Mayotte
Mayotte ist eine tropische Insel, die in der Straße von Mosambik zwischen Mosambik, Ostafrika und der Insel Madagaskar vor der Küste Afrikas liegt. Sie ist mit 374 Quadratkilometern die zweitkleinste Insel des Komoren-Archipels. Das Eiland vulkanischen Ursprungs besteht aus den beiden größeren Inseln „Grande Terre“ und „Petite Terre“ sowie mehr als einem Dutzend weiterer kleiner Inseln.
Seit dem 1. Januar 2014 reichen die Grenzen der Europäischen Union bis nach Ostafrika, denn die Inselgruppe Mayotte bekommt den Status eines „Gebietes in äußerster Randlage“ und zählt somit offiziell zum Territorium der Europäischen Union.
Auf dieser Komoren-Inselgruppe grassieren Armut und Unterentwicklung; sie sind vom wirtschaftlichen Niveau anderer EU-Gebiete himmelweit entfernt.
Der Euro ist schon lange offizielle Währung des Archipels. Seit 1987 gingen etwa 680 Millionen Euro nach Mayotte. Das wird in Zukunft vermutlich erheblich mehr, denn dann werden die Insulaner von der EU-Regionalförderung profitieren und diese Geldquelle nutzen. „Eine Herausforderung für Mayotte wird darin bestehen, die Vorbereitungen voranzutreiben, die neu verfügbaren EU-Gelder zu verwalten und richtig einzusetzen“, kommentierte schon vorab der EU-Kommissar für Regionalpolitik, Johannes Hahn.
Auch nach dem Ende des französischen Kolonialreichs wurde die Region nicht unabhängig; die Bewohner von Mayotte sahen sich als „französische Übersee-Bevölkerung“, denn in einer Volksbefragung stimmten 2009 mehr als 95 Prozent der Wahlberechtigten dafür, daß ihre Insel ein offizielles „Übersee-Department“ Frankreichs werde. Im Jahr 2011 trat ein entsprechendes Gesetz in Kraft und seit 2014 gehören die Afrikaner zur EU.
Der Präsident von Mayotte heißt zwar derzeit François Hollande, die Mahoren haben jedoch kaum etwas mit Franzosen oder Europäern gemein. So beherrscht nur etwa die Hälfte der Bevölkerung die französische Sprache, und das jährliche Bruttoinlandprodukt pro Einwohner liegt bei 6.500 Euro, der EU-Durchschnitt ist sechsmal so hoch. Auch bei der Religion gibt es einen entscheidenden Unterschied: 97 Prozent der Bevölkerung sind Muselmanen (Angaben des britischen Senders BBC).
Auf Mayotte kommmt es weiterhin zur illegalen Masseneinwanderung von Bewohnern benachbarter Inseln, die von den französischen Sozialleistungen profitieren wollen. So sind fast die Hälfte der gut 212.000 Einwohner Mayottes Eindringlinge.[1]
Rechtsprechung
Für die Gesetzgebung des Gebietes dürfte das EU-Recht nur eine Hürde darstellen. Seither konnten die Bewohner zwischen islamischem (→ Scharia) oder französischem Recht wählen, nun findet auch EU-Recht Anwendung. Über die Vielweiberei werden junge Mahoren vermutlich bald nur noch in Geschichtsbüchern lesen, Familienstreitigkeiten werden nicht mehr vor dem islamischen Richter ausgetragen, das Mindestalter für Heirat wird auf 18 Jahre angehoben.
Ein Großteil der französischen Steuerzahler und noch mehr in der restlichen EU stellen sich die Frage nach dem Sinn der EU-Außengrenzen im Indischen Ozean. Die Pariser Regierung argumentiert mit Fischerei- und Handelsmöglichkeiten und installierte „vorsorglich“ Militärstützpunkte. Tatsächlich sind die Militärstützpunkte der Hauptbeweggrund Frankreichs, seine kolonialen Überbleibsel zu behalten.[1]
Die fernen, landschaftlich paradiesischen Inseln könnten sich allenfalls zum Urlaubsort entwickeln, sofern „Safari-Europäer“ mit den derzeit noch kärglichen Angeboten zufrieden sind. Das Tropenklima mit einer trockenen, wohltemperierten Saison von Mai bis Oktober und der heißeren und regenreichen Saison von November bis April scheint dafür ideal.
Die Komoren, nur 100 Kilometer entfernt, erheben seit langem Gebietsansprüche auf Mayotte – und sie werden dabei u. a. von der Afrikanischen Union (AU) unterstützt. Mehrmals hatte die AU bereits erfolglos versucht, Mayotte auf diplomatischem Weg in die Komoren einzugliedern. Die in der Region schwelenden verschiedenen Rivalitäten wird der neue EU-Status der Inselgruppe aber wohl nicht entschärfen.