Metapedia:Werkstatt/Festung Brest

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Die Brester Festung, auch bekannt als Festung Brest-Litowsk (der polnische Name der Stadt war Brześć Litewski), ist eine im 19. Jahrhundert erbaute Festung am westlichen Stadtrand von Brest an der Einmündung des Muchawez in den Bug. Heute ist sie eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Belarus.

Errichtung und Ausbau

In den 1960er Jahren wurden auf dem Gelände der Brester Festung die hölzernen Fundamente einer mittelalterlichen Siedlung freigelegt – die Stadt hatte hier, geschützt auf Inseln, ihren Anfang genommen. Für den Festungsbau wurde Brest ohne Rücksicht auf seine Einwohner um etwa zwei Kilometer nach Osten „verschoben“: Die Stadt wurde größtenteils abgerissen oder niedergebrannt.[1] Daher befinden sich in der heutigen Stadt keine Gebäude, die älter als 170 Jahre sind. Einige Gebäude des alten Brest blieben erhalten und wurden für militärische Zwecke angepasst.

Die Festung wurde in den Jahren 1836–1842[1] zur Sicherung der russischen Westgrenze gegen Kongresspolen am Zusammenfluss der Flüsse Muchawez und Bug errichtet. Die später modernisierte und erweiterte Anlage sollte Angreifern den Weg ins Landesinnere versperren. Sie gilt als größte Festungsanlage des 19. Jahrhunderts im Russischen Reich. Für den Bau mussten viele Gebäude abgerissen werden, darunter auch die Alte Große Synagoge von 1568.

Kampf um die Festung 1939

Die strategisch wichtige Festung wurde im Rahmen des Überfalls auf Polen während des Zweiten Weltkrieges zwischen dem 14. und 17. September 1939 erobert. Nach drei Tagen schwerer Kämpfe konnten sich Teile der polnischen Festungsbesatzung zurückziehen; der Rest kapitulierte gegenüber dem deutschen XIX. Panzerkorps unter General Heinz Guderian.

In Übereinstimmung mit dem Geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt übergaben die Deutschen die Stadt Brest mitsamt der Festung am 22. September der Roten Armee. In der Stadt fand eine gemeinsame deutsch-sowjetische Militärparade statt. Die Festung lag nun, nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens, direkt an der neuen deutsch-sowjetischen Grenze.

Kampf um die Festung 1941

In der Nacht zum 22. Juni befanden sich in der Festung etwa 9.000 Mann[2] und 300 Offiziersfamilien. Am gegenüberliegenden Ufer des Grenzflusses Bug lag die 45. Infanterie-Division der deutschen Wehrmacht (etwa 17.000 Mann) unter Befehl von Generalmajor Fritz Schlieper, die den Auftrag hatte, die Festung handstreichartig zu nehmen.

Die nun folgenden Kämpfe spielen in westlichen Narrativen über den Zweiten Weltkrieg kaum eine Rolle. In den sowjetischen und post-sowjetischen Diskursen hingegen ist die Verteidigung der Brester Festung als Beispiel für Heldenmut und Widerstandsgeist schlechthin genommen worden.[3]

Der deutsche Plan, die Festung im Sturm zu nehmen, um auf diese Weise die „Panzerrollbahn 1“ nach Osten zu sichern, ging nicht auf. Die Festungsarchitektur bot Familien und Soldaten in Teilen einen gewissen Schutz, so dass viele den massiven Artillerieangriff überstehen konnten, der sie im Schlaf überrascht hatte. Unter höchst ungünstigen Bedingungen griffen die Grenzsoldaten und Rotarmisten zu den Waffen und setzten sich gegen den deutschen Angriff zur Wehr; anderen gelang es, die Festung – wie es im Falle eines Angriffs vorgesehen war – Richtung Osten zu verlassen. Die weit ins Festungsinnere vorstürmenden Deutschen erlitten unerwartet schwere Verluste, am ersten Tag des Krieges kamen fast 300 von ihnen um. Heftige Kämpfe hielten drei Tage an, am Ende des dritten Tages befanden sich etwa 4.000 Rotarmisten in deutscher Kriegsgefangenschaft.[4] Es folgten zwei weitere Tage, in denen um einzelne Widerstandsherde gekämpft wurde. Am 27. Juni herrschte weitgehend Ruhe in der Festung; nur das Ostfort auf der Nordinsel wurde noch verteidigt. Die besondere Architektur machte die Einnahme mit rein infanteristischen Mitteln unmöglich. Luftangriffe am 29. Juni veranlassten die Besatzung des Ostforts zur Aufgabe. Etwa 350 Rotarmisten gingen in Gefangenschaft. Nach dem Ende der Kämpfe waren ca. 6.800 Soldaten der Garnison der Brester Festung in Gefangenschaft[5], mindestens 2.000 weitere waren gefallen. Die Eisenbahnstrecke und die Panzerrollbahn Nr. 1 galten den Deutschen aber bereits am Abend des 22. Juni als gesichert.[6]

Literatur

  • Rostislav Aliev: Šturm Brestskoj kreposti. Moskau 2008. (kritische Rezension des Buches in Belarussischer Sprache)
  • Kristian Gancer [Christian Ganzer], Irina Elenskaja, Elena Paškovič [u. a.] (Hg.): Brest. Leto 1941 g. Dokumenty, materijaly, fotografii. Inbelkul’t, Smolensk 2016, ISBN 978-5-00076-030-7 [1]
  • Christian Ganzer: Kampf um die Brester Festung 1941. Ereignis – Narrativ – Erinnerungsort, Paderborn 2021 (Krieg in der Geschichte 115).
  • Christian Ganzer: German and Soviet Losses as an Indicator of the Length and Intensity of the Battle for the Brest Fortress (1941). In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 27, Issue 3, S. 449–466.
  • Christian Ganzer: Sowjetische Kriegsgefangene in der sowjetischen und post-sowjetischen Erinnerungskultur. Die Brester Festung – Eine Fallstudie. In: Frédéric Bonneseur, Philipp Dinkelaker, Sarah Kleinmann [u. a.] (Hg.): Besatzung, Zwangsarbeit, Vernichtung. 20. Workshop zur Geschichte und Gedächtnisgeschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Berlin 2017, S. 201–218.
  • Christian Ganzer: Remembering and Forgetting: Hero Veneration in the Brest Fortress. In: Siobhan Doucette, Andrej Dynko, Ales Pashkevich (ed.): Returning to Europe. Belarus. Past and Future. Warsaw 2011, S. 138–145. [2]
  • Christian Ganzer, Alena Paškovič: „Heldentum, Tragik, Kühnheit.“ Das Museum der Verteidigung der Brester Festung. In: Osteuropa 12/2010, S. 81–96. [3]
  • V.V. Gubarenko [u. a.]: Brestskaja krepost'… Fakty, svidetel'stva, otkrytija. Brest 2005. (Russisch)

Weblinks

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 V.V. Bešanov: Brestskaja krepost'. Minsk 2005, S. 20.
  2. Rostislav Aliev: Šturm Brestskoj kreposti. Moskau 2008, S. 218–238.
  3. Christian Ganzer, Alena Paškovič: „Heldentum, Tragik, Kühnheit.“ Das Museum der Verteidigung der Brester Festung. In: Osteuropa 12/2010, S. 81–96.
  4. Christian Ganzer: Czy „legendarna twierdza“ jest legendą? Oborona twierdzy brzeskiej w 1941 r. w świetle niemeckich i austriackich dokumentów archiwalnych. In: Wspólne czy osobne? Miesca pamięci narodów Europy Wschodniej. Białystok/Kraków 2011, S. 37–47, hier: S. 42.
  5. Christian Ganzer: German and Soviet Losses as an Indicator of the Length and Intensity of the Battle for the Brest Fortress (1941). In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 27, Issue 3, S. 449–466, hier: S. 463.
  6. Christian Ganzer, Alena Paškovič: „Heldentum, Tragik, Kühnheit.“ Das Museum der Verteidigung der Brester Festung. In: Osteuropa 12/2010, S. 81–96; hier: S. 82 f.