Rehobother Bastards
Die Rehobother Bastards, benannt nach dem Ort Rehoboth bei Windhuk (auch: Rehobother Baster, Baster, Bastaards), sind die Nachkommen von Hottentotten-Frauen und Buren-Männern, die vermehrt in Rehoboth vorzufinden sind. Eugen Fischer wies durch Untersuchung mehrerer Generationen der Rehobother Bastards nach, daß die Merkmale gemäß der 3. Mendelschen Regel unabhängig voneinander auftreten. Kreuzt man zwei Rassen, die sich in mehreren Merkmalen unterscheiden, so werden die einzelnen Erbanlagen unabhängig voneinander vererbt.
Ein wissenschaftliches Ergebnis des Buches „Die Rehobother Bastards und das Bastardierungsproblem beim Menschen“ ist, daß bloße Rassenmischung keine Erbkrankheiten erzeugt, wie weite Teile der Forschung damals annahmen. Dieses Resultat ist eine der wichtigsten biologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts überhaupt. Genetische Rekombination findet jedesmal statt, wo zweigeschlechtliche Wesen überhaupt eine Frucht hervorbringen. Evolution beginnt nicht etwa danach, sondern findet immer schon statt (die Rekombination selber ist ein evolutionäres Geschehen). Das Buch behandelt zentral die Frage, ob Erbkrankheiten durch Rassenmischung erzeugt werden und antwortet, daß Anlagen sich unabhängig voneinander – nach Gregor Mendel – rekombinieren und Erbkrankheiten keineswegs durch Rassenmischung entstehen. Eugen Fischers Buch ist eine bekannte, klassische Bestätigung der Mendelschen Gesetze.
Unzweifelhaft geht es dem Verfasser auch um Ethnographie (wie der Untertitel der Publikation ausweist). Bei ethnographischen Studien liegt stets die Frage der Typusbildung nahe. Typusbildung ist so gut wie immer an geographische Isolation gebunden. Es nimmt daher nicht wunder, daß die Rehobother Mischlinge ein vergleichsweise unförmiges, beinahe bizarres Erscheinungsbild zeigen. Die rekombinierten Erbanlagen sind gleichsam noch völlig roh. Sie können eine gänzlich neue Menschenrasse hervorbringen, es kann aber auch bei der bloßen Formzerfließung bleiben. Typusbildung oder Rassenbildung geschieht nicht durch Bastardisierung, sondern erst, wenn Grenzziehungen irgendeiner Art, Fortpflanzungsschranken, natürlich (oder mittels Regeln) errichtet werden, und wenn dann in der Zeitachse eine längere geographische oder soziale Isolation einen neuen Typus stabilisiert.
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Literatur
- Eugen Fischer: Die Rehobother Bastards und das Bastardierungsproblem beim Menschen. Anthropologische und ethnographische Studien am Rehobother Bastardvolk in Deutsch-Südwest-Afrika, ausgeführt mit Unterstützung der kgl. Preuß. Akademie der Wissenschaften, Verlag von Gustav Fischer, Jena 1913 (Einführung und Bestellmöglichkeit, Netzbuch und Möglichkeit zum herunterladen einzelner Seiten als PDF-Datei) letzteres Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Hauptmann Bayer: Die Nation der Bastards, 1909 (Netzbuch und Möglichkeit zum Herunterladen einzelner Seiten als PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!