Morphy, Paul
Paul Charles Morphy (* 22. Juni 1836 in Neu Orleans; † 10. Juli 1884 ebenda) war ein vs-amerikanischer Schachspieler und gilt als der erste inoffizielle Schachweltmeister. Sein Vater stammte aus Irland und war Jurist (Richter), seine Mutter kam aus Frankreich. Morphy war in seiner Genialität und seiner einsamen Größe als Schachspieler unvergleichbar.[1] Er beherrschte seine Gegner nach Belieben, galt dabei als sehr bescheiden, zuvorkommend und schüchtern. 1858 besiegte Paul Morphy den Deutschen Adolf Anderssen deutlich in einem Wettkampf, während der Engländer Howard Staunton ihm aus dem Weg ging. Nach seiner Rückkehr in die VSA bemühte sich Morphy, seinen Lebensunterhalt als Jurist zu verdienen.[2] Durch seine überragenden Fähigkeiten als Schachspieler wurde er von seiner Umwelt nie als Anwalt anerkannt, was bei ihm zunehmend zu einer psychischen Störung führte. In der Folge begann Morphy, das Schachspiel zu hassen. Hinzu kam, daß Staunton über ihn abfällige Artikel in der britischen Presse schrieb, ihm aber gleichzeitig jede Auseinandersetzung verweigerte.
Eine verfehlte Liebschaft zu einer jungen Frau scheint Morphys Psyche vollends ruiniert zu haben[3]. Morphy lebte seine letzen Jahre zurückgezogen in Neu Orleans und war aufgrund seiner Verhaltensweisen ein stadtbekannter Narr. Er starb geistig umnachtet in seiner Heimatstadt. Obwohl seine Natur keineswegs dem vs-amerikanischen Idealbild entspricht wird Morphy gerne als Held der VSA dargestellt.[4]
Quellen
Harold Schonberg, Die Großmeister des Schach, Scherz-Verlag 1974
Zitate über Morphy
- „Man stelle sich Joe Louis in seiner Glanzzeit vor, wie er in einem Land kämpft, in dem sein gefährlichster Gegner 1,65 m groß ist und 68 Kilo wiegt.“[5]
- „Morphy hat in der Genauigkeit seines Spiels vielleicht alle Schachspieler übertroffen, die je gelebt haben“.[6]