Czernin, Ottokar

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Graf Czernin.jpg

Ottokar Theobald Otto Maria Graf Czernin von und zu Chudenitz (Lebensrune.png 26. September 1872 in Dimokur, Böhmen; Todesrune.png 4. April 1932 in Wien; geboren als war führender Diplomat Österreich-Ungarns und k.u.k. Minister des Äußeren in der Zeit des Ersten Weltkrieges.

Wirken

Ottokar Theobald Otto Maria Graf Czernin von und zu Chudenitz, Portrait von Rudolph Friedrich Mieß

Graf Czernin war Verhandlungsführer beim Friedensvertrag von Brest-Litowsk. Er erinnerte sich später:

Der Führer der russischen Delegation ist ein erst vor kurzem aus Sibirien entlassener Jude namens Joffe […] nach dem Essen hatte ich meine erste lange Unterredung mit Herrn Joffe. Seine ganze Theorie basiert darauf, das Selbstbestimmungsrecht der Völker auf breitester Basis in der ganzen Welt einzuführen und diese befreiten Völker zu veranlassen, sich gegenseitig zu lieben […] Ich machte ihn aufmerksam, daß wir eine Nachahmung der russischen Verhältnisse nicht unternehmen würden und uns jede Einmengung in unsere internen Verhältnisse kategorisch verbitten. Wenn er weiter an diesem utopischen Standpunkt, seine Ideen auch auf uns zu verpflanzen, festhalte, dann sei es besser, er würde gleich mit dem nächsten Zug wieder abreisen, denn dann sei der Friede nicht zu machen. Herr Joffe blickte mich erstaunt mit seinen sanften Augen an, schwieg eine Weile und sagte dann in einem für mich immer unvergeßlichen freundlichen, fast möchte ich sagen bittenden Ton: „Ich hoffe doch, daß es uns gelingen wird auch bei Ihnen die Revolution zu entfesseln“.[1]

Nach einem Abendessen während der Friedensverhandlungen reflektierte Graf Czernin seine Eindrücke von den Bolschewisten:

Merkwürdig sind diese Bolschewiken. Sie sprechen von Freiheit und Völkerversöhnung, von Friede und Eintracht, und dabei sollen sie die grausamsten Tyrannen sein, welche die Geschichte gekannt hat – sie rotten das Bürgertum einfach aus, und ihre Argumente sind Maschinengewehre und der Galgen. Das heutige Gespräch mit Joffe hat mir bewiesen, daß die Leute nicht ehrlich sind und an Falschheit alles das übertreffen, was man der zünftigen Diplomatie vorwirft – denn eine derartige Unterdrückung des Bürgertums zu betreiben und gleichzeitig von weltbeglückender Freiheit zu sprechen, sind Lügen.[2]

Am 14. April 1918 trat er von seinem Amt als Außenminister zurück, da der französische Außenminister Georges Clemenceau Dokumente veröffentlicht hatte, in denen die geheimen Verhandlungen und Zugeständnisse Österreich-Ungarns mit den Regierungen der Entente belegt wurden (siehe: Sixtus-Affäre).

Am 31. März 1917 schrieb Karl I. an seinen Schwager Sixtus von Parma in einer geheimen Mitteilung, dieser sei beauftragt „geheim und inoffiziell Herrn Poincare, dem Präsidenten der französischen Republik, mitzuteilen, daß ich mit allen Mitteln und unter Aufbietung allen meines persönlichen Einflusses, bei meinen Verbündeten die gerechten französischen Ansprüche hinsichtlich Elsaß-Lothringens unterstützen werde.“[3] Die Echtheit des Briefes wurde im folgenden vehement geleugnet.

Nach dem Ende der Donaumonarchie lebte Graf Czernin im Salzkammergut, da er aus seiner Heimat in Böhmen vertrieben und von den Tschechen enteignet wurde.

Auszeichnungen (Auszug)

Werke (Auswahl)

  • Österreichs Wahlrecht und Parlament, Prag 1905
  • Im Weltkriege. Berlin/Wien 1919. (PDF-Datei)

Weiteres

  • Ottokar Czernin über die Politik während des Weltkrieges. Rede, gehalten den 11. Dezember 1918 (PDF-Datei)

Fußnoten

  1. Sebastian Haffner: Der Teufelspakt. Mannesse Verlag, Zürich 1988, ISBN 3-7175-8121-X, S. 35
  2. Ottokar Czernin: Im Weltkriege. Berlin/Wien 1919, S. 305
  3. vgl.: Karl Helfferich: Fort mit Erzberger!, S. 8f. (PDF-Datei)