Neu Orleans
Neu Orleans (engl.: New Orleans) ist die größte Stadt im US-Bundesstaat Louisiana. Die Stadt mit rund 395.000 Einwohnern ist ein beliebtes Ziel des Fremdenverkehrs, Wiege der Negermusik und löste im Jahr 2000 Washington, D.C. in der Mordstatisik bezogen auf die Einwohnerzahl ab. Bereits zuvor trug die Stadt den wenig ruhmvollen Beinamen „Hauptstadt des Mordes“.[1] Die Stadt mit rund 60% Negern in der Bevölkerung befindet sich im Südosten von Louisiana und liegt am Ufer des Mississippi.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Frühzeit bis zum 19. Jahrhundert
Das Gebiet des heutigen Neu Orleans entstand vor rund 2.500 Jahren aus vom Fluß angeschwemmten Sedimentgesteinen. Es ist heute überwiegend ein mehrere hundert Meter tiefer Sumpf, der sich aber unter dem Druck seines Gewichtes verdichtet hat. Rund 70% der Stadtfläche liegen bis zu 1,6 Metern unterhalb des Meeresspiegels.[2] Neu Orleans wurde im Jahr 1718 vom Franzosen Jean-Baptiste Le Moyne de Bienville auf einem kleinen, höherliegendem Gebiet gegründet, dem heutigen französischen Viertel („French Quarter“), damals mitten in den Sümpfen. Diese Siedlung vergrößerte sich so schnell, daß sie bereits wenige Jahre später die Hauptstadt der damaligen französischen Kolonie Louisiana wurde.[3] Ihren Namen „La Nouvelle-Orléans“ erhielt die Neugründung nach Philipp II. (1674-1723), Herzog von Orléans. Zwei Jahre nach der Stadtgründung lebten hier nur rund 500 Menschen. Im Jahr 1762 kam die Kolonie im Zuge des Abkommens von Fontainebleau an Spanien, was ein Jahr später im Pariser Frieden bestätigt wurde. Aber die Spanier wurden mit ihrer Neuerwerbung nicht glücklich, denn die Einwohner von Neu Orleans wußten schon damals ihre Interessen durchzusetzen. Die damaligen Einwohner bestanden aus französischen Kleinadligen, Landwirten aus Deutschland, Einwanderern von den Kanarischen Inseln, Händlern aus der Karibik, Iren und Briten, Indianern sowie freigelassenen Sklaven.
Am 21. März 1788 wurde die Stadt durch ein Großfeuer zu einem überwiegenden Teil vernichtet. Nachdem man die Stadt allmählich wieder aufgebaut hatte, wurden am 8. Dezember 1794 bei einem erneuten Feuer mehr als 200 Häuser zerstört. Im Jahr 1795 erhielten US-amerikanische Siedler von Spanien im Pinckney-Vertrag das Recht, sich in Neu Orleans niederzulassen. Aber unter Napoleon kamen die Stadt und die Gebiete westlich des Mississippi im Abkommen von San Ildefonso wieder an Frankreich. Drei Jahre später hatte Napoleon die gesamte Kolonie für 15 Mio. US-Dollar an die Vereinigten Staaten verkauft. Neu Orleans hatte zu dieser Zeit etwa 10.000 Einwohner.
Die kreolische Bevölkerung und sein Voodoo-Kult war infolge des Sklavenhandels aus Afrika nach Amerika eingeschleppt worden. Im Verlauf des Britisch-Amerikanischen Krieges wurden die Briten durch von General Andrew Jackson angeführte Truppen in der Schlacht von Neu Orleans, einige Kilometer flußabwärts des Mississippis, am 8. Januar 1815 zurückgeschlagen. Jackson war später von 1829 bis 1837 der siebte Präsident der USA. In den 1830ern und 1840ern hatte sich die Einwohnerzahl verdoppelt. Bis 1849 war Neu Orleans die Hauptstadt des Bundesstaates Louisiana und dann nochmals von 1865 bis 1882; heute ist das Baton Rouge. Der Hafen von Neu Orleans wurde überwiegend für den Sklavenhandel genutzt wurde.
1853 starben in der Stadt etwa 8.000 Menschen an Gelbfieber. Während des Sezessionskrieges hatte Admiral David Glasgow Farragut (1801-1870) mit seiner Flotte die Stadt am 28. April 1862 kampflos erobert. Danach zogen viele VS-Amerikaner nach Neu Orleans. Weil die Einheimischen sie nicht im französischen Viertel haben wollten, siedelten sie außerhalb und gründeten so den heutigen „Garden District“. 1812 wurde Louisiana zum 18. Staat der Union; wenige Jahre später hatte Neu Orleans knapp 100.000 Einwohner und war die viertgrößte Stadt der Vereinigten Staaten. Während dieser Epoche florierte der Handel mit Baumwolle und Zucker; wohlhabende Bürger ließen sich Herrenhäuser bauen, Opernhäuser, Spielhöllen, Cafés und Bordelle existierten nebeneinander. Der von den Südstaaten verlorene Sezessionskrieg bedeutete einen Rückschlag in der wirtschaftlichen Entwicklung, konnte das Wachstum der Stadt am Mississippi aber letztendlich nicht stoppen.[2]
Vom 20. Jahrhundert bis heute
Besonders bekannt ist die Stadt als Heimat der Negermusik. Seine Hochzeit hatte der hier um 1900 entstandene Jazz vor allem in den frühen 1920er Jahren. Um 1910 hatte der Ingenieur Albert Baldwin Wood die Stadt, die von Sümpfen umringt war, mit zahlreichen großen Wasserpumpen trockengelegt. Noch heute durchzieht ein Drainagesystem mit einer Länge von mehreren hundert Kilometern die Stadt und entwässert mit Hilfe von 22 Pumpstationen eingedrungenes Wasser sowie Regenwasser. Durch die Trockenlegung konnte die Fläche von Neu Orleans erweitert werden, sie führte jedoch auch zu einer ausgedehnten Absenkung des Gebietes. Heute wird ist die Stadt im Norden von einem fünf bis sechs Meter hohen sowie im Süden von einem neun Meter hohen Deich geschützt. 1927 wurden mehrere 100.000 Menschen obdachlos, als der Mississippi nach starken und längeren Regenfällen über die Ufer getreten war.
Die Weltwirtschaftskrise setzte der Stadt zu, aber dank der Kriegspolitik von Franklin D. Roosevelt konnten die Werften der Stadt nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg die Aufträge der Marine kaum bewältigen. In den 1960er Jahren ersetzte die Stadt die Straßenbahnen durch Busse, was man aber in den 1990er Jahren wieder zurückgenommen hat. Heute verkehren drei Straßenbahnlinien in der Stadt. 1965 erlebte Neu Orleans seine bis dahin schlimmste Katastrophe, als der Wirbelsturm Betsy einen Großteil der Stadt unter Wasser gesetzt und viele Tausend Einwohner obdachlos gemacht hatte. In den 1950er Jahren wurde der Chemical Corridor zwischen Neu Orleans und Baton Rouge zu einem der größten Wirtschaftsräume der VSA; in den 1980er Jahren ging es mit dem gesamten Land wieder abwärts.[2]
Wirbelsturm Katrina
Am 29. August 2005 wurde die Stadt durch die Auswirkungen des Wirbelsturms Katrina in ihrer Substanz getroffen Der Sturm gilt als einer der schwersten, die in den Vereinigten Staaten jemals aufgetreten sind. In Neu Orleans brachen die Wände zweier Kanäle, was dazu geführt hatte, daß sich das Wasser des Lake Pontchartrain in die Stadt ergossen und sie zu großen Teilen überschwemmt hatte. Viele Menschen waren daraufhin in den höher gelegenen Louisiana-Superdome, der Multifunktionshalle in Neu Orleans, geflüchtet. Der Ausfall der Wasser- und Stromversorgung tat ein Übriges.
Es kam zu Rassenunruhen in der Stadt. Zuvor hatten politische Negerführer wie der Pfarrer Jesse Jackson US-Präsident George W. Bush kritisiert und der Regierung vorgeworfen, sie habe zu spät auf die Katastrophe reagiert, weil die Opfer überwiegend Neger und Arme seien. Polizisten erschossen mindestens fünf bewaffnete Plünderer, die Arbeiter einer Pioniereinheit der US-Armee angegriffen haben sollen.[4] Einen Tag brachen die Deiche des „Industrial Canal“, der den Lake Pontchartrain im Norden der Stadt mit dem Mississippi südlich des Stadtzentrums verbindet. Das führte dazu, daß mehrere Stadtteile erneut überflutet wurden. Daraufhin kam man nicht mehr umhin, die Menschen zu evakuieren. Zwei Landkreise riefen das Kriegsrecht aus, um gegen Plünderer vorgehen zu können.[5] Mitte Oktober 2005 war die Stadt wieder trockengelegt.[2]
Sehenswürdigkeiten
- Beauregard-Keyes Home - Herrenhaus an der St. Charles-Streetcar-Linie
- Confederate Memorial Hall Museum - Museum über die Geschichte der Südstaaten
- The Degas House - Wohnhaus des Impressionisten Degas
- Fort Pike State Historic Site - Festung von 1820 nördlich der Stadt
- Hermann-Grimma Hitoric House - Gebäude von 1830, typisch für das französische Viertel
- The Historic New Orleans Museum - interessantes Gebäude und Ausstellungen zur Geschichte
- House of Broel's Victorian Mansion - an der St. Charles Street gelegenes Haus mit Gärten
- Longue Vue House & Gardens - Herrenhaus mit Gärten
- Louisiana State Museum
- New Orleans Historic Voodoo Museum - einziges Museum der Welt mit dem Gegenstand Voodoo
- New Orleans Museum of Art - eines der führenden Kunstmuseen in den Südstaaten
- City Park - Innenstadtpark mit großen Freizeitangebot nördlich der Innenstadt
- New Orleans Swamp Tours - einer der vielen Sumpftourenanbieter, fährt in den Bayou Sauvage
- Aquarium of the Americas - eines der fünf besten Aquarien der USA
- Blaine Kern's Mardi Gras World - hier werden die Wagen und Ausstattungen für Mardi Gras hergestellt
- Jazzland Theme Park - Freizeitpark
- Louisiana Superdome - der Welt größtes überdachtes Stadion
- Top of the Mart - bester Blick auf die Stadt vom Drehrestaurant
- Vieux Carré - Bezeichnung für die klassische Altstadt von Neu Orleans
- Storyville District - Bourbon Street und die Heimat des Jazz
- French Market - Einkaufszenztrum
- French Quarter Visitor Center - Besucherzentrum für den Jean Lafitte National Historic Park
- Rosetree Glass Studios - am gegenüberliegenden Ufer gelegene Glasfabrik mit Live-Glasbläsern
Historische Hotels
- Bienville House Hotel, New Orleans, Decatur St, erbaut 1856,
- The Fairmont, New Orleans, Baronne St, erbaut 1893
- Hotel Maison de Ville and The Audubon Cottages, Rue Toulouse, erbaut 1800,
- Hotel Monteleone, New Orleans, Royal St, erbaut 1886,
- Le Pavillon Hotel, New Orleans, Poydras St, erbaut 1907
Sonstiges
Die Stadt beheimatet mit der privaten Tulane University und der University of New Orleans zwei Universitäten, der Louis Armstrong New Orleans International Airport (MSY) ist der Flughafen der Stadt. Der kleine Ort Gretna in der Metropolregion von Neu Orleans versteht sich bis heute als deutsche Stadt. [6] Beim Wirbelsturm Katrina hinderten Polizeikräfte Gretnas unter Androhung von Waffengewalt Negergruppen aus Neu Orleans daran, den Ort zu betreten, wofür sie als Rassisten bezeichnet wurden. Der Polizeichef gab an, daß die Bewohner Gretnas keine plündernden Banden in der Stadt haben wollten.[7]