Jahn, Roland

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Roland Jahn (* 14. Juli 1953 in Jena) ist ein deutscher Bürgerrechtler, Journalist und seit 2011 Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR.

Werdegang

Roland Jahn wurde am 14. Juli 1953 in Jena geboren. Sein Vater war Konstrukteur im Volkseigenen Betrieb (VEB) Carl Zeiss Jena, seine Mutter Buchhalterin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Kriegserfahrungen des Vaters, der als 17jähriger eingezogen worden war und ein Bein verloren hatte, prägten den Alltag seiner Kindheit. Jahns Gerechtigkeitssinn und der Drang, selbstbestimmt zu leben, führten bereits in der Schulzeit zu Konflikten. Obwohl er in der Kinderorganisation „Junge Pioniere“ und in der „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ) organisiert war, schrieb ihm ein Lehrer schon in der achten Klasse ins Zeugnis: „Roland neigt dazu, in Opposition zu treten“.[1] 1972 machte er in Jena sein Abitur und wurde danach zum Grundwehrdienst bei der kasernierten Bereitschaftspolizei in Rudolstadt eingezogen. 1975 begann Roland Jahn ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Im Februar 1977 wurde er exmatrikuliert, weil er gegen die Ausbürgerung des jüdischen Liedermachers Wolf Biermann protestiert hatte.[2]

Wirken

Roland Jahn hatte sich seit den 1970er Jahren in der DDR-Opposition engagiert. Ab 1977[3] war er Transportarbeiter bei Zeiss. Seine Protestaktionen setzte er fort. Jahn unterstützte öffentlich die polnische Gewerkschaft Solidarność. Am 1. September 1982 wurde er verhaftet. Er hatte an seinem Fahrrad ein Fähnchen angebracht, das den Schriftzug der polnischen Gewerkschaft Solidarność trug. Er erhielt eine mehrmonatige Haftstrafe, wurde nach internationalen Protesten aber im Februar 1983 wieder entlassen.

Jahn beteiligte sich bald darauf an Demonstrationen der Jenaer Friedensgemeinschaft, das führte im Juni 1983 schließlich zu seiner gewaltsamen Abschiebung in einem verriegelten Bahnabteil aus der DDR in den Westen.[4] Er wurde zu einer der wichtigsten Stimmen der DDR-Opposition in der Bundesrepublik. Er unterstützte die zurückgebliebenen Bürgerrechtler. Im damaligen West-Berlin wurde er von der Stasi bespitzelt. Er sorgte dafür, daß die DDR-Opposition in westlichen Massenmedien vorkam. So konnten mit einer geschmuggelten Kamera Bilder der Leipziger Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 mit zehntausenden Demonstranten im Westfernsehen ausgestrahlt werden. Viele DDR-Bürger fühlten sich so ermutigt, auf die Straße zu gehen.

Während der Wendezeit berichtete Jahn als Journalist im Sender Freies Berlin (SFB) über die Ereignisse. Später widmete er sich dem Thema Aufarbeitung der SED-Diktatur. Seit 1991 arbeitet er als festangestellter Redakteur für das ARD-Magazin „Kontraste“, das vom rbb produziert wird. Seit 1996 sitzt er im Beirat der Robert-Havemann-Gesellschaft, die unter anderem ein wichtiges Archiv zur DDR-Opposition betreut. Seit 1999 gehört Jahn zudem dem Fachbeirat der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur an.

Der Bundestag wählte ihn im Januar 2011 zum Nachfolger von Marianne Birthler als Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde (BStU)[5] mit rund 1.600 Mitarbeitern. Seit Gründung der Unterlagenbehörde wurden rund 2,75 Millionen Anträge auf persönliche Einsicht in Stasi-Akten gestellt.

Jahn wollte 47 Mitarbeiter der Behörde, die früher hauptamtlich beim Ministerium für Staatssicherheit tätig gewesen waren, versetzen lassen, da ihre Weiterbeschäftigung ein Schlag ins Gesicht der Opfer sei. Der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz sprach daraufhin im Mai 2011 Jahn die Eignung für das Amt[6] ab. Er nannte ihn im Magazin „Focus“ einen „Eiferer mit Schaum vor dem Mund. Die Stasi-Unterlagenbehörde sei aber keine Einrichtung, in der es um Menschenjagd gehe“.

Mitgliedschaften

Seit 1996 im Beirat der Robert-Havemann-Gesellschaft, seit 1999 im Fachbeirat der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Von 2006 bis 2010 im Beirat in der Stiftung Berliner Mauer.

Auszeichnungen

Verweise

Fußnoten

  1. zitiert in Frankfurter Rundschau, 29. Oktober 2010
  2. Internationales Biographisches Archiv 12/2011
  3. Als Student der Wirtschaftswissenschaften flog er 1977 von der Uni, nachdem er gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann protestiert hatte. Anschließend war er Transportarbeiter bei Zeiss.
  4. 1983 wurde er nach Stasi-Haft gegen seinen Willen aus der DDR ausgebürgert.
  5. Roland Jahn bezeichnete es als Genugtuung, als ehemaliger Stasi-Verfolgter jetzt die Akten des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit verwalten zu dürfen. Von Anfang an bezeichnete er sich deshalb auch als Anwalt der Opfer.
  6. Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.