Radogast
Radogast war eine heidnische germanische Gottheit im Bereiche der Obodriten in Mecklenburg.
Thietmar von Merseburg beschreibt seinen Tempel und Kult auf der Burg Radegost/Riedigost, die oft mit Rethra gleich gesetzt wird, im Lande des obodritischen Stammes der Redarier.
Rhetra wird sowohl im Tollensesee an der Lieps südlich Neubrandenburg als auch auf dem Schloßberg am Luzinsee bei Feldberg und an anderen Orten vermutet. Der Ortsname ist verbreitet (Lübeck, Lüneburg, Anhalt, Böhmen, Mähren, Galicien und Niederösterreich). Der Burgname wurde dann mit dem (Bei)namen Radegast verbunden.
Der Holztempel auf der Burg stand magisch geschützt auf Tierhörnern; geschnitzte Götterbilder, nach anderen Fischreliefs, zierten die Außenwände, im Inneren standen Holzstatuen in Rüstungen, daneben Fahnen und Abzeichen. Mit Hilfe von Svarozics heiligem Pferde wurde geweissagt, ein Eber in einem nahen Sumpf zeigte bevorstehende Kriege an. Am Ende des 11. Jh. beschreibt Adam von Bremen einen Tempel in einer Burg mit neun Toren, auf einer Insel in einem See, mit dem Festland durch eine lange Holzbrücke verbunden. Dieser soll nach Zerstörungen 1126 und 1151 wieder aufgebaut worden sein.
Bei Adam von Bremen heißt der Gott Redigast, auch Radgost und Radegast. Auf dem Kopf seines goldverzierten Standbildes hatte er einen Helm in Vogelgestalt, auf der Brust einen schwarzen Auerochsenkopf und in den Händen ein Doppelbeil. Die Attribute Stier (in Griechenland Zeus geweiht), Beil/Hammer und Feuer (Blitz) sowie der übersetzte Name rad schnell und gost Feuer weisen auf das schnelle Feuer, den Blitzstrahl, und damit auf Þorr (dt. Donar).
Er ist auch der Gott der Gastfreundschaft wie sich in Radegost aus dem Zusammenhang der Worte gost und Gast ergiebt. Helmold rühmte so auch die heidnische Gastfreundschaft 1156 bei den Wagriern. Auf dem Opferaltar hätte eine goldene Decke gelegen. Beinamen des Radegast lauten Hlawaradze und Luasarici (höchster Ratgeber), aber auch Hostin, in Rhetra wurde er als Vodha verehrt.
Im Rahmen der schweren kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Christen trat seine Bedeutung als Kriegsgott mit dem Beinamen Roswodiz (Anführer im Kriege) stärker hervor. Diese Beschreibungen und weitere Beinamen (Weda, Woda, Waidawut u.a.) deuten also auf eine Übereinstimmung mit Wodan/Ochin. Helmold von Bosau und Saxo Grammaticus wiederholen später seine Beschreibungen. 1066 wird Svarozic-Radogast noch der abgeschlagene Kopf des Bischofs Johannes von Marienburg geopfert, doch zwei Jahre später wird das Zentrum des Kultes und des Aufstandes von 983 - Rhetra - erobert und der Tempel u.a. durch den Bischof von Halberstadt vernichtet.