Roter Frontkämpferbund

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Pfingsttreffen im Berliner Lustgarten 1928

Der Rote Frontkämpferbund (kurz: RFB) war eine paramilitärische Vereinigung der KPD während der Weimarer Republik.

Geschichte

Gegründet wurde die Vereinigung am 18. Juli 1924, die Mitglieder des Wehrverbands waren uniformiert. Als Antwort auf den Stahlhelmbund und die linksextreme Vereinigung Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold gedacht, wurde der Rote Frontkämpferbund zu einem Instrument der Moskau-Fraktion innerhalb der KPD, deren Vorsitzender Ernst Thälmann war. Die erste Gruppe wurde in Halle ins Leben gerufen. Erst gegen Ende des Jahres 1924 begann der eigentliche Aufstieg der Organisation.

Zunächst aus örtlichen roten Frontkämpferorganisationen hervorgegangen, erhielt der Bund bald zentrale Organisation und zentrale Leitung, die von sich aus die Neugründung von Ortsgruppen anregte und unterstützte. Nach einer gewissen Blüteperiode wurde der Bund von den Führerkämpfen und -wechseln der Kommunistischen Partei stark mitgenommen. Ehemalige Gründer der Organisation wurden, weil sie sich irgendeiner der jeweiligen Moskauer Parolen nicht fügen wollten, aus dem von der Partei beherrschten Bund aus­geschlossen, denn der RFB war mehr als jeder andere Wehr­verband ein Stück einer Parteiorganisation. In den Revolutionskämpfen 1918–1923 gab es zahlreiche rote Trupps mit festem Zusammenhalt. Es gab also genau wie bei den rechtsstehenden Verbänden und bei dem linksdemokratischen Reichs­banner eine kämpferische Tradition. Aber bis zum Frühsommer 1924 war es keiner kleineren oder größeren Führernatur im radikal­proletarischen Lager geglückt, eine große, straffe Organisation mit äußerer Disziplin und innerem Gehalt aufzubauen, wie das bei den sogenannten Verbänden der Fall war. Erst das Vorbild des Reichsbanners veranlaßte Kreise, die der Kommunistischen Partei nahestanden, zur Gründung einer eigenen proletarischen Wehr­organisation, die in dauernder organisatorischer und ideeller Ab­hängigkeit von der Partei bleiben sollte.

Daß die Gründung des Reichsbanners der Anlaß zur Gründung des RFB wurde, wird in den Publikationen dieser Organisation ohne weiteres zugegeben. Daraus und aus der Abhängigkeit von der Kommunistischen Partei erklärt sich das geringe Eigenleben im RFB. Er war eben nur gedacht als Sammelbecken radikal fühlender Arbeitermassen, die noch politisch ungeschult waren. In der Vorschule des RFB sollten sie reif werden für die wahre Schule, die Kommunistische Partei. Programmatisch war der Bund keine kommunistische Organisation, doch wurde den Mitgliedern eingeschärft, daß die Kommunistische Partei die einzige Partei sei, die das Proletariat zum Sieg führen könne. Der Arbeiter, der einmal für den RFB gewonnen wurde, wurde aufgefordert, einen Schritt weiter zur KPD zu tun. Unter dem Titel „Tu einen Schritt weiter zur KPD!“ wurden auch Broschüren an die Mitglieder des Bundes verteilt, in denen man ihnen klar­zumachen versuchte, warum dieser Schritt notwendig sei. „Ihr unterstützt“, so sagte man dort, „bei Demonstrationen und Kund­gebungen, bei der Werbearbeit für die kommunistische Presse und unter der Landbevölkerung die Kommunistische Partei. Ihr singt mit uns von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, von Lenin und von den Bolschewisten, den edelsten der Kommunisten. Und doch habt ihr den Schritt zur Partei noch nicht gemacht.“ Der Eintritt in den RFB wurde als der erste Schritt dargestellt, dem der Eintritt in die Partei folgen mußte, denn es genüge nicht, nur dem RFB anzugehören. Immer wieder wurde der Mit­gliedermasse eingehämmert: Nur die Kommunistische Partei kann die Arbeiterklasse zum Siege führen! Der RFB in seiner Existenz bedingt durch die Existenz der bürgerlichen Wehrverbände, sei ein Zeichen dafür, daß sich der Machtkampf zwischen dem roten und dem weißen Lager nicht umgehen lasse. Aber führen und den Sieg der Arbeiterklassen organisieren könne eben nur die Kommunistische Partei, die der Generalstab der proletarischen Revolution sei.

Da der RFB nur ganz spezielle Aufgaben hatte, nämlich die einer „Abwehrorganisation gegen den Faschismus und gegen die imperialistische Kriegsgefahr“, könne der Arbeiter in der Kommunistischen Partei erst die universelle Schulung für den Kampf auf allen Gebieten empfangen. Die Kommunistische Partei rüste den proletarischen Klassenkämpfer aus mit dem unbedingt nötigen geistigen Rüstzeug, den Lehren des wissenschaftlichen Sozialismus, den theoretischen und praktischen Erfahrungen von allen Kriegsschauplätzen des proletarischen Klassenkampfes – sei es der Kampf im Betrieb und in den Gewerkschaften, der Kampf in den Parlamenten, der Kampf gegen die Kulturreaktion, der Kampf der Proletarier in allen Ländern der Welt, die Methoden des legalen und des illegalen Kampfes gegen den Klassenfeind. Aus all diesen Gründen: hinein in die Partei!

Es ist verständlich, daß eine derartige Ideologie nicht dazu beiträgt, das Eigenleben und die selbständige Entfaltung einer Organisation zu fördern. Führernaturen werden immer wieder die Neigung haben, aus dem Bund in die Partei zu gehen, da die Partei ja „der Generalstab“ der proletarischen Bewegung ist. Nicht eine Trennung gleich­wertiger Aufgaben liegt vor, sondern der Bund ist das Untergeord­nete, das gegenüber der Partei Minderwertige. Auch bei dieser Art von Abhängigkeitsverhältnis kann aus der Art der Betätigung und vor allem aus der Zusammensetzung der Mitgliedermassen eine eigene Note der Organisation entstehen. Gegen den Willen der führenden Partei können Verselbständigungstendenzen groß werden. Diese würden aber den Bund nicht stärken, sondern ihn in einen aufreibenden Kampf der führenden Apparate miteinander verwickeln, der mit völliger Lahmlegung enden müßte. Da eben die Partei den Apparat des RFB letzten Endes personell und materiell beherrschte, konnte er nur in der Abhängigkeit von ihr wachsen oder gegen sie verlieren. Tatsächlich haben sich denn auch die Fraktions­kämpfe der Partei manchmal mit einer ganz besonderen Prägung im RFB abgespielt, da hier jede Gruppe eine in der Mehrzahl noch ungeformte Mitgliedermasse vor sich hatte, die leicht zu beeinflussen und zu gewinnen war. Dieser eigene Charakter der Kämpfe im RFB hat den Bund aber niemals zu einer völligen Lösung von der Partei in größerem Maßstabe bringen können. Er blieb eine Hilfs- und Abwehrtruppe der Kommunistischen Partei und ihrer jeweiligen Führung, eine Organisation, die allerdings im Gegensatz zur Partei ganz spezielle Ziele und Aufgaben hatte. Fassen wir diese nochmals kurz zusammen:

Wie die anderen Wehrverbände hatte der RFB auch eine eigene Jugendabteilung, die Rote Jungfront (RJ), in der die jugend­lichen Arbeiter bis zum 21. Lebensjahre zusammengefaßt waren. Außerdem gab es eine Rote Marine. Sie war die Organisation der Seeleute im RFB und arbeitete mit den gleichen Zielen, aber mit besonderen, der Lage der Seeleute und Hafenarbeiter ange­paßten Methoden. Genaue Angaben über die Stärke des RFB zu machen, ist ebenso schwer wie bei den anderen Verbänden. RFB und RJ werden in der Blütezeit zusammen etwa 150.000 Mitglieder gehabt haben. Das Jahr 1927 war für den Bund ein Jahr der Stagnation, 1928 ein Jahr des Rückganges. Nach dem Blutmai 1929, bei dem mehr als 30 Menschen von Kommunisten ermordet wurden, wurde die Vereinigung wegen ihrer Gewalttätigkeit und Verfassungsfeindlichkeit zuerst in Preußen, dann im ganzen Reich verboten.