Meyer, Johann Heinrich

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Kunst-Meyer.jpg

Johann Heinrich Meyer (auch: Goethe-Meyer, Kunst-Meyer oder Kunschtmeyer; Lebensrune.png 16. März 1760 in Zürich; Todesrune.png 14. Oktober 1832 in Jena) war ein deutscher Maler, Kunstschriftsteller, Kunsthistoriker und Goethes Freund sowie Kunstberater.

Leben

Johann Heinrich Meyer (1760-1832), Selbstbildnis.jpg

Als Heinrich Meyers Vater, der Kaufmann Johann Baptist Meyer, nach einem geschäftlichen Mißerfolg 1764 in den spanischen Militärdienst trat, zog seine Mutter mit den drei Kindern von Zürich zu ihren Eltern nach Stäfa, wo ihr Vater, Hans Heinrich Billeter, Landschreiber war.[1] Nach Zeichenunterricht und einer Lehre als Formschneider lernte er in Zürich Johann Joachim Winckelmann kennen, dessen Werke er später herausgab, und ging anschließend nach Rom. Dort traf er Goethe, ging mit diesem 1791 als Zeichenlehrer nach Weimar und wurde dort 1806 Direktor des Weimarer Freien Zeicheninstituts.

Den vielen anekdotischen Beschreibungen der älteren Forschung über das Leben und die Persönlichkeit Johann Heinrich Meyers steht erstmals die wissenschaftliche Biographie von Jochen Klauß gegenüber, der sich nach Auswertung zahlreicher Quellen dem Kunstkenner, Zeichner und Akademieprofessor Meyer nähert. So konnten der fälschlicherweise bisher in Stäfa vermutete Geburtsort erstmals belegt und einige aufschlussreiche Fakten zum Verhältnis zwischen Meyer und Goethe gewonnen werden. Johann Heinrich Meyer wurde am 16. März 1760 in Zürich geboren, verlebte seine Jugend in Stäfa und kam 1776 in die Lehre zu Johann Koella (1740-1778), einem Formschneider und Maler in Stäfa. Nach dessen Tod zog Meyer nach Zürich, um dort seine Lehre bei Johann Caspar Füßli (1741-1825) fortzusetzen. Füßli hatte sich unter anderem als Herausgeber der Korrespondenz und Kenner Winckelmanns (1717-1768) einen Namen gemacht und Meyers kunsttheoretisches Verständnis nachhaltig geprägt. Zu Meyers Zeiten war Zürich für sein reges wissenschaftliches und künstlerisch-literarisches Klima bekannt, das von Malern und Kupferstechern wie Füßli, Ludwig Heß (1760-1800), Heinrich Wuest (1741-1821) und Salomon Geßner (1730-1788) geprägt war und auch Klopstock (1724-1803), Wieland (1733-1813), Kleist (1777-1811) und Goethe (1749-1832) zu Aufenthalten veranlasste. Ein erstes Treffen mit Goethe während dessen zweiten Zürich-Aufenthalts 1779 ist anzunehmen, jedoch wissenschaftlich nicht belegbar. Erst 1787 geben Quellen eindeutig Auskunft über das Zusammentreffen des Schweizer Malers mit dem inkognito reisenden Dichterfürsten in Rom, das Goethe in seiner Italienischen Reise literarisch verarbeitete. Der Entschluss Meyers, 1784 zusammen mit Heinrich Koella (1757-1789), dem Neffen seines einstigen Lehrers, nach Rom zu ziehen, ist im Kontext der zahlreichen Italienreisen deutsprachiger Künstler zu sehen, dessen Zustrom sich nach 1780 noch deutlich verstärkt hatte. In Rückblicken berichtet Meyer von seinen anfänglichen Schwierigkeiten, in diesen Kreis aufgenommen zu werden, und seinem Ziel, durch das Antikenstudium in Rom sein Kunstverständnis zu vervollkommnen:
„Dann fasste ich den in meinen Umständen verwegenen Entschluß, nach Rom zu gehen; dort habe ich wahrlich weder Mühe noch Anstrengungen des Nachdenkens geschont, um der Kunst in ihren Tiefen nachzuspüren; das Alterthum zog mich am meisten an, aber von den Kunstgenossen erfuhr ich wenig Zuneigung, den Dilettanten gegenüber fehlte mir die Leichtigkeit im Leben und im Schaffen. So lebte ich mehrere Jahre hin, erwarb den Bedarf nicht ohne Schwierigkeit und vermehrte dabey die Kenntnisse, doch will ich gestehen, es war eine ungeordnete Masse, in welche vielleicht nie Gestalt gekommen wäre. Nun erschien mir Goethe, an den schloß ich mich an.“ (Brief Meyer an Berka, 22.08.1817, zitiert nach Klauß 2001, S. 48)
Bis zu seiner „Entdeckung“ durch Goethe bestritt Meyer vor allem als Kopist und Cicerone seinen Lebensunterhalt. Immer mehr wurde Meyer jedoch in praktischen und theoretischen Kunstfragen zu einem wichtigen Berater Goethes und blieb mit ihm auch über dessen Abreise 1788 in enger Verbindung. Als Kunstsachverständiger und -agent sorgte er mit Vorschlägen für die Erweiterung von Goethes Kunstsammlung und wurde in Rom und Neapel zu einem Kontaktmann zwischen ihm und der deutschen Künstlerschaft. 1789 konnte Goethe Meyer ein zweijähriges Stipendium Herzog Carl Augusts von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757-1828) vermitteln und ihm eine Stellung als Lehrer an der Freien Zeichen-Akademie anbieten, die er 1795 antrat. Nach dem Tod von Melchior Kraus (1737-1806) übernahm Meyer 1807 das Direktorat der Schule und vollzog damit den Wechsel von der dort vorherrschenden Rokoko-Ausrichtung hin zum Klassizismus. Wie bereits in Rom wohnte Meyer auch in Weimar zeitweise mit Goethe im selben Haus, ein Umstand, der sowohl den intensiven persönlichen als auch wissenschaftlichen Austausch stärkte. Gemeinsam erarbeiteten sie zahlreiche kunstgeschichtliche Werke, unter anderem verfolgten sie das große Projekt einer „Geschichte der Kunst“. Diese enzyklopädisch angelegte Kunstgeschichte veranlasste Meyer zu einer erneuten Italienreise in den Jahren 1795/96. Nach seiner Rückkehr folgte eine gemeinsame Reise mit Goethe in seine Schweizer Heimat und die Heirat mit Caroline Friederike von Koppenfels (1771-1825). Sein kränklicher Zustand erschwerte die Arbeit und erforderte zahlreiche Kuraufenthalte in Karlsbad. Am 14.Oktober 1832 starb Meyer in Jena. Die Bedeutung Johann Heinrich Meyers ist weniger in seinem künstlerischen Werk zu sehen, in dessen zum Teil spröden klassizistischen Werken Meyers künstlerische Beschränkung deutlich wird, als vielmehr in seiner Kunstanschauung, die er im gegenseitigen Austausch mit Goethe entwickelt hatte. Dieses enge Verhältnis brachte ihm nicht zuletzt den von Zeitgenossen überlieferten und auf seinen Schweizer Dialekt anspielenden Namen des „Kunschtmeyers“ bzw. „Goethemeyers“ ein.[2]

Bildergalerie

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Heinrich Meyer und Goethe's Kunst-Ideen in: Robert Springer: „Die klassischen Stätten von Jena und Ilmenau. Ein Beitrag zur Goethe-Literatur“, 1869, S. 99ff. (PDF-Datei)
  • Arnold Federmann: Johann Heinrich Meyer, Goethes Schweizer Freund, 1760-1832, 1936

Verweise

Fußnoten

  1. Meyer, Johann Heinric, SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz
  2. Johann Heinrich Meyer, Goethezeitportal