Kennedy, Joseph Patrick
Joseph Patrick Kennedy ( 6. September 1888 in Boston; 18. November 1969 in Hyannis Port, Massachusetts) war ein VS-amerikanischer Finanzmann und Diplomat. Er gilt als Begründer der Kennedy-Familie.
Werdegang
Joseph Patrick Kennedy wurde als Sohn des irischen Einwanderersohns Patrick Joseph Kennedy und der Einwanderertochter Mary Augusta Hickey in den Vereinigten Staaten geboren. Am 7. Oktober 1914 heiratete er Rose Elizabeth Fitzgerald (1890–1995), die Tochter des Bostoner Bürgermeisters John F. Fitzgerald, mit der er später insgesamt neun Kinder hatte, darunter der spätere Präsident John F. Kennedy, Robert F. Kennedy, der es zum Justizminister brachte, der langjährige Senator von Massachusetts Edward Kennedy und Rosemary Kennedy, die er, als sie 23 Jahre alt war, wegen ihres von ihm nicht akzeptierten Verhaltens einer Lobotomie unterziehen ließ, wodurch sie zum Pflegefall wurde.
Kennedy besuchte bis zum Jahre 1911 die Harvard-Universität und zeichnete sich hier als Sportsmann aus.
Danach wurde er Geschäftsmann wie sein Vater. Bereits 1912-1914 hatte er eine kontrollierende Stellung im Bankwesen des Staates Massachusetts inne. 1914-1917 war er Präsident des Columbia Trust & Co. in Boston. Dank seines bemerkenswerten geschäftlichen Geschicks erwarb er sich das Vertrauen des amerikanischen Stahlmagnaten Charles M. Schwab, der ihm die Leitung eines seiner riesigen Werke für die Herstellung von Kriegsbedarf überließ. Es handelte sich um die Fore River-Anlage der Bethlehem Shipbuilding Corporation in Massachusetts, die er von 1917-1919 leitete. Kennedy verstand es im Laufe der Zeit, weitere Unternehmen unter seine Kontrolle zu bringen und war bereits zehn Jahre nach Beginn seiner Laufbahn im Besitz eines Millionenvermögens. Er betätigte sich in den verschiedenartigsten Geschäftszweigen: als Finanzmann, als Varieté-Unternehmer, schließlich auch als Filmhersteller.
Sein Vermögen, daß auf rund 2 Milliarden Fed-Dollar geschätzt wurde, erwarb er durch Börsenspekulationen, im Filmgeschäft und durch die Einfuhr von „Alkohol für medizinische Zwecke“ während der Prohibition. 1934 machte ihn Franklin D. Roosevelt zum obersten Börsenkommissar. Von 1937 bis 1940 war er VS-Botschafter in London, wurde aber abgesetzt, weil er die VSA unter allen Umständen aus dem Krieg gegen das Deutsche Reich heraushalten wollte. Dem VS-Kriegsminister Forrestal sagte er 1945: „Weder die Franzosen noch die Engländer hätten Polen zum Kriegsgrund erhoben, wenn nicht die ständige Stichelei durch Washington erfolgt wäre“. Nach Ende des Krieges widmete er sich der Förderung der politischen Karriere seiner Söhne[1].
Kennedy und die Deutschen
Der germanophile „Selfmade-Millionär“ Joseph P. Kennedy war 1937 von Präsident Roosevelt als Botschafter an den Hof von St. James entsandt worden. Dort schloß er Freundschaft mit Regenschirm-Premier Neville Chamberlain und bemühte sich, in Amerika Verständnis für die nationalsozialistische Regierung Deutschlands zu wecken, um einen Krieg zu vermeiden. Nach Kriegsausbruch glaubte er - von den Schlägen der deutschen Militärmacht beeindruckt - an die unabwendbare Niederlage Englands. Er bot seinen ganzen Einfluß auf, Amerika aus dem Krieg herauszuhalten. Das kostete ihn die Gunst Roosevelts und beendete seine diplomatische Karriere.
- „Kennedy sagte, wenn er nicht glaubte, daß eine Besserung in Europa erzielt werden könne, würde er seine Stellung lieber aufgeben. Er sei aber davon überzeugt und glaube vor allem, daß die Vereinigten Staaten zu freundschaftlichen Beziehungen mit Deutschland kommen müßten ... Die meisten (aus Europa berichtenden Amerikaner) hätten Angst vor den Juden und wagten nicht, Gutes über Deutschland zu sagen ... Wenn er für Deutschland einträte, so würde ihm das unbedingt geglaubt werden, da er Katholik sei ... Der Botschafter kam dann auf die Judenfrage zu sprechen und sagte, daß sie natürlich von großer Bedeutung für die deutsch-amerikanischen Beziehungen sei. Dabei sei es nicht so sehr die Tatsache, daß wir die Juden loswerden wollten, die uns so schädlich sei, als vielmehr das lärmende Getöse, das wir mit dieser Absicht verbänden. Er selbst habe durchaus Verständnis für unsere Judenpolitik; er stamme aus Boston, und dort wurden in einem Golfklub und in anderen Klubs seit 50 Jahren keine Juden zugelassen.“ (Bericht des deutschen Botschafters in London; von Dirksen, vom 13. Juni 1938 an Außenamts-Staatssekretär von Weizsäcker über eine Unterhaltung, die der deutsche Diplomat mit seinem US-Kollegen Joseph P. Kennedy hatte)
- „Der amerikanische Botschafter sagte ... (Premierminister) Chamberlain sei davon überzeugt, daß der Führer aufrichtig und guten Willens sei und daß er die von ihm (in der Sudetenkrise) eingegangenen Verpflichtungen stets halten werde.“ (Bericht des deutschen Botschafters in London, von Dirksen, vom 13. Oktober 1938 an das Auswärtige Amt über ein anderes Gespräch mit Joseph P. Kennedy)