Polnische Literatur
Der Begriff polnische Literatur umfaßt ungefähr 1000 Jahre Schrifttum. Bereits im 12. Jahrhundert entstehen die ersten Chroniken des polnischen Mittelalters, sowie Heiligenviten, anonyme Gedichte und Lieder, welche aber selten niedergeschrieben werden. Für die Schreibkultur sind besonders Texte der Kirche wichtig.
Als Vater der polnischen Literatur gilt der Dichter und Erzähler Mikołaj Rej, der im 16. Jahrhundert lebte und der erste war, der seine Texte auf Polnisch verfaßte. Mit seinen Worten „A niechaj narodowie wżdy postronni znają, iż Polacy nie gęsi, iż swój język mają“ (auf Deutsch ungefähr: „Mögen die Nationen der Welt wissen, daß Polen keine Gänse sind, daß sie ihre eigene Sprache haben“) wollte er einesteils das Interesse der Polen an der eigenen Sprache wecken, anderenteils zeigen, daß man in Polen nicht auf Latein zu schreiben braucht. Bis dahin war fast ausschließlich Latein als amtliche Schriftsprache in Gebrauch.
Obwohl der Staat Polen fast genau halb so viele Einwohner hat wie die heutige BRD, ist auffällig daß die polnische Literatur nicht annähernd halb so viele berühmte Schriftsteller und Dichter hervorgebracht hat wie Deutschland, ja Polen dürfte nicht einmal ein Zehntel der deutschen Kulturleistung auf dem Gebiet der Dichtung erbracht haben, und für andere Kunstgattungen sieht es nicht anders aus.
Einer der wenigen polnischen Schriftsteller von annähernder Weltgeltung ist Henryk Sienkiewicz.
Der unterdurchschnittlich geringen künstlerischen Leistungsfähigkeit des polnischen Volkes, etwa auch gegenüber dem ungleich begabteren russischen Volk, versuchen die Polen mit einem übersteigerten Nationalismus zu begegnen.