche Radar weitgehend unsichtbar.

Erläuterung

Die fertiggestellte Ho 229 V3 als Siegerbeute in den USA, 1950; sie war allen anderen Flugzeugen, nach Versuchsergebnissen aus dem Jahre 2014, mindestens um Dreijahrzehnte voraus und hätte den alliierten Terrorfliegern keine Chance gelassen.

Ende 1943 beschlossen die Gebrüder Horten, aus privaten Geldern einen Nurflügler zu konstruieren, nachdem sie bereits intensive Erfahrungen auf diesem Gebiet gemacht hatten. Als Kombination mit einem Strahlentriebwerk sollte so ein Hochgeschwindigkeitsjäger entstehen. Der Prototyp wurde beim Luftwaffen-Sonderkommando IX (9) 9 in Göttingen gebaut. Die Konstruktionsarbeit leistete fast ausschließlich Reimar Horten. Der erste Prototyp H IX V1 war ein unmotorisiertes Segelflugzeug, das von Heinz Scheidhauer am 1. März 1944 erstmals geflogen wurde. Scheidhauer hatte große Erfahrung mit den Nurflügelkonstruktionen von Horten und bescheinigte dem Flugzeug ein sehr gutes Flugverhalten. Später wurde das Sonderkommando kriegsbedingt nach Oranienburg verlegt.

Erste Erprobungsflüge erfolgten 1944/45, gleichzeitig wurden bei der Versuchsstelle für Höhenflüge in Oranienburg die Waffenversuche durchgeführt. Bei den Versuchen in Oranienburg hatte die V1 Schäden davongetragen (Fahrwerk und Nase waren beschädigt und wurden gegen Kriegsende fast schon wieder repariert). Sie wurde durch die V2 (2. Prototyp) ersetzt, die mit zwei Jumo 004 B-2 (nach manchen Quellen B-3) Strahlturbinen und ein einziehbares Fahrgestell besaß. Der geänderte Antrieb entsprang aus den nicht verfügbaren BMW-Aggregaten. Die V2 absolvierte vom Flugplatz Oranienburg aus am 2. Februar 1945 mit Erwin Zeller ihren Jungfernflug. Am 18. Februar 1945 verunglückte der Testflieger Erwin Ziller tödlich, als es zu einem Triebwerksausfall kam.

Wie viele Testflüge folgten, ist unklar. Als jedoch die Kriegsfront sich Oranienburg näherte, wurde das „Sonderkommando IX“ aufgelöst. Die Arado Ar 234 kam dagegen noch zum Kriegseinsatz.

Endsieg

Im April 1945 sollte die Serienfertigung des Bombers in Kahla bei Weimar beginnen. Ohne den permanenten Verrat in den eigenen deutschen Reihen, der den Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte und die Invasion in der Normandie 1944 ermöglichten, wäre ein Endsieg durchaus möglich gewesen.

Beutegut

Nach dem Zusammenbruch 1945 wurden die verbliebenen Flugzeugteile der Ho 229 V3 in Friedrichroda (zusammen mit einer Arado 234) von den US-amerikanischen Invasoren gestohlen (Beutenummer T2490), beim Unternehmen „Seahorse“ (Seepferd) über Cherbourg in die USA transportiert. Die Analyse und Konstruktionspläne wurden für die Konzipierung ihrer eigenen Tarnkappenbomber genutzt.

Versuche mit einem Originalnachbau 2014

Auf dem modernen Prüfstand von Northrop Grumman bewies der Nachbau der Horten 229 – ihre Entwicklung hatte zuletzt in den Händen der Gothaer Waggonfabrik gelegen – sensationelle Eigenschaften. Der Radarerfassungsbereich des Modells war um 20 Prozent reduziert. Stellt man außerdem in Rechnung, daß die Horten 229 knapp unterhalb der Schallgeschwindigkeit flog, hätte diese Tarnkappeneigenschaft die Reaktionszeit der alliierten Abwehr von 20 auf acht Minuten reduziert. Bei Angriffen im Tiefflug (15 m Höhe) wäre sie sogar auf zweieinhalb Minuten gesunken. Damit wäre keine Verteidigung mehr möglich gewesen, auch weil die „H IX“ zu schnell für jeden feindlichen Abfangjäger gewesen wäre. Die US-amerikanischen Ingenieure waren begeistert, daß sich der Mythos „Horten Ho 229“, nach Jahrzehnten der Spekulationen, bewahrheitet hat.

Der Leiter der Prüfkommission gab bekannt, der deutsche Nurflügler „war allen anderen Flugzeuge der Welt um Generationen voraus“. Dies hätte, so die US-amerikanischen Prüfer, erst recht für die größere Version der Ho 229, den Langstreckenbomber Horten H XVIII, gegolten.

„Dieses Flugzeug hätte den Kriegsverlauf entscheidend verändert.“ — Tim Knott, Flugzeugkonstrukteur, Northrop Grumman Corporation

Technische Daten

Die Ho 229 V3 wird seit 2014 im Restoration Hangar des Steven F. Udvar-Hazy Center restauriert und kann von der Besuchergalerie aus besichtigt werden (Stand: 2016).
Kenngröße Horten IX V3
Besatzung 1
Länge 7,47 m
Spannweite 16,8 m
Höhe 2,81 m
Flügelfläche 50,20 m²
Leermasse 4600 kg
Nutzlast 1000 kg
max. Startmasse 8100 kg
Höchstgeschwindigkeit 977 (1000) km/h*
Steigrate 1320 m/min*
Dienstgipfelhöhe 15.000 m*
Reichweite 1900 km*
Triebwerke 2 × Jumo-004-B2-Strahltriebwerk, je 8,7 kN Schub
Bewaffnung 4 × MK 108 (geplant)

* geplante bzw. errechnete Daten (die Ho 229 V3 ist im Gegensatz zur H IX V2 nie geflogen)

Filmbeiträge

Literatur

  • Huib Ottens: Horten Ho229 Spirit of Thuringia: The Luftwaffe's All-wing Jet Fighter [Englisch], Crecy Publishing 2006, ISBN 978-1903223666
  • David Myhra:
    • The Horten Ho 9/Ho 229: Vol 1: Retrospective [Englisch], ISBN 978-0764316661
    • The Horten Ho 9/Ho 229: Technical History (Schiffer Military History Book) [Englisch], ISBN 978-0764316678

Verweise