Recht muß Recht bleiben
Unter der Überschrift Recht muß Recht bleiben wandte sich Gauleiter Konrad Henlein am 7. Mai 1945 in Reichenberg in einem Aufruf an die Deutschen im Sudetengau. Es war ein letzter verzweifelter Appell im Sinne des Grundsatzes Ex iniuria ius non oritur, um die bis heute (2014) andauernde Annexion des Sudetenlandes durch die Tschechei und den damit einhergehenden Völkermord zu verhindern.
Meine Kameraden und Kameradinnen!
In ernster Stunde ergreife ich das Wort und wende mich nicht nur an Euch, für die ich seit zehn Jahren zu sprechen und zu handeln gewohnt bin, sondern auch an das Weltgewissen, dessen Wille es nicht sein kann, die Einigung des deutschen Volkes im nationalen Einheitsstaat aufzuheben und ihm den Durchbruch zur politischen Gestaltung der europäischen Geschichte zu versagen. Im 20. Jahrhundert hat sich das deutsche Volk als letztes dieses Recht auf Einheit von Volk und Staat errungen. Wir Sudetendeutschen konnten als Bestandteil des gesamtdeutschen Siedlungsraumes kraft unserer Zahl und nach unserem eigenen Willen nicht ausgeschlossen sein. Mit welchem Jubel und welchem heißen Dank haben wir diese Vollendung unseres Sehnens und Strebens vor sieben Jahren erlebt! Ich gemahne Euch an die Oktobertage des Jahres 1938 und an Euer Bekenntnis von damals.
Kaum nach elf Monaten zerriß der größte Krieg aller Zeiten alles Planen, allen Aufbau, alle guten Absichten, jede Möglichkeit einer ruhig aufbauenden Formung des deutschen Großraumes. Als treue Söhne unseres Volkes wurden wir in erster Linie Soldaten, Soldaten mit tapferem Sinn und politische Soldaten, die wußten, daß es im Ringen um die Kontinente auch um das Schicksal der Heimat geht. In Jahrhunderten hart und stolz geworden, müssen wir die Bereitschaft finden und — komme was kommen mag — in uns tragen, diese Treue und Tapferkeit zu bewahren. Wenn uns brutale asiatische Gewalt zu zerbrechen suchen sollte, so darf in Euch die heilige Flamme Eures Volkstums nicht zerbrechen.
Die schicksalsschweren Stunden, die wir durchleben, retten das ganze deutsche Volk. Wenn es seinen moralischen Wert nicht selbst veräußert oder preisgibt, wird es seine Kraft bewahren.
Als Vollstrecker aller Wünsche und Sehnsüchte, die in Euch waren, als Euer Willensträger habe ich gehandelt und, mancherlei Kritik ausgesetzt, immer das Beste gewollt. Nach der nun einmal gegebenen Lage an den Fronten ist vielleicht bald auch im Sudetenland die Ausschaltung der freien Entscheidung wenigstens auf einige Zeit zu befürchten. Noch kämpfen tapfere deutsche Soldaten und setzen ihr Leben ein, um Euch vor dem bolschewistischen Terror, Eure Frauen und Kinder vor Schändung zu bewahren. Seid dieser Tapferen würdig!
Großadmiral Dönitz, der Nachfolger des Führers und in diesem Augenblick Träger der Verantwortung für das gesamte deutsche Volk, ringt um die Anerkennung des deutschen Vorschlags für die Beendigung des Blutvergießens, das nun schon sechs Jahre währt. Wir können ihm neben der natürlichen Pflicht zum Gehorsam nur dankbar sein, daß er alles unternimmt, um uns nicht der Willkür des asiatischen Hasses gegen die Gesittung und der Rachsucht preiszugeben. Wenn trotzdem einmal vielleicht unsere Führung nicht mehr ihre Parolen ausgeben, für Euch handeln und Eure Rechte nicht verteidigen kann, dann wird jeder Arbeiter, Bauer, Handwerker, Angestellter oder Betriebsführer auf sich selbst gestellt sein, und es wird auf jeden einzelnen ankommen. Vergeßt nie des unwandelbaren Naturgesetzes der Gemeinschaft!
Der Einzelne bedeutet nichts, die Gemeinschaft alles.
Bekämpft in Euch Neid, Mißgunst und Kleinmut. Glaubt nicht, daß es Euch nutzen kann, Eure Ehre und Euren Stolz zu verkaufen, um Eure Existenz durch Charakterlosigkeit zu retten oder zu verbessern oder gar persönliche Rechnungen durch Angeberei auszutragen. Verloren ist der, der sich selbst verloren gibt! Wir alle wissen, was Freiheit und Einigkeit, Selbstvertrauen und Glauben bedeuten, was Gemeinschaft vermag. Hütet Euch vor Zwietracht. Haltet an Eurem deutschen Volkstum als Kraftquell fest. Es wird Euch nie enttäuschen. Auch jetzt wird es Haltlose und Verräter geben. Falsche Propheten werden erstehen. Gegen sie gibt es nur einen Schutz: Unsere unzerbrechliche innere Gemeinschaft. Wir werden die Achtung eines jeden Gegners nur dann genießen, wenn wir die nationale Würde wahren und persönliche Haltung zeigen. Das gilt nicht allein für die Männer, das gilt auch für die Frauen und unsere deutschen Mädchen.
Wehe uns, wenn wir unsere, nach soviel Leid und Opfer errungene, sittliche Kraft verlieren würden.
Ich selbst bleibe Euch und meiner Heimat bis zum letzten Herzschlag verpflichtet und verbunden. Jeder aber bleibt auf seinem Posten und erfüllt ebenfalls seine Pflicht. Der Volkssturm untersteht meinem Befehl. Ich werde ihn, wo notwendig, zur Wahrung der Sicherheit und Ordnung einsetzen.
Und nun möchte ich noch folgendes feststellen:
Als in München die Unterschriften unter das Abkommen vom 30. September 1938 gesetzt waren, fand damit ein naturgesetzliches Volksrecht Erfüllung und ein jahrhundertelanger Völkerstreit sein Ende. Dieses Abkommen ist für uns die legale Grundlage unserer Zugehörigkeit zum Deutschen Reich, für die Welt die geschichtlich letzte Anerkennung des nationalstaatlichen Prinzips in Europa, dessen Verwirklichung eine der Voraussetzungen des Friedens unter den europäischen Staaten war und bleiben wird. Die Staaten, die sich 1938 entschlossen haben, mit diesem Abkommen die Trennung des deutschen vom tschechischen Gebiet Böhmens, Mährens und Schlesiens um des Friedens willen zu verwirklichen und dazu die Billigung des tschechoslowakischen Staates unter der Präsidentschaft Dr. Beneschs fanden, haben dem Sudetenland seine Grenzen bestimmt und damit eine moralische Garantie übernommen. Noch vor dieser Entscheidung hatte sich das Vereinigte Königreich Großbritannien durch Lord Runciman die objektivste Beurteilung der Verhältnisse in unserem Raum verschafft. Sein Urteil war entscheidend.
Ich werde nichts unterlassen, um diese Rechtslage der internationalen Öffentlichkeit verständlich zu machen und zur Kenntnis zu bringen, aber Euch meine Volksgenossen, bitte ich, was auch an Bitternis und Schmach uns noch bereitet werden mag, diese Geschichte gewordene Entwicklung nicht außer acht zu lassen, den Glauben zu bewahren, daß Recht Recht bleibt, daß das Recht auf unserer Seite steht.
Gott schütze unsere Heimat!