Lettré, Emil

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Emil Lettrés.jpg

Emil Lettré (Lebensrune.png 22. Juni 1876 in Hanau; Todesrune.png 8. April 1954 in Berlin) war ein deutscher Gold- und Silberschmied.

Wirken

Lettré wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, er kam 1883 nach dem Tod des Vaters in das Waisenhaus nach Pforzheim und kehrte danach zur Mutter nach Hanau zurück. Zu seiner Anfängen erzählte Emil Lettré folgendes[1]:

„Der Anfang war das Waisenhaus in Pforzheim und die Lehrzeit in Hanau. Pforzheim und Hanau, beides Städte, in denen die Schmuckwarenfabrikation eine bedeutsame Rolle spielt - ist es nicht fast schicksalhaft? Ein bescheidenes Beginnen also, aber wer nichts besitzt, kann nur gewinnen! Frühmorgens trug ich für den Bäcker die Semmeln aus, abends setzte ich in den Biergärten die Kegel auf, und am Sonntag sang ich im Chor der französischen Gemeinde. Mitunter spielte ich auch im Stadttheater mit, als Statist in Märchenaufführungen.
Eines Tages war ich Lehrling in einer Goldschmiede, fünf Jahre lang! Daneben mußte ich die Zeichenakademie besuchen, und wenn ich dort auch oft fehlte, hin und wieder erhielt ich doch Auszeichnungen für Entwürfe. In der Werkstatt aber war ein Geselle, der die Welt gesehen hatte, er besaß eine Hand, deren Fertigkeit und Kultur ich tief bewunderte, Seine Art, das Metall zu behandeln, war neu, von großer Freiheit - Modellierung und Ausführung waren vollkommen. Er erzählte mir von seinen Fahrten, von Paris und Wien und Budapest und so wuchs meine Sehnsucht nach der Ferne.
Kaum war die Lehrzeit vorüber, da zog es mich auch hinaus - nach Wien zunächst, wo ich als Zeichner und Goldschmied mein Geld verdiente. Der Zauber dieser Stadt hatte mich ganz gefangen: die Kirchen, die Paläste, die Menschen. Ja - Wien war schön und ich zwanzig Jahre alt! Staunend stand ich vor den ungeheuren Kostbarkeiten, die die Schatzkammer in der Burg barg, darunter die herrliche Kaiserkrone der Hohenstaufen! Weiter ging es - nach Budapest, es war ein neuer trunkener Jubel, ein neuer Blick in das glitzernde Dasein! Der große Magnet aber war Paris. Auf Umwegen kam ich in die französische Hauptstadt, Zürich ist nur ein kurzes Zwischenspiel gewesen, ebenso Nizza, das ich wandernd erreichte. Ich kletterte die hohen Gipfel hinauf, stapfte durch knietiefen Schnee und erreichte völlig ermattet die Paßhöhe des St. Gotthard. Der Spürsinn der treuen Hunde fand mich und so kam ich ins Hospiz, wo mich die freundlichen Mönche verpflegten und wieder reisefertig machten. Lugano - Mailand - Genua - - und endlich, endlich Nizza! War es Wirklichkeit, dieses Blumenmeer, diese schimmernden Hotelpaläste, diese eleganten Menschen, der blaue Himmel, die lachende Sonne und das weite, wellende Meer? Traum von sechs Monaten - dann hielt ich vom Gare de Lyon meinen Einzug in Paris. Anderthalb Jahre hat mich die Stadt festgehalten, dieses Zentrum alter Kultur, genießerischen Lebens - ich sammelte neue Erkenntnisse, bis der Ruf der Heimat stärker und stärker wurde. In meinem eigenen Lande wollte ich etwas bedeuten, nun, da ich die Fremde kennengelernt hatte! Schürmann, ein großer Juwelier in Frankfurt am Main, holte mich, damit ich für ihn in Berlin eine Werkstatt führen sollte.
Am 1. September 1900 begann ich in der Dorotheenstraße. Zuerst war es ein leeres Zimmer, ein Kachelofen bildete meinen Tresor, hier bewahrte ich oft Juwelen im Werte von einer Viertelmillion auf. Einmal wurde ein Paket Diamanten beim Ausfegen mit in den Kehricht geworfen, ich habe es nach Tagen wiedergefunden! Aber noch einmal zog es mich fort - nach München, einerseits der Kunstschule wegen, andererseits, um Distanz zu mir selber und dem Bisherigen zu gewinnen. Denke ich an die Münchener Jahre zurück, so bedeuten sie für mich Entspannung, denn hier genoß ich die Unbeschwertheit des Alltags, es waren glückliche Zeiten.“

Lettré wurde von A. Messel zur Mitarbeit am Kronprinzensilber herangezogen, arbeitete für verschiedene Auftraggeber, auch nach fremden Entwürfen (z. B. von Eduard Pfeiffer). Es entstanden Sportpreise im Auftrage des Kaisers, Becher für das Direktorium der Firma Krupp anläßlich des 100jährigen Firmenbestehens.

Eine Einladung zur Übersiedlung in die Künstlerkolonie Darmstadt lehnte Lettré ab. Seit 1933 leitete er für anderthalb Jahre die Zeichenakademie Hanau, behielt dabei jedoch seinen Wohnsitz in Berlin. Lettré erhielt größere Staatsaufträge. Nach 1933, 1936/37 stattete er die Botschaft in London mit Geräten und Tafelsilber aus. Ausstellungen seiner Werke fanden 1926 in Paris, 1934 in Hanau, 1950 in Düsseldorf und 1976 in Köln statt. – Stilistisch war Lettré in seiner Lehrzeit noch vom Historismus und der Serienfertigung bestimmt. Die Erfahrungen der Wanderjahre führten zu einem mehr spielerischen Umgang mit den historischen Vorbildern.

Wichtige Anregungen empfing Lettré auch von Schmuck und Gerät der großen Museen, von Ornamentstichen des 16. Jahrhunderts und dem englischen Silber des 17. und frühen 18. Jahrhuderts. Zur Formenwelt des Jugendstils hatte er keine Beziehung; bevorzugt verwendete er einfache, geometrische Formen und glatte, unverzierte Flächen. In ihrer Materialgerechtigkeit und Klarheit wirkten Lettrés Werke wegweisend. Lettrés künstlerisches Ideal war zeitlose Eleganz. Viele seiner Werke lassen sich daher schwer datieren, und man kann kaum nachvollziehen, daß so Unterschiedliches aus einer Hand stammt. “

Fußnoten

  1. Der Silberspiegel, Nr. 11, 1938