Theologie

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Theologie bedeutet übertragen „die Lehre von Gott“ oder Göttern im allgemeinen und die Lehren eines spezifischen religiösen Glaubens und seinen Glaubensdokumenten im besonderen.

Was Theologie nicht ist

Mit dieser Definition ist gesagt, daß Theologie keineswegs aus sich selbst heraus monotheistisch geordnet ist (sie kann auch polytheistisch, pantheistisch oder schamanistisch geordnet sein). Ferner besagt diese Definition, daß Theologie keineswegs zwingend notwendig eine staatsnahe Betätigung ist (sie kann auch mönchischer Natur oder segregationistischer Natur sein). Außerdem besagt diese Definition, daß die „Lehren“, die die Theologie formuliert, keineswegs allein wissenschaftlich-historischen Charakter tragen (sie können auch – im alltagspraktischen Sinn – der Lebenshilfe dienen, sie können der Lebensreform verpflichtet sein oder sogar auch als in staatsfeindlicher Weise missionarisch agitierende Lehren in Erscheinung treten (→ Scientology).

Grenzen der Definition

Wenn man dann noch berücksichtigt, daß von Sport (in den altamerikanischen Götterlehren) und Yoga (in Indien) – über Ernährungswissenschaft (in nahezu allen Götterlehren) bis hin zum Verbot der Bluttransfusion (bei den Zeugen Jehovas) – so gut wie jede menschliche Betätigung und Regelung theologisch eingefärbt sein kann, dann werden die natürlichen Grenzen des Definierens in den Kulturwissenschaften eindrucksvoll sichtbar. Es ist niemals falsch, überhaupt zu definieren – vielmehr ist es ein Gebot wissenschaftlicher Klarheit, allein wohldefinierte Ausdrücke zu benutzen –, aber dieser gute Vorsatz scheitert genau dann, wenn die definitorische Exklusion (die Ausschließung) auf kulturelle Gegebenheiten angewendet werden soll, die ihrerseits extensiven oder universellen Charakter tragen.

Kulturgeschichtlich war Theologie folglich zunächst verknüpft mit den prähistorischen Himmelslehren (→ Astrologie; → Astronomie). Sie war Traumdeutung, wie völkerkundliche Quellen bis zum heutigen Tag eindrucksvoll belegen. Und sie war auch immer schon medizinische Lehre von den richtigen (gottgeschaffenen) Kräutern, den richtigen Plätzen, Zeiten und Handlungen (→ Ritual). Auch die gesellschaftliche Statuszuweisung der Person (als Heiliger, Priester, Heilender, Gottkönig, Schamane oder Verworfener) ist seit je theologisch vorformuliert und theologisch überformt worden.

Chaos in der christlichen Theologie

Der studierte Jung-Theologe Joachim Kahl veröffentlichte 1968 das Buch „Das Elend des Christentums oder Plädoyer für eine Humanität ohne Gott.“ Diese kurze Schrift – von kaum 160 Druckseiten Umfang – wurde binnen kurzem über 100.000 mal verkauft. Obgleich der (langlebige, lebende) Verfasser späterhin nie mehr sonderlich hervortrat, muß sein Pamphlet als die sicher einflußreichste Kirchenkritik aus den Reihen der damals jungen Achtundsechziger gelten. Es wurde tatsächlich gelesen und hat vielleicht nicht geringen Einfluß darauf gehabt, daß die christlichen Kirchentage der beiden Großkonfessionen in der BRD sich Anfang der 70er Jahre zeitweilig in Kleinveranstaltungen verwandelten. Kahl demonstriert seinen Lesern anschaulich das bis heute bestehende Problem, daß theologisches Wissen, das den studierten Theologen vermittelt wird, entweder nie die Gemeindechristen erreicht, oder aber mit generationenlanger Verspätung, und dann typischerweise versandet.

Besonderes Augenmerk richtet er auf die Prüfungssituation im akademischen Fach Theologie und auf die Frage der wissenschaftlichen Verbindlichkeit theologisch-akademischer Ergebnisse. So schreibt Kahl (nach den Zwischenüberschriften: „Anarchie im Ethos“ und „Chaos im Dogma“)[1] über die „Irrationalität als Lebenselement theologischen Denkens“:

„Wie grotesk! Was der eine – als weltanschaulich unerschwinglich – geringschätzig beiseite schiebt, gilt dem anderen als heiligstes Evangelium. Was der eine als Quintessenz des Glaubens anbietet, verdammt der andere als totalen theologischen Ausverkauf. Beide sind – wohlgemerkt – ordentliche Professoren der evangelischen Theologie. Beide wurden im Einvernehmen mit den jeweiligen Kirchenleitungen auf die Lehrstühle berufen. Beide sind zugleich ordinierte Pfarrer und bilden junge Pfarrer aus und prüfen sie im kirchlichen Examen. Diese skandalöse Situation steht in schneidendem Widerspruch zum hochfahrenden Anspruch der Theologie, die wissenschaftliche Besinnung auf das angeblich eindeutige und angeblich so klare und angeblich lebensnotwendige Heilswort zu sein. Da keine andere Universitätsdisziplin ein derartiges Selbstverständnis hat (haben kann), ist der beschönigende Hinweis auf dortige fundamentale Differenzen verfehlt.“[2]

Theologie als Ausdruck eines „absterbenden Kulturphänomens“

Kulturgeschichtlich äußerst spät, nämlich erst mit dem Aufkommen des europäischen Modernismus, verbreitete sich das Konzept von Religion als einem „absterbenden Kulturphänomen“ über den ganzen Planeten und trat in direkte Konkurrenz zu theologisch-theokratischen Deutungen und Konzepten von Zivilisation. Die realen Ausdrucksformen dieses säkularen Denkens fließen hauptsächlich in zwei kulturellen Strömen nebeneinander her, die sich gegenseitig nur wenig beeinflussen: als oftmals naive Wissenschaftsgläubigkeit (→ methodischer Atheismus) und als marxistisch-revolutionäres Gesellschaftskonzept (→ Marxismus; → Kulturmarxismus).

Theologie und „neue Religiosität“

Die tiefe Grundlagenkrise moderner Wissenschaft (→ Ökologie; → Fiat Money), die nicht in der Lage ist, selbst existentiell wichtige Fragen der zivilisatorischen Ordnung rational zu beantworten (→ Propaganda; → Der Weltgeldbetrug), hat seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts diverse oppositionelle Anschauungen ganz neu begründet oder erneut hervortreten lassen: gefühlsbetonten Glauben, regionale Traditionspflege, esoterische Geschichtsdeutungen, Technikfeindschaft und nicht zuletzt auch einen – seinerseits theologisch fundierten – Haß auf politische Lehren generell.

Theologie war nie in jenem Sinne „irrational“, in dem europäische Philosophen und Soziologen dies gelegentlich behauptet haben. Vielmehr verhält es sich so, daß die praktische Rationalität oder Wissenschaftlichkeit oftmals agiert ohne jegliches Wissen von den eigenen engen Grenzen. Die daraus erwachsenden vielfältigen Schadenswirkungen können immer nur ganzheitlich behoben werden (→ Holismus). Geistige Ganzheit aber ist – ihrer Natur nach – religiös, und sie befindet sich damit unversehens in der Nähe zur Theologie.

Zitate

  • „Theologie ist das Element der Vernunft in der Religion; der Vernunft, die verhindert, daß sie nur Gefühl ist.“Gilbert Keith Chesterton
  • „Der Wein hat mehr dazu beigetragen, die Menschen Gott anzunähern, als die Theologie. Seit langem haben die traurigen Trunkenbolde – gibt es denn überhaupt andere? – die Eremiten übertroffen.“Emile Michel Cioran
  • „Ich achte unsere Theologie und wollte ebenso wie jeder andere mir den Himmel gewinnen. Aber ich hatte von meinen Lehrern versichern hören, daß der Weg zum Himmel den Unwissenden ebenso offen stehe wie den Gelehrten, und daß die geoffenbarten Wahrheiten, die dahin führten, unsere Einsicht übersteigen.“René Descartes
  • „Die Menschen sind besser als ihre Theologie. Ihr tägliches Leben straft diese Lügen.“Ralph Waldo Emerson
  • „Jungfraun und Weiber! O nehmt euch die Edlen zum Beispiel! Und vertreibt uns doch wieder die Theologie.“Ludwig Feuerbach
  • „Theologie ist Anthropologie, das heißt in dem Gegenstande der Religion, den wir griechisch Theos, deutsch Gott nennen, spricht sich nichts andres aus als das Wesen des Menschen.“Ludwig Feuerbach
  • „Klug hat Levin Theologie und nicht die Schauspielkunst ergriffen; / denn auf der Kanzel wird man nie, wie auf Theatern, ausgepfiffen.“Friedrich Haug
  • „Die Theologie nimmt in der Religion etwa denselben Platz ein wie die Gifte unter den Nahrungsmitteln.“Napoleon Bonaparte
  • „Viele Leute haben Theologie und keine Religion.“Immanuel Kant
  • „Es gibt eine kommunistische Theologie, die so unleidlich zu werden beginnt wie die der katholischen Theologen: Mißbrauch des Verstandes, um einen Glauben zu rechtfertigen.“Kurt Tucholsky

Siehe auch

Literatur

  • Joachim Ritter / Karlfried Gründer (Hgg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Unter Mitwirkung von mehr als 1200 Fachgelehrten. Band 10: St-T. Völlig neu bearbeitete Ausgabe des „Wörterbuchs der philosophischen Begriffe“ von Rudolf Eisler. Verlag Schwabe & Co. AG, Basel / Stuttgart 1980, ISBN 3-7965-0115-X (für das Gesamtwerk); Artikel Theologie: Spalte 1080–1095
  • Richard Wurmbrand: Wurmbrand-Briefe. Was eine kommunistische Machtübernahme bedeutet – und Wurmbrands aufrichtige Briefe an freikirchliche, evangelische, katholische, orthodoxe Kirchenführer, sowie an den Weltkirchenrat in Genf, Stephanus–Druck & Verlag, Uhldingen-Mühlhofen 1972 [159 S.]
  • Yvonne A. Maurer: Heilungswunder. Eingreifen Gottes, biologischer Glücksfall oder Volksmythos? Verlag SpringerMedizin, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-30650-1 [XIII, 221 S., Illustrationen und graphische Darstellungen]
  • Michael Baigent: Die Gottesmacher. Die Wahrheit über Jesus von Nazareth und das geheime Erbe der Kirche. Lübbe, Bergisch Gladbach 2006 [englische Originalausgabe: The Jesus Papers: Exposing the Greatest Cover-Up in History], ISBN 3-7857-2252-4
  • Gerhard Zacharias: Satanskult und Schwarze Messe. Ein Beitrag zur Phänomenologie der Religion. Limes-Verlag, Wiesbaden ²1970 [keine ISBN zugewiesen, Erstausgabe: 1964]
  • Schalom Ben-Chorin / Verena Lenzen (Hgg.): Lust an der Erkenntnis. Jüdische Theologie im 20. Jahrhundert. Ein Lesebuch, Serie Piper; München, Zürich 1988, ISBN 3-492-10879-2
  • Jan Assmann: Theologie in Ägypten (2004) (Netzbuch)

Verweise

Fußnoten

  1. Das Inhaltsverzeichnis schreibt „Chaos und Dogma“, im Fließtext erscheint jedoch auf Seite 82 die vom Autor vorgesehene Zwischenüberschrift: „Chaos im Dogma“
  2. Joachim Kahl: Das Elend des Christentums oder Plädoyer für eine Humanität ohne Gott. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1968, S. 95 [damals noch keine ISBN]. Natürlich nennt der Verfasser Kahl auch Beispiele. So rekapituliert er: „Karl Barth lehrt eine Christologie ‚von oben‘ [...]“, „Friedrich Gogarten entfaltet eine Christologie ‚von unten‘ [...]“, „für Bultmann gehört der historische Jesus ins Judentum [...]“, „Herbert Braun bezeichnet Jesus als ‚Chiffre‘ [...]“, „Paul Tillich und Fritz Buri verkünden ‚den Christus‘, ein Prinzip oder ein Symbol des ‚Neuen Seins‘ [...]“. Vgl. S. 93 et passim