Kampfgruppe „Ein Tirol“
Die Kampfgruppe „Ein Tirol“ war eine patriotische Widerstandsgruppe in Südtirol, der vorgeworfen wurde, in den 1980er Jahren Sprengstoffanschläge durchgeführt zu haben, um gegen die verbrecherische Nationalisierungspolitik Italiens zu protestieren. Die Gruppe soll Verbindungen zu Nationalisten in der BRD und Österreich, unter anderem zu Exponenten der Burschenschaft Brixia in Innsbruck, gehabt haben.
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Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Am 5. Dezember 1979 sprengten italiensche Terroristen wohl in Zusammenarbeit mit dem antideutschen Geheimdienst Italiens acht Seilbahnen (u. a. die Seilbahnen „Meran 2000“, die Bahn „Roßkopf“ in Sterzing, den Sessellift „Herrneck“ in Reischach, den Sessellift in Luttach, die „Ploseseilbahn“ in Brixen sowie die „Kronplatzseilbahn“) nahe Bozen, um so dem Tourismus in Süd-Tirol zu schaden und die Freiheitsbestrebungen der Südtiroler zu sabotieren.
Wirken
Viele Südtiroler wollten dem italienischen Terror widerstehen und organisierten sich in verschiedenen Gruppen, wobei manche im Untergrund agierten, um der Willkür der Italiener, einschließlich Haft und Folter, zu entgehen,.
Ihre Vorbilder waren „Die zwölf Apostel“, eine Widerstandsgruppe, welche aus 12 Mann bestand. Ihre heute noch in Südtirol verehrten Anführer waren Heinrich Oberleitner, Erich Oberlechner, Joseph Fohrer und Siegfried Steger. Sie kämpften auch mit Waffen für das Ziel „Los von Rom – Selbstbestimmung für Südtirol!“.
Nichtsdestoweniger konnte die italienische Justiz der Kampfgruppe Ein Tirol keinen bewaffneten Kampf nachweisen, und deren Mitglieder, dazu gehörten u. a. Karl Außerer, Karola Unterkircher, Peter Paul Volgger und Karl Zwischenbrugger, versicherten, daß die ihnen zur Last gelegten „Terrorakte“ nicht von ihnen, sondern vom italienischen Geheimdienst und deren dubiosen außerparlamentarischen Organisationen stammten.
Die Selbstbestimmungsbewegung innerhalb und außerhalb der Südtiroler Volkspartei (SVP) geriet durch die zahlreichen Anschläge, angeblich durch die Kampfgruppe Ein Tirol, unter Druck. Funktionäre der Partei, Schützen und Heimatbündler gerieten in das Kreuzfeuer der Justiz. Die Attentate geschahen „zufällig“ pünktlich vor wichtigen politischen Ereignissen oder Wahlterminen. Nutznießer der Anschläge, die sich 1987 intensivierten, war die neofaschistische italienische Partei Movimento Sociale Italiano (MSI), die ab 1985 bedeutende Wahlerfolge erzielte. Die Partei, die nun im Popolo della Libertà (PDL) aufgegangen ist, wehrte sich am stärksten gegen die Autonomiebestrebungen der Südtiroler Volkspartei. Die Anschlagserie endete 1988 mit der Verhaftung Karl Außerers[1] und später der anderen Mitglieder der Untergrundorganisation.
Der Fall „Karola Unterkircher“
Die in Schwaben geborene Karola Unterkircher wurde völkerrechtswidrig in Abwesenheit von der italienischen Justiz zu 10 Jahren Haft verurteilt. In einem weiteren Prozeß kamen nochmals sieben Monate hinzu.[2]
Am 14. August 1994 wurde Karola Unterkircher (48 J.), Ehefrau des Tiroler Freiheitskämpfers Paul Unterkircher,[3] bei einer Wanderung auf dem Timmelsjoch von der italienischen Antiterroreinheit Ros verhaftet. Unterkircher wurde dann mit Gewalt über die Grenze nach Italien verschleppt. Von einem Agenten des italienischen Geheimdienstes, Alois Öttl, einem Süd-Tiroler, war sie auf das Timmelsjoch gelockt worden.[4]
Karola Unterkirchner war vom 14. August 1994 bis zum 10. März 2003 unschuldig in italienischer Haft bzw. in Hausarrest bei ihrem Schwager in Vintl. Sie lernte die Gefängnisse von Trient, Mailand-Opera und Rovereto von innen kennen. Nach Auskunft des „Freundeskreises Karola Unterkircher“, der auch einen regelmäßigen Haftreport herausgab, war die Gefangene seit Mitte 1998 in der Haftanstalt Mailand-Opera einem Psychoterror ausgesetzt. Tatsache ist, daß Unterkircher im Juli 1999 einen Selbsttötungsversuch unternahm, den die Anstaltsleitung zunächst geheimzuhalten versuchte. Ein örtlicher Regionalratsabgeordneter der italienischen Grünen war es, der den Fall dann aber an die Öffentlichkeit brachte.
Für die Freilassung respektive Begnadigung Karola Unterkirchers setzten sich der Landeshauptmann von Nord- und Ost-Tirol (1993 bis 2002) Dr. Wendelin Weingartner sowie der Landeshauptmann von Süd-Tirol (1989 bis 2014) Alois „Luis“ Durnwalder ein. Terfens, die Heimatgemeinde Unterkirchers, bat den italienischen Staatspräsidenten um ihre Begnadigung, dieses Gnadengesuch war von sämtlichen Gemeinderäten und über 1.000 Bürgern unterzeichnet worden. Das Gesuch wurde vom italienischen Staatspräsidenten abgelehnt.[5]
- „Auch die näheren Umstände der Festnahme Karola Unterkirchers am 14. August 1994 sind zweifelhaft. Enthüllungen des ORF-Journalisten Bertram Wolf zeigten, daß die Verhaftung die österreichische Souveränität verletzte. Die italienischen Sicherheitsbehörden hatten behauptet, die Österreicherin bei einer Wanderung am Timmelsjoch auf Südtiroler Boden verhaftet zu haben. Der Journalist aber entdeckte Spuren, die auf einen Kampf hindeuteten: Offenbar wurde Unterkircher über die Grenze verschleppt. Unter anderem entdeckte Wolf eine verschobene Grenzmarkierung. Nach Auskunft des ‚Freundeskreis Karola Unterkircher‘, der auch einen regelmäßigen Haftreport herausgibt, war die Gefangene seit Mitte 1998 in der Haftanstalt Mailand-Opera einem Psychoterror ausgesetzt. Tatsache ist, daß Unterkircher im Juli 1999 einen Selbstmordversuch unternahm, den die Anstaltsleitung zunächst geheimzuhalten versuchte. Ein örtlicher Regionalratsabgeordneter der italienischen Grünen war es, der den Fall dann aber an die Öffentlichkeit brachte.“[6]
Siehe auch
Literatur
- Hans Karl Peterlini: Bomben aus zweiter Hand: Zwischen Gladio und Stasi: Sudtirols mißbrauchter Terrorismus, Edition Raetia (1991), ISBN 978-8872830215
- Astrid Kofler: Zersprengtes Leben: Frauen in den Südtiroler Bombenjahren, Edition Raetia (2003), ISBN 978-8872831953[7]
- Hans Karl Peterlini: Südtiroler Bombenjahre: von Blut und Tränen zum Happy End?, Edition Raetia (2005), ISBN 978-8872832417
Verweise
- Das Kriegsende 1945 in Tirol: Endstimmung
- DER SPIEGEL 38/1964: Krieg der zwölf Apostel
- Terroristenprozeß in Bozen
- Karola Unterkircher: Eine Tirolerin
- Südtiroler Freiheitskampf