Krantz, Paul

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Paul Krantz)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Krantz nach seiner Freilassung 1928

Paul Krantz (* 25. Februar 1909 in Berlin; † 15. Januar 1983 in Bensheim) war ein deutscher Literat, später im Dienst der Alliierten. Gegen Ende der Weimarer Republik prozeßbekannt, galt er damals einer Mehrheit als Synonym des sittlichen und moralischen Verfalls unter den demokratischen Verhältnissen.

Krantz entstammt als uneheliches Kind dem Lumpenproletariat einer Berliner Mietskaserne. Infolge der Novemberrevolution erhielt er wegen guter Begabung durch die neuen SPD-Machthaber Zugang zum Besuch eines Gymnasiums („Freie Bahn dem Tüchtigen“). Hier knüpft er Freundschaften im Bildungsbürgermilieu. Er schreibt gern und wird trotz Armut als ein unterhaltsamer Romantiker anerkannt.

„Steglitzer Schülertragödie“

Am 28. Juni 1927 kommt es in Mahlow zu Mord und Selbstmord in seinem Beisein und Krantz wird inhaftiert, u.a. da ihm die Tatwaffe gehört. Täter ist sein schwuler Freund Günther Scheller, Sohn einer vermögenden Familie. Krantz und Scheller sind verliebt: der eine in die Schwester Hildegard Scheller, der andere in den Kochlehrling Hans Stephan. Sie beschließen, sich und die beiden Objekte ihrer Zuwendung umzubringen, da sie ihre Liebe unerfüllt gelassen haben. Scheller erschießt Stephan und dann sich selbst; der ebenfalls betrunkene Krantz verzichtet aber auf ein gleiches Vorgehen. Er ist einziger Augenzeuge der Tat. Im Haus ist neben der 16jährigen Hilde noch deren gleichaltrige Freundin Elli.

Der neuartige Einzelfall erregt auch im Ausland Aufsehen. Besonders der deutsche rechtsnationale Mittelstand führt eine öffentliche Diskussion über den gesellschaftlichen Werteverlust, der Schüler zu Mördern werden läßt. Wegen der großen Publizität übernimmt der jüdische Renommieranwalt Erich Frey (1882–1964), der bereits den Serienmörder Fritz Haarmann verteidigte, kostenlos die Verteidigung Krantz'. Er erwirkt trotz offensichtlicher Mitschuld eine milde Strafe wegen Waffenbesitzes [1]

Anwalt Erich Frey

Krantz wird nach 7 Monaten Untersuchungshaft entlassen. Von der Berliner Schule relegiert, legt er das Abitur im hessischen Landschulheim „Odenwaldschule“ ab, einer Gründung des jüdischen Geschäftsmanns Max Cassirer (1857–1943) aus Polen. Sie wird geführt von seinem Schwiegersohn Paul Geheeb. Hildegard Scheller, die im Prozeß als Verführerin dargestellt worden war, wird in einer üblen Hetzkampagne diffamiert und muß die Stadt verlassen.

Literat

1929 verwertet Krantz unter dem Titel Mordprozess Krantz und seine Richter im Agis-Verlag, Berlin, mit dem Pseudonym Peter erstmals die Bekanntheit des Falles. 1931 erscheint dann, diesmal unter Pseudonym Ernst Erich Noth, sein Hauptwerk Die Mietskaserne, das mehrmals aufgelegt und in einige Sprachen übersetzt wird. Das Geschehen wird 2004 von Christophe Mazodier/Manuela Stehr neuverfilmt („Was nützt die Liebe in Gedanken“), wobei eine schwule Beziehung nun offene Realität ist und alle Protagonisten Sex miteinander haben.

Die Mietskaserne

„Die Mietskaserne“ ist eine relativ unpolitische, teils autobiographische Erzählung im Schreibstil des damals unter Linksliberalen populären jüdischen Händlersohns und Literaten Joseph Roth. Milieu und Umfeld von Krantz werden darin beschrieben, darunter die Personen der „Schülertragödie“. Die Waffe gehört hier dem Freund des Erzählers, der sich damit zuletzt einsam erschießt, weil er den Erfolgsdruck seitens des Vaters, der als „kleiner Beamter“ geschildert wird, nicht aushält. Es weicht insofern von der Realität ab, als der wirkliche Täter der „Schülertragödie“, Scheller, vermögend war und aus Weltschmerz handelte. Somit diente dieser Schluß der Verunglimpfung des Wollens der unteren deutschen Mittelschicht als blind gehorsam, brutal und spießig.

Interessant ist eine kurze Darstellung der politischen Gegenwelten der Nationalsozialisten und Kommunisten. So nehmen die beiden Mietskasernengymnasiasten des Buches an Treffen der Nationalen teil (wobei einer den Revolver kauft). Ein studentischer Teilnehmer sagt: „Die nationale Sache ist das Wahre, Große – der entscheidende Mythos ... was ist dagegen das Zerrbild einer verlogenen, krämerischen Demokratie? Sie dient nur denen, die Geschäfte machen, schmutzige Geschäfte.“

Als Kommunist wird ein in ihrem Haus eingemieteter jüdischer Student geschildert. Dieser ist Sohn eines vermögenden Steueranwaltes und betreibt linke Propaganda. Er äußert, seinen Vater zu hassen und aus Überzeugung unter dem Proletariat zu leben. Beide finden das unglaubwürdig, da er Hunger und Armut nicht am eigenen Leib erlebt. Es ist der später typische linke Parteifunktionär.

Max Cassirer. Financier der Odenwaldschule, die Krantz aufnahm

Das Buch wird in der bekannten Bücherverbrennung zur Befreiung vom Ungeist im Mai 1933 von deutschen Studenten in die Flammen geworfen.

weiteres Leben

Krantz studierte ab 1929 Germanistik in Frankfurt am Main und schrieb für die Frankfurter Zeitung des jüdischen Verlegers Heinrich Simon (1880–1941). 1933 hatte er bereits eine Promotionsarbeit gefertigt[2], wird aber nicht mehr zur Verteidigung zugelassen. Er flieht im März d. J. nach Frankreich und veröffentlicht eine Anzahl antideutscher Romane und Artikel, wie sie unter Exiljuden damals viel geschrieben und finanziert wurden, woraufhin ihm 1939 doch noch die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt wird. 1940 reist er, wie auch 2.200 andere, überwiegend Juden, mit Hilfe gefälschter VS-Papiere des Emergency Rescue Committee von Marseille aus in die VSA.

Am 11. Dezember 1941 erreichte Roosevelt, daß die VSA über Japan in den Krieg eintraten. Ab 1942 ist Krantz Propagandist der „deutschen Stunde“ von NBC und bleibt es bis 1948. In den Kriegsjahren sendet er hier etliche primitive Hörspiele – es ist die schwärzeste, weil retardierteste Zeit des Literaten. Anderthalb Jahre diente er im U.S. Marine Corps, aufgrund seiner Vita vielleicht als ONI-Agent. Als er unter seinem Pseudonym Noth dann eingebürgert wird, ist er für zehn Jahre Sprachenprofessor in Norman, Oklahoma, wo er auch Herausgeber der universitätseigenen Vierteljahresschrift „Books abroad“ wird, sowie an der Marquette Universität in Milwaukee.

1963 geht er nach Frankreich und beschäftigt sich im Universitätsbetrieb von Aix-en-Provence, Marseille und Paris mit seinem Steckenpferd, der deutschen Exilliteratur 1933–1945, mit dem sich immer leicht Mittel einwerben lassen. 1971 verleiht ihm die Goethe-Universität Frankfurt den Doktortitel (ohne Verteidigung) und Krantz lehrt dort bis 1980 als Titular-Literaturprofessor. Er gehörte damit zur großen Riege der zurückgekehrten (jüdischen) ›Emigrantenakademiker‹ dieser Universität wie Max Horkheimer, Jürgen Habermas, Theodor W. Adorno, Ernst Bloch, Hannah Arendt und weiteren Blüten der akademischen BRD-Landschaft.

55 Jahre nach seinem Freund sowie einem betagten Publizisten- und Dozentenleben, stirbt der fidele Krantz mit 72 Jahren an der hessischen Bergstraße.

Fußnoten

  1. Krantz schrieb zuvor an einen Mitschüler: ...Fritz! Ich erschieße erst Günther, dann Hilde, während Günther Hans Stephan zuerst erschießt. ... Am Tatort hinterließ er einen Zettel mit dem Text : In diesem Augenblick werden Hans Stephan und Männe (Spitzname für Hilde) sterben (durch unsere Hand). Wir beide, Günther und ich, werden lächelnd aus dem Leben scheiden!
  2. Titel: „Die Gestalt des jungen Menschen im deutschen Roman der Nachkriegszeit“