Leibwache

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Baronin Louise Lehzen mit der Leibwache Victorias im Spielfilm „Mädchenjahre einer Königin“ (1954)

Eine Leibwache besteht aus einem oder mehreren Leibwächtern und ist für den Schutz des Lebens und der körperlichen Unversehrtheit bestimmter Personen verantwortlich – vornehmlich rund um die Uhr.

Leibwache – Leibgarde, Unterschiede

Eine Leibwache ist nicht mit dem militärischen Verband einer Leibgarde (auch: Leibregiment) als Teil der Garde zu verwechseln, die zwar auch einen Schutzauftrag hat, aber ebenfalls den Ehrenwachdienst und repräsentative Aufgaben übernimmt sowie Kampfaufträge in direkter Vertretung eines Herrschers ausführt. Die (Leib-)Garde ist Kern- und Lehrtruppe, die durch besondere Ausbildung und bevorzugten Einsatz gekennzeichnet ist. Solche Truppen werden häufig durch besondere Uniformen oder Abzeichen aus der Masse der Armee hervorgehoben. Gewöhnlich findet man Gardetruppenteile (→ Garde-Regiment) nur in den Landstreitkräften der Staaten. Bedeutende deutsche Leibgarde-Regimenter gab es u. a. bei der Preußischen Armee und der Bayerischen Armee.

Die Leibwache ist oft aus verwaltungstechnischen Gründen der Leibgarde unterstellt, deren autarkes Aufgabengebiet als Leibwächter/Personschützer unterscheidet sich jedoch erheblich.

Geschichte (Auszug)

Rom – Germanen

Im republikanischen Rom hatten die Befehlshaber des Heeres die Cohors praetoria als Leibwache, die sich später zur Prätorianergarde entwickelte. Bereits Gaius Julius Cäsar hatte eine germanische Leibwache besessen. Die römischen Kaiser der julisch-claudischen Kaiserdynastie (Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius und Nero) schufen sich dann eine vollständige Leibgarde (Germani corporis custodes bzw. cohors Germanorum) – das berittene Korps als Elitetruppe bestand ebenfalls aus Kriegern Germaniens, die die Römer ehrfurchtsvoll „blonde Löwen“ nannten.[1]

Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Herrscher Roms zusätzlich zur Garde eine persönliche germanische Leibwache unterhielten, denn Germanen waren als Leibwächter beliebt, auch bei wohlhabenden Bürgern. Die Leibgarde des Oströmischen Reiches war u. a. die Waranger-Garde.

Deutsches Reich

Adolf Hitlers Leibwache war das Führer-Begleit-Kommando (nicht mit dem Führer-Begleit-Bataillon zu verwechseln) und später auch Teile des Kommandos z. b. V. – sie verhinderten zahlreiche Attentate auf den „Chef“. Die oft fälschlicherweise als Leibwache deklarierte Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“ hatte den Status einer Leibgarde und verstand sich als Nachfolger der Leibhusaren Preußens. Himmlers Leibwache bestand aus Angehörigen der Kriminalpolizei. Das Begleitkommando des Reichsführers-SS war seit dem 1. Oktober 1935 dem Reichssicherheitsdienst unterstellt.

Bundesrepublik Deutschland

Die Sicherungsgruppe (SG) des Bundeskriminalamtes (bei Aufstellung 30 Kriminalbeamte, darunter ehemalige Spezialisten für Spionage- und Sabotageabwehr) wurde nach dem Vorbild des Kriminalkommandos z. b. V aufgebaut. Paul Dickopf, Kopf des Aufbaus des BKA, beauftragte im September 1952 einen Kriminalinspektor, ehemaliger Angehöriger des RSD, mit einem Gutachten über den Reichssicherheitsdienst. Die SG wurde in Schutz-, Begleit- und Ermittlungsdienst aufgeteilt, wie das die Kriminalkommando-Experten Jahre früher erfolgreich vorgemacht haben.

In der BRD genießen der Bundespräsident, der Kanzler, sämtliche Minister des Bundeskabinetts sowie eine fast unüberschaubare Anzahl von ehemaligen politischen Notablen Personenschutz. Dazu kommen die Mitglieder des Bundestages, des Bundesrates, des Bundesverfassungsgerichts sowie – in besonderen Fällen – ihre ausländischen Gäste als auch der Innenschutz der Dienst- und Wohnsitze sowie Aufenthaltsräume des Bundespräsidenten, der Mitglieder der Bundesregierung und ihrer ausländischen Gäste. Das Bundeskriminalamt (BKA) erarbeitet eine sogenannte Gefährdungseinschätzung, nach der sich auch die Zahl der Personenschützer richtet.

Den besonderen Herausforderungen bei Personenschutzeinsätzen in Krisengebieten begegnet das Bundeskriminalamt mit speziell ausgebildeten und ausgestatteten Personenschutzkommandos. Der Einsatz moderner technischer Mittel wie z. B. sondergeschützter Fahrzeuge, waffentechnischer Ausrüstung oder einer speziellen Kommunikations- und Nachrichtentechnik sind für die Aufgabenbewältigung unverzichtbar.

Bei der Durchführung der erforderlichen Maßnahmen arbeitet die Sicherungsgruppe eng mit den Polizeibehörden der Länder, der Bundespolizei, dem Polizei- und Sicherungsdienst des Deutschen Bundestages sowie ausländischen Sicherheitsbehörden zusammen.

Genaue Angaben zu den Schützern und den Beschützten werden aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich gehandelt. Geschätzt wird, daß sich in der BRD (Stand: 2013) zwischen 500 und 1.000 Polizisten allein um Politiker kümmern. Es wird davon ausgegangen, daß der engere Kreis der persönlichen Bewacher des Bundeskanzlers etwa 20 bis 35 Leibwächter umfaßt.

Bundeswehr

Bei der Bundeswehr sind Feldjäger mit der Spezialisierung Personenschutz ebenfalls für die Sicherheit der militärischen Führungskräfte im In- aber hauptsächlich Ausland zuständig.

Sprachentwicklung

Im 21. Jahrhundert spricht man vom Personenschutz statt von Leibwache, wobei bedauerlicherweise auch der unnötige anglizistische Begriff „Bodyguard“ für Leibwächter und „Security“ für Sicherheit bzw. Sicherheitsbeauftragter verwendet wird.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Hoffmann: Die Sicherheit des Diktators – Hitlers Leibwachen, Schutzmaßnahme, Residenzen, Hauptquartiere, Piper Verlag, 1982, ISBN 978-3492021203
  • Rochus Misch: Der letzte Zeuge: Ich war Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter, Pendo Verlag, ISBN 978-3866121942
  • Ronald Kessler: Im Secret Service – Die Leibwächter der US-Präsidenten packen aus, Riva (2010), ISBN 978-3868830583

Fußnoten