Rabenschlacht

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Unter der Rabenschlacht versteht man die zweijährige Belagerung 491-493 der Stadt Raben durch den Ostgotenkönig Theoderich den Großen, der im Auftrag Ostroms nach Italien gezogen war. Es handelte sich dabei um keine richtige Schlacht, sondern eine mehrjährige Belagerung der Stadt. Vor allem aber durch die Verarbeitung der Einnahme Rabens in der deutschen Sage hat sich der Name etabliert. Die Belagerung endete mit einem Vertrag zwischen Odoaker und Theoderich, in dem festgelegt wurde, daß man sich die Herrschaft über Italien teilen wolle. Wenige Tage nach dem Abschluß brach Theoderich diesen jedoch, indem er Odoaker ermordetete und sich selbst zum König machte. Theoderich errichtete somit das kurzlebige Ostgotenreiches in Italien. In Ostrom sah man den Vorgang jedoch als Bruch des abgeschlossenen Vertrages zwischen Theodorich und dem Kaiser. Wenige Jahrzehnte später gelang es dem Feldherren Belisar, Italien wieder unter die Herrschaft Ostroms zu bringen.

Quelle
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Die wichtigste, aber auch zugleich schwierigste Aufgabe, die die Goten zu lösen hatten, war die Einnahme Ravennas; denn diese Stadt, durch Natur und Kunst geschützt, war eine der stärksten Festungen der damaligen Zeit und nicht bloß für Germanen fast uneinnehmbar. Welchen gewaltigen Eindruck das 2 1/2 Jahre dauernde schwere Ringen um den Besitz der Stadt hinterlassen hat, davon zeugt auch die Sage, in der die „Rabenschlacht“ eine hervorragende, der geschichtlichen Bedeutung voll entsprechende Stellung gefunden hat. Leider läßt die Dürftigkeit der Quellen — in der Hauptsache die italienischen Konsularfasten — und unsere mangelhafte Kenntnis der damaligen topographischen Verhältnisse ein genaueres Eindringen in die Einzelheiten nicht zu.

Ravenna lag im 5. Jahrhundert an einem großen über 50 km langen Strandsee, der bei Bagnarola, nördlich vom Rubicon begann, und in den die Apenninflüsse Sapis (Savio), Bedesis (Ronco), Utis oder Utens (Montone), Anemo (Lamone), Sinnius (Senio), Vatrenus oder Satervus (Santerno) sowie ein Arm des Po mündeten. Diese Zuflüsse haben die Lagune vollständig ausgefüllt, so daß jetzt Ravenna 8—9 km vom Meere entfernt ist. Die Stadt besaß zwei große Häfen, einen Handelshafen, dessen Stelle gegenwärtig durch die Basilika S. Maria in Porto fuori bezeichnet wird, und einen Kriegshafen, Ciassis, der dort gelegen war, wo sich jetzt die Kirche S. Apollinare in Classe befindet. Die durch gemeinsame Mauern geschützte Verbindung zwischen Hafen und Stadt stellte die via Caesaris her, die als dritte Stadt Caesarea betrachtet wurde. Den einzigen Zugang von den übrigen Teilen Italiens bildete die an der Küste hinlaufende via Popillia, die von Ariminum ausging, wo die via Aemilia von Nordwesten und die via Flaminia von Süden zusammentrafen; von Westen her führte nur ein schmaler gangbarer Streifen, der wie ein Tor abgesperrt werden konnte, durch die Sümpfe, die auch im Norden die Stadt umschlossen. Der Angriff der Goten kann also nur von Süden her erfolgt sein; sie marschierten nach der Schlacht an der Adda auf der via Aemilia über Bologna und Caesena, das sie umgehen mußten, nach Ariminum und von da nordwärts auf Ravenna zu; ihr Hauptlager befand sich an der über den Fluß Candidianus oder Candianus führenden, drei römische Meilen, also 4 1/2 km südlich der Stadt gelegenen Brücke bei dem dort sich hinziehenden großen Pinienwald (Pineta).

Die Goten mußten sich zunächst damit begnügen, den Zugang von der Landseite zu sperren und dadurch wenigstens den Zuzug von Verstärkungen von seiten der übrigen in Italien stehenden Truppen Odowakars zu verhindern. Ihre Angriffe auf die Stadt schlugen, wie nicht zu verwundern, völlig fehl; aber auch Odowakars Versuche, sich durch Ausfälle Luft zu schaffen, scheiterten an der Überlegenheit des gotischen Heeres. Der gewaltigste Durchbruchsversuch fand in der Nacht vom 9. zum 10. oder 14. zum 15. Juli 491 statt; mit herulischen Truppen, wohl den besten Kriegern seines Heeres, griff Odowakar das gotische Lager an der Pineta an, wurde aber nach erbittertem, auf beiden Seiten verlustreichem Kampfe zum Rückzuge nach Ravenna gezwungen; auf der Flucht büßte sein magister militum Livila in den Fluten des Ronco das Leben ein. Solange Odowakar sich jedoch von der See her verproviantieren konnte, war für die Goten keine Aussicht zur Einnahme Ravennas vorhanden. Erst als Theoderich in Ariminum in den Besitz von Kriegsschiffen gelangt war — es ist nicht klar, ob er solche dort hat bauen lassen oder auf andere Weise erworben hat — und damit die Häfen blockierte (August 492), begann die Lage für die Goten sich günstiger zu gestalten, da nunmehr großer Mangel an Lebensmitteln in der eingeschlossenen Stadt eintrat. Trotzdem hielten die Belagerten tapfer bis in den Winter hinein aus, und als im gotischen Heere Anzeichen einer starken Mißstimmung über das lange Stilleliegen sich geltend machten, kam unter Vermittelung des Bischofs Johannes von Ravenna am 25. Februar 493 ein Ausgleich zustande, demzufolge Theoderich und Odowakar fortan gemeinsam von der Residenz Ravenna aus über Italien herrschen sollten; als Geisel stellte Odowakar seinen Sohn Thela. Theoderich kam es vor allem darauf an, möglichst bald in Ravenna einzuziehen; aber daß er sich zu so weitgehenden Zugeständnissen bereit finden ließ, zeigt deutlich, daß das Abkommen von seiner Seite nicht ernsthaft gemeint war. Am 26. Februar betrat er die Hafenstadt Classis, am 5. März 493 zog er in Ravenna ein, wo ihm ein feierlicher Empfang durch den Bischof bereitet wurde. Nach Ablauf von noch nicht 10 Tagen war Theoderich der alleinige Gebieter, Odowakar ein toter Mann.

Quelle: Ludwig Schmidt: „Geschichte der deutschen Stämme bis zum Ausgange der Völkerwanderung“, Band 2, 1905, S. 157ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!


Verarbeitung in der Sage

Die Schlacht um Raben wurde in einem deutschen Heldenepos aus dem 13. Jahrhundert um Dietrich von Bern verarbeitet. Die Rabenschlacht der Dietrichsepik schildert die Kämpfe zwischen Dietrich und Ermanarich vor Raben und schließt an Dietrichs Flucht an. Der historische Ablauf wird dabei verändert: War Theoderich in Wirklichkeit ein Eroberer, der sich zum König über Italien machte, wurde er als Dietrich in der Sage zu einem rechtmäßigen Herrscher, der von einem Usurpator verdrängt wurde und darauf hofft, seinen Besitz zurückerobern zu können.

Literatur

  • Karl Simrock: Das Amelungenlied. Dritter Teil: Die beiden Dietriche. Die Rabenschlacht. Die Heimkehr. Stuttgart 1871 (Netzbuch)