Würzburger Käppele

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Käppele und 14. Kreuzwegstation, Ansicht von der oberen Terrasse

Das Würzburger Käppele ist eine barocke Wallfahrtskirche auf halber Höhe des Nikolausberges in Würzburg. Die volkstümliche Bezeichnung Käppele stammt aus der fränkischen Mundart und bedeutet Kapelle.

Anfänge

Während der Notzeit des Dreißigjährigen Krieges errichtete ein Fischer aus dem Mainviertel eine holzgeschnitzte Muttergottesfigur auf der halben Höhe des Nikolausberges. Diese wurde daraufhin oft von den Menschen aufgesucht, die dem Bilde ihre Notlagen anvertrauten oder Trost suchten. In der Folgezeit mehrten sich Votivgaben für erfahrene Erhörung am Bildstock so rasant, daß Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn seinen Weihbischof Johannes Melchior Söllner beauftragte, das Ganze genau zu untersuchen. Das Ergebnis wurde am 6. Juli 1650 in einem Protokoll festgehalten, das von Wundertaten und Heilungen spricht. Im Anschluß der Untersuchung erhielt das Bild eine kleine Kapelle mit einem hölzernen Dach. 1683 teilte Bischof Konrad Wilhelm von Wernau die Erlaubnis mit, die kleine Kapelle zu vergrößern und ihr einen Turm anzufügen. Eine weitere beantragte Vergrößerung wurde drei Jahre später von Bischof Johann Gottfried von Guttenberg abgelehnt, der dies u.a. damit begründete, daß die Kapelle zu nah an der Festung liege und im Falle einer Belagerung abgebrochen werden müsse. Erst 1690 wurde aufgrund des Zustroms zum Gnadenbild eine notwendige Erweiterung und Verschönerung der Kapelle genehmigt. 1712 wurde sie noch einmal verlängert und 1741 umfassend renoviert.

Neuplanung durch Balthasar Neumann

Barocke Kuppeldachzierde des Käppeles

Schon 1740 entwarf Balthasar Neumann den Plan zu einer neuen Kirche auf dem Nikolausberg. Eine schwierige Voraussetzung war hierbei der beschränkte Bauplatz auf halber Bergeshöhe. Neumann entwarf hier einen Zentralbau mit Kreuzgrundriß. Der sofortige Baubeginn wurde durch finanzielle Schwierigkeiten verhindert und erst acht Jahre später konnte man den Grundstein zum Neubau segnen. In dieser Zeit konzipierte Neumann den Bau neu und beschäftigte sich intensiv damit, wie eine Serie von aufbewahrten Plänen erkennen läßt. Anders als bei seinem ersten Entwurf von 1740 wurde die Gnadenkapelle nun mit einem neuen Zentralbau verbunden. An der Westseite errichtete man einen Klosterbau für die Kapuziner, die sich seit 1747 mit der örtlichen Wallfahrtsseelsorge beschäftigten. Auch die Wallfahrer trugen wesentlich zum Neubau der Kapelle bei – nicht nur finanziell. Kübel, die mit Kalk oder Sand gefüllt waren, wurden frei- und bereitwillig von den Pilgern vom Fuße des Berges hinaufgetragen.

Am 6. April 1750 genehmigte Fürstbischof Carl Philipp von Greiffenklau die Ausführung von Fresken, die von Matthäus Günther angefertigt wurden. 1752 war das Deckenfresko vollendet. 1753 verstarb Balthasar Neumann.

Treppenaufgang und Kreuzweg

Fassadenfigur Madonna von Johann Peter Wagner über dem Hauptportal

1759 erhielten die Kapuziner der Fränkischen Provinz die Erlaubnis, in oder bei ihren Klosterkirchen Kreuzwege zu errichten. Die von Balthasar Neumann geplanten „sieben Fälle Christi“ an einer geradlinigen Treppe, die zum Käppele führt, fielen somit weg. Statt der „sieben Fälle“ sollte nun nämlich ein Kreuzweg entstehen. Dieser sollte nicht auf einer geraden Treppe, sondern auf einer Terrassenanlage seinen Platz haben. Zugeschrieben wird diese Planung den beiden Hofarchitekten Johann Philipp Geigel und Johann Michael Fischer. 333 Stufen und fünf Terrassen mit ihren 14 Kreuzwegstationen führen nun vom Fuße des Berges zum neumann'schen Käppele.

1764 begann Dominicus Ickelsheimer mit dem Bau der Stationskapellen. Die Gestaltung der Figuren darin oblag dem Hofbildhauer von der Auwera, der jedoch unerwartet im Jahre 1766 starb. Der aus Obertheres stammende Bildhauer Johann Peter Wagner erhielt daraufhin den Auftrag für die Ausführung des Kreuzweges. Wagner vollendete 1778 dieses Werk. Am Beginn des Kreuzweges wurden 1897 die Figuren von Moses, David, Jesaja und Jeremias errichtet. Geschaffen hatte sie der Würzburger Bildhauer Arthur Schleglmünig.

Fertigstellung und Kriegswirren

Die Wallfahrtskirche konnte im Jahre 1792 feierlich eingeweiht werden. 1796 wurde Würzburg während des 1. Koalitionskrieges von französischen Truppen besetzt. Eine plündernde Abteilung erstürmte das Käppelekloster, die jedoch keinen großen Schaden anrichtete, da sie schnell vertrieben werden konnte. Während der Schlacht um Würzburg vom 2. bis 4. September 1796 kam es zu heftigem Artilleriefeuer zwischen den Franzosen auf der Festung und den kaiserlichen Truppen auf dem Nikolausberg. Dabei blieb das Käppele unversehrt. Nach dem kurzen Frieden von Campo Formio rückten die Franzosen während des 2. Koalitionskrieges 1800 erneut in Würzburg ein. Am 27. Dezember 1800 drang der bambergische Oberleutnant Großgebauer über die Stiegen zum Käppele vor, da sich die französischen Truppen auf dem Nikolausberg verschanzt hatten. Nach einem starken Schusswechsel in Kirche und Kapuzinerkloster flüchteten die Belagerer. Die kriegerischen Auseinandersetzungen wurden durch einen Waffenstillstand beendet, Würzburg war nun in der Hand französischer Soldaten, die erst am 24. April 1801 die Stadt gänzlich verließen.

Im Jahre 1803 wurde das Kapuzinerkloster säkularisiert. Während einer feindlichen Belagerung in den Jahren 1813/14 war das Käppele erneut bedroht. In dieser Zeit rettete man das Gnadenbild ins Ursulinenkloster. Während des Deutschen Krieges 1866 wurde die Festung Marienberg von preußischen Batterien auf dem Nikolausberg beschossen, doch auch hierbei blieb das Käppele unversehrt.

Beschädigungen während des Zweiten Weltkrieges

Im Zweiten Weltkrieg entging das Käppele am 21. Juli 1944 nur knapp den alliierten Bomben. Am Abend des 16. März 1945 jedoch zerstörten britische Bomber Teile der Wallfahrtskapelle. 90 Prozent der Würzburger Innenstadt und etwa 68 Prozent der städtischen Randbezirke gingen im Feuersturm unter, 5000 Menschen verloren ihr Leben. Während der Bombardierung konnten tatkräftige Männer im Käppele einzelne Brandherde löschen. Jedoch zersprangen die Glasfenster und die Dachhaut wurde beschädigt. Am 5. April 1945 kam es in einem amerikanischen Munitionslager an der Mergentheimer Straße zu einer Explosion, wobei durch den Luftdruck Treppen und Dachstuhl des Käppeles verzogen wurden.[1] Angesichts der völlig ruinösen Stadt hielt das Käppele aber auch diesen Kriegswirren fast unbeschädigt stand.

Sagen und Erzählungen

Ein Jahr später [1687?] sah ein Schlosser von der Festung aus, daß sich eine Stunde lang brennende Fackeln auf dem Nikolausberg bewegen. Eine letzte von ihnen geht zur Kapelle hin. Die Frau und die Magd des Schlossers bestätigen das. Bereits 1687 schien es den Schlosswachen, als stehe die Kapelle in Flammen. 1689 behaupteten der Vizekommandant der Festung und mehrere Soldaten, sie hätten ähnliche Erscheinungen wahrgenommen. 1693 sahen mehrere geistliche und weltliche Personen, daß der Turm der Kapelle lichterloh brannte. Als man löschen wollte fand man keine Spur von einem Brand. Wie immer diese Phänomene zu erklären sind, sie tragen dazu bei, den Zustrom zum Gnadenbild zu vergrößern.[2]
Während der Attacken auf das Käppele [2. Koalitionskrieg] und der Schießereien in seinem Inneren hat der Superior P. Johann Nepomuk Keilbert das Heiligtum nicht verlassen und sich unter dem Einsatz seines Lebens für dessen Bewahrung eingesetzt. Er berichtet, daß der Kommandant der dort eingesetzten Feldwache, ein junger holländischer Offizier, ihm mehrmals versicherte, "er habe eine Frau gesehen, welche mit einem weißen Schleier die Kugeln aufgefangen habe".“[3]

Literatur

  • Paul-Werner Scheele: Das Würzburger Käppele, Schnell + Steiner, 2010

Fußnoten

  1. Paul-Werner Scheele: Das Würzburger Käppele, Seite 36
  2. Paul-Werner Scheele: Das Würzburger Käppele, Seite 21
  3. Paul-Werner Scheele: Das Würzburger Käppele, Seite 32