Lew, Jacob
Jacob Joseph „Jack“ Lew (geb. 29. August 1955 in Neuyork Stadt) ist ein Jude in den Vereinigten Staaten von Amerika. Am 1. November 2023 bestellte man ihn zum Botschafter der USA in Israel. Vom 28. Februar 2013 bis zum 20. Januar 2017 war er Finanzminister des Landes für die zweite Amtszeit Obamas. Sein Vorgänger im Amt war der Jude Timothy Geithner, sein Nachfolger der Jude Steven Mnuchin. Vom 27. Januar 2012 bis zum 25. Januar 2013 hatte Lew als Stabschef des Weißen Hauses fungiert.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Jacob Joseph Lew wurde am 29. August 1955 in Neuyork geboren. Sein Vater, ein Anwalt und Buchantiquar, war nach dem Ersten Weltkrieg als Kind aus Polen in die VSA eingereist. Nach Abschluß der Forest Hills High School studierte er zunächst am Carleton College in Minnesota, wechselte dann aber an das Harvard College, wo er 1978 den Bachelor-Grad (B. A.) erhielt. Ein darauf folgendes rechtswissenschaftliches Studium an der Georgetown University schloß er 1983 mit dem juristischen Doktorgrad (J. D.) ab.[1]
Wirken
Schon als Zwölfjähriger kam Jacob Lew als Wahlkampfhelfer des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Eugene J. McCarthy in Kontakt mit der Politik. Während seiner Studienzeit war er später als Hilfskraft am US-Kongreß tätig. Ab 1979 gehörte er zum Mitarbeiter- und Beraterstab von Tip O’Neill, des demokratischen Sprechers im Repräsentantenhaus. Er führte diese Tätigkeit auch nach Abschluß seines Jura-Studiums fort und fungierte unter O’Neill bis 1987 u. a. als Assistant Director, dann Executive Director des Lenkungs- und Politikausschusses (Steering and Policy Committee) der demokratischen Fraktion. Zuständig für innen- und wirtschaftspolitische Angelegenheiten, diente er in dieser Funktion auch als O’Neills Verbindungsmann zur „Greenspan Commission“, die an einem überparteilichen Kompromiß zur Reform des Sozialversicherungssystems arbeitete.
Nach seiner Zulassung als Rechtsanwalt im Bundesstaat Massachusetts war Jacob Lew zwischen 1988 bis 1993 Partner der Kanzlei Van Ness, Feldman & Curtis, hielt aber auch in dieser Zeit gute Arbeitskontakte zur Demokratischen Parteiorganisation.
Nach Wahlsieg und Amtsantritt des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton übernahm Jacob Lew im Februar 1993 im Stab des Weißen Hauses die Position eines Sonderassistenten mit Zuständigkeit u. a. für die Entwicklung der Corporation for National and Community Service (AmeriCorps) sowie das umstrittene Projekt einer Gesundheitsreform. Im Oktober 1994 wechselte er als stellvertretender Direktor in das Office of Management and Budget (OMB), der für die jährliche Haushaltsaufstellung und -vorlage vor dem Kongreß zuständigen Regierungsbehörde. In dieser Funktion hatte er maßgeblichen Anteil an dem Kompromiß zwischen beiden Parteien im Kongreß, der 1997 zu einer Sanierung des Haushalts führte. Im Mai 1998 rückte er dann selbst zum Direktor des OMB auf. In dieser Funktion war er bis Ende der Amtszeit der Clinton-Administration im Januar 2001 auch Mitglied des erweiterten Kabinetts sowie des National Security Council.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Regierungsdienst folgte Jacob Lew 2001 einem Ruf als Professor of Public Administration an die New York University und fungierte zudem an gleicher Universität bis 2006 als Executive Vicepresident sowie Chief Operating Officer (COO). Im Juni 2006 wechselte er in führender Position an die Citigroup, wo er als COO zunächst für Global Wealth Management, dann von 2008 bis Januar 2009 für den Bereich Alternative Investments verantwortlich war.[2] Lew investierte sehr erfolgreich in einen Fonds, der auf den Zusammenbruch des Immobilienmarktes für Wohnimmobilien wettete.[3] Kurz bevor die Citigroup staatliche "Rettungs"gelder erhielt und Lew die Bank verließ, um eine Stelle in der Obama-Administration zu übernehmen, soll der Jurist – nach Aussage des US-Senators Charles Grassley - von der Bank einen Bonus von 940.000 Fed-Dollar erhalten haben.[4][5]
Nach dem Wahlsieg des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama im November 2008 und dessen Amtsantritt im Januar 2009 übernahm Jacob Lew als Vizeaußenminister (Deputy Secretary of State) unter Außenministerin Hillary Clinton mit Zuständigkeit für Management und Haushaltsplanung erneut ein hochrangiges Regierungsamt. Als OMB-Direktor Peter Orszag im Juli 2010 seinen Rücktritt erklärte, wurde Jacob Lew von Präsident Obama als Nachfolger nominiert, wobei Lews neuerliche Berufung an die Spitze des OMB erst mit der (einstimmigen) Bestätigung durch den Senat im November des gleichen Jahres wirksam wurde. Als mit dem Rücktritt von Obamas Stabschef William Daley im Januar 2012 ein weiterer politisch wichtiger Posten im Weißen Haus zu besetzen war, fiel die Wahl des Präsidenten wiederum auf Lew, der Anfang Februar das neue Amt antrat. Lew bekleidete das Amt bis zum 25. Januar 2013; sein Nachfolger wurde Denis McDonough. Am 10. Januar 2013 wurde Lew als Finanzminister des Landes für die zweite Amtszeit Obamas nominiert[6] und war dann vom 28. Februar 2013 bis zum Abtritt der Regierung am 20. Januar 2017 im Amt.
Nachfolger
Der nächste Finanzverwalter der Regierung wurde am 13. Februar 2017 Steven Mnuchin (Jude), ein ehemaliger Goldman Sachs Chief Information Officer (bis 2002) sowie Inhaber eines Hedge Fonds. Medien sagen Mnuchin ein Vermögen von etwa 500 Millionen Fed-Dollar nach. Mnuchin ist der dritte Goldman-Sachs-Mann, der den Posten eines Secretary of the Treasury in einer US-Administration erhielt.
Mitgliedschaften
Lew gehört auch dem Council on Foreign Relations, der National Academy of Social Insurance (NASI)[7] sowie der „Denkfabrik“ Brookings Institution an.
Familie
Jacob Lew ist Mitglied einer orthodoxen jüdischen Gemeinde. Nach Presseberichten folgt Lew orthodoxen Vorstellungen des Judaismus und hält den Sabbat.[8]
Verweis
- Andrew Hamilton: Jacob „Jack“ Lew - Obama’s Nominee for Secretary of the Treasury Counter-Currents Publishing, Artikel vom 11. Januar 2013