Jantzen, Stephan

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Stephan Jakob Heinrich Jantzen (* 20. Juli 1827 in Warnemünde; † 19. Juli 1913 ebenda) war ein deutscher Kapitän, Lotsenkommandeur und Seenotretter.

Leben

Nach seiner Konfirmation ging Stephan Jantzen im Alter von 14 Jahren zur See und musterte auf der Rostocker Galeasse „Argo“ als Schiffsjunge an. Bald schon wurde Jantzen zunächst Leichtmatrose, später dann Vollmatrose, und nach 6 Jahren legte er die Prüfung zum Steuermann auf großer Fahrt ab. In den folgenden sieben Jahren fuhr er auf drei verschiedenen Rostocker Schiffen als Erster Steuermann. Bereits zu dieser Zeit erwarb sich Jantzen den Ruf der Unerschrockenheit und Kühnheit. So ist überliefert, daß er während einer Fahrt nach New York über Wochen als einziges Besatzungsmitglied dem an Schwarzen Pocken erkrankten Kapitän Hilfe leistete, trotz des Widerstandes der übrigen Besatzung, deren Stimmung hart an der Grenze zur Meuterei lag. 1854 heiratete Jantzen die Warnemünderin Marie Susemihl, 1856 erhielt er das Patent zum Schiffer auf großer Fahrt und wurde im gleichen Jahr Kapitän der 38-Meter-Bark „Johannes Keppler“; dieses Schiff hatte Jantzen persönlich beim Rostocker Schiffbaumeister Heinrich Rickmann in Auftrag gegeben. Jantzen hatte auch Anteile an diesem Schiff, mit dem er in der Zeit von Dezember 1856 bis 1866 insgesamt zweimal die Erde umsegelte, meistens begleitet von seiner Frau und seinem erstgeborenen Sohn Magnus. Der zweite Sohn Varelius wurde auf einer der Reisen an Bord geboren. Beide Söhne Jantzens wurden später ebenfalls Seeleute.

Erste Seenotrettung

Im Juni 1863 kam Jantzen mit seiner Bark an der Küste Nordamerikas in die Nähe eines portugiesischen Schiffes, das nach einer Kollision mit einem anderen Schiff zu sinken drohte. Zusammen mit seiner Besatzung gelang es Jantzen, die 14-köpfige Mannschaft zu retten. Für diese Rettungsaktion wurde Stephan Jantzen vom portugiesischen König mit dem „Jesus-Christus-Orden“ ausgezeichnet.

Lotsenkommandeur und Vormann Jantzen

Als Jantzen im März des Jahres 1866 vom Rat der Stadt zum Lotsenkommandeur von Warnemünde gewählt worden war, verkaufte er die „Johannes Keppler“. Die hohe Wertschätzung und das Vertrauen, welches man Jantzen entgegen brachte, spiegelte sich in der Tatsache wider, daß er bereits vor seinem 40. Lebensjahr zum Lotsenkommandeur ernannt wurde, ein gemeinhin unübliches Alter für diese Aufgabe. Zur damaligen Zeit war es oftmals üblich, daß die Lotsenkommandeure gleichzeitig auch die Aufgabe der Vormänner der lokalen Seenotrettungsstationen der seinerzeit noch jungen Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) übernahmen. So fanden viele Rettungseinsätze der Station Warnemünde unter der Leitung Stephan Jantzens statt. Und viele dieser Einsätze zeigten erneut die Tapferkeit und Selbstlosigkeit dieses Mannes. Bekannt ist beispielsweise eine Rettungsaktion im November 1872, als Jantzen große Umsicht bei der Bergung einer Familie mit einem Raketenapparat während einer Sturmflut bewies, und mit seiner Mannschaft 6 Personen in Sicherheit bringen konnte. Selbst mehrfache Kenterungen der von ihm geführten Rettungsboote hielten Jantzen nicht davon ab, immer wieder unter Einsatz des eigenen Lebens Rettungseinsätze zu fahren.

Heldenhafter Rettungseinsatz

Beispielhaft hier die Rekonstruktion eines Rettungseinsatzes vom 16. Dezember 1873 anhand von schriftlichen Aufzeichnungen: Gegen 20 Uhr traf beim Lotsenkommandeur Jantzen ein Telegramm ein; ein kleines Fahrzeug war gestrandet und zeigte Notsignale. Sofort ließ Jantzen Rettungsboot und Raketenapparat bereit machen, jedoch dauerte es bis 22.30 Uhr, bevor die notwendigen Pferde vorhanden waren, da die meisten Besitzer das Wetter fürchteten. Gegen halb 11 Uhr abends konnten die Wagen ihre Fahrt über die verschlammten Wege starten und kamen nach über 3 Stunden in der Nähe des Unglücksortes an; in Doberan musste ein Stadttor wegen der zu großen Abmessungen der Wagen verbreitert werden.

Die Bedingungen waren derart schlecht, daß die Besatzung sich trotz Jantzens Flehen weigerte, das Boot zu besteigen; man wollte bis Tagesanbruch warten. Am nächsten Morgen waren etwa 175 Meter vom Land entfernt zwei am Mast ihres gesunkenen Schiffes festgebundene Personen zu erkennen, die ständig von Sturzseen überspült wurden. Da der Sturm inzwischen noch stärker geworden war, weigerte sich die Mannschaft weiterhin, das Rettungsboot zu besteigen, und so versuchte Jantzen, mit dem Raketenapparat eine Leinenverbindung zu dem Wrack herzustellen. Da keine der fünf abgefeuerten Raketen das Ziel erreicht, schickte Jantzen seinen Sohn zurück nach Warnemünde, um dort neue Raketen zu holen. Während dessen wurde nun doch der Versuch gemacht, die Unglücksstelle mit dem Rettungsboot zu erreichen. Dies scheiterte jedoch trotz vielmaliger Anläufe.

Bei einem fünften Versuch in der Abenddämmerung wurden Ruder und Pinne bei einer Grundberührung so stark nach oben gestoßen, daß Jantzen eine schwere Kopfverletzung erlitt. Trotz einer kurzzeitigen Bewusstlosigkeit gelang es Jantzen, das Boot an den Havaristen heran zu bringen; einer der Schiffbrüchigen konnte in das Rettungsboot aufgenommen werden, der andere fiel zunächst ins Wasser, konnte dann aber auch ins Boot gezogen werden. 30 Meter vor dem Strand wurden drei Lotsen durch einen gewaltigen Brecher aus dem Boot geworfen, sie konnten jedoch wieder ins Boot gezogen werden. Dabei zog Jantzen sich eine schwere Verletzung einer Hand zu und wurde später, bei einer weiteren schweren Grundberührung fast selbst aus dem Boot geworfen. Als Jantzen am späten Abend des 17. Dezembers 1873 in Warnemünde eintraf, war er so erschöpft, daß er aus dem Wagen gehoben werden musste. Für die Rettung der beiden dänischen Seeleute erhielt er später vom dänischen König die „Goldene Medaille für Edeltat“.

Auszeichnungen und Ehrungen

Für seine Einsätze erhielt Jantzen vielfache Ehrungen aus dem In- und Ausland. So empfing er vom schwedischen König das „Gustav-Vasa-Kreuz“, die dänische „Goldene Medaille für Edeltat“ (siehe oben), vom deutschen Kaiser Wilhelm I. den „Kronen-Orden IV. Klasse“, vom Großherzog von Oldenburg das Ritterkreuz. Weitere Auszeichnungen waren das „Kreuz der Wendischen Krone“ vom Fürstenhaus aus Mecklenburg, die Mecklenburg-Schweriner Rettungsmedaille, die Russische Rettungsmedaille sowie die Große Goldene Rettungsmedaille der DGzRS.

Seine Lotsen redeten Jantzen respektvoll mit „Herr Kommandür“ an, in seiner Heimatstadt hatte er den Spitznamen „der Großherzog“. Außerdem wurden ihm diverse Ehrenfunktionen angetragen; so war Jantzen ab 1867 Vertreter der Vaterländischen Feuerversicherung in Warnemünde, verwaltete von 1889 bis 1909 die „Stiftung für Wittwen und Waisen zur See verunglückter Warnemünder“, war Vorsitzender des Fischereivereins von Warnemünde und von 1890 bis zu seinem Tod Beisitzer einer Kommission zur Untersuchung von Seeunfällen, dem Reichsoberseeamt in Berlin. Aber auch nach seinem Tod am 19. Juli 1913 nach einer kurzen Krankheit wurde Stephan Jantzen geehrt, so zum Beispiel durch Benennung zweier Straßen in Warnemünde auf seinen Namen, das „Stephan Jantzen-Gymnasium“ in Rostock, die Taufe des größten Eisbrechers der DDR auf den Namen „Stephan Jantzen“ und die Namensgebung eines Seenotkreuzers der DGzRS, die „Vormann Jantzen“.