Metaphysik

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Metaphysik (altgr. μετά, metá, und φύσις, phýsis = hinter oder jenseits des Physischen, des Stofflichen) ist der philosophische Versuch, die Grundbedingungen des Daseins zu erforschen, ebenso die Lehre vom Seienden selbst (Ontologie), vom Wesen der Welt (Kosmologie), vom Menschen (philosophische Anthropologie) und – in den theistischen Religionen – die Lehre von Gott (Theologie, – im Sinne einer, in Gleichnissen und Fabeln sprechenden Metaphysik für das Volk).

Metaphysische Betrachtungen sind somit Gedanken über die Ursachen des Seins, die über die Möglichkeit der Erfahrung und Wahrnehmung der Realität hinausgehen und versuchen, Antworten über die Grundlagen der Welt und des Sinns des Lebens an sich zu geben. Obwohl die Metaphysik also keine Wissenschaft im eigentlichen Sinne ist, welche ihre Erkenntnisse oder angeblichen Erkenntnisse aus der allgemein gegebenen Erfahrung schöpft, leitet sie, sofern sie redlich verfährt, ihre Aussagen dennoch indirekt aus dieser ab, indem sie die realen Erkenntnisse zu einem philosophischen System verknüpft.

Begriffsgeschichte

Der Begriff „Metaphysik“ stammt nach heutiger Mehrheitsmeinung aus einem Werk des Aristoteles, das aus 14 Büchern allgemeinphilosophischen Inhalts bestand. Der Peripatetiker Andronikos von Rhodos (1. Jahrhundert v. Chr.) ordnete in der ersten Aristotelesausgabe diese Bücher hinter dessen acht Bücher zum Thema Physik ein (τὰ μετὰ τὰ φυσικά tà metà tà physiká ‚das nach/neben der Physik‘). Dadurch entstand die Bezeichnung „Metaphysik“, die also eigentlich bedeutet: „das, was hinter der Physik im Regal steht“, aber gleichzeitig didaktisch meint: „das, was den Ausführungen über die Natur folgt“ bzw. wissenschaftlich-systematisch bedeutet: „das, was nach der Physik kommt“. Welchen von beiden Gesichtspunkten man für ursprünglicher hält, ist unter Philosophiegeschichtlern umstritten. Die genaue damalige Bedeutung des Wortes ist unklar. Erstmalig belegt ist der Begriff bei Nikolaos von Damaskus. Aristoteles selber verwendete den Begriff nicht.[1]

Seit der Spätantike wird mit „Metaphysik“ auch eine eigenständige philosophische Disziplin benannt. In der Spätantike und vereinzelt im Frühmittelalter erhält die Metaphysik auch den Namen Epoptie (von griechisch schauen, erfassen).[2] Auf der anderen Seite wurde das Adjektiv „metaphysisch“ besonders seit dem 19. Jahrhundert aber auch in abwertender Weise im Sinne von „zweifelhaft spekulativ“, „unwissenschaftlich“, „sinnlos“, „totalitär“ oder „nicht-empirische Gedankenspielerei“ gebraucht.

Zitate

  • „Hätte ich einen Gott, den ich verstehen könnte, ich wollte ihn nimmer für Gott halten.“Meister Eckhart, Mystische Schriften
  • „Tenebrae in philosophia practica non dispelluntur nisi luce metaphysica affulgente.“[3]Christian Wolff, „Philosophia practica“ pars 2, § 28
  • „Die Metaphysik muß vorangehn, und ohne sie kann es überall keine Moralphilosphie geben.“Immanuel Kant, „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“, Vorrede
  • „Die Religion ist die einzige Metaphysik, die das Volk imstande ist, zu verstehen und anzunehmen.“Joseph Joubert
  • „Die Aufgabe der Metaphysik ist zwar nicht die Beobachtung einzelner Erfahrungen, aber doch die richtige Erklärung der Erfahrung im Ganzen“Arthur Schopenhauer[4]
  • „Der Grundglaube der Metaphysiker ist der Glaube an die Gegensätze der Werte.“Friedrich Nietzsche[5]
  • „Auch das kleinste Ding hat seine Wurzel in der Unendlichkeit, ist also nicht völlig zu ergründen.“Wilhelm Busch, Spruchweisheiten & Gedichte

Grundlegende philosophische Werke

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Heinrich Schmidinger: Metaphysik. Ein Grundkurs. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2000, ISBN 3-17-016308-6, S. 13.
  2. Heinrich Schmidinger: Metaphysik. Ein Grundkurs. S. 14.
  3. „Die Finsternis in der praktischen Philosophie wird nicht verscheucht, wenn nicht das Licht der Metaphysik sie erleuchtet.“
  4. A. Schopenhauer: Parerga und Paralipomena II, Zweiter Teilband, S. 731 oben (Ausgabe Diogenes 1977 ISBN 3 257 20430 2)
  5. F. Nietzsche: Werke III - Jenseits von Gut und Böse