Luxemburg, Rosa
Rosa Luxemburg, eigentlicher Name Rozalia Luksenburg ( 5. März 1871 in Zamosch, Galizien, Polen; 15. Januar 1919 in Berlin) war eine jüdische[1] politische Agitatorin, Parteivorsitzende der KPD und Vertreterin des proletarischen Internationalismus, Marxismus und Bolschewismus.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Rozalia Luksenburg entstammte einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie,[2][3] die im damaligen zu Rußland gehörenden Kongreßpolen lebte.
Sie erhielt eine gediegene Ausbildung, schloß sich schon als Schülerin der sozialistischen Arbeiterbewegung an, ging 1889 nach Zürich und studierte dort Nationalökonomie (1897 Promotion). Zusammen mit dem ihr eng verbundenen Leo Jogiches, beteiligte sie sich 1893 führend an der Gründung der im Untergrund tätigen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei des Königreichs Polen (und Litauen; ab 1900). 1898 heiratete Rozalia Luksenburg den Deutschen Gustav Lübeck, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Nach Übersiedlung nach Berlin (1899) und Eintritt in die SPD entwickelte sie sich zur führenden Theoretikerin des linken Parteiflügels. Rozalia Luksenburg gehörte zu den radikalen Führerpersönlichkeiten der Sozialdemokratie. Sie trug mit ihren politischen Schriften,[4] wesentlich zur wissenschaftlichen Theorie des Marxismus bei.
1905 ging sie in den unter russischer Herrschaft stehenden Teil Polens und nahm in Warschau an Demonstrationen und Kämpfen gegen die russische Staatsmacht teil.[5] Vom 4. März bis 28. Juni 1906 in Warschau in Haft, kehrte sie über Finnland[6] nach Deutschland zurück. Im November 1906 begann ein engeres Verhältnis zu Clara Zetkins Sohn Konstantin.[7][8] Am 1. Oktober 1907 wurde sie Dozentin an der Parteihochschule der SPD in Berlin.[9][10]
Während des ersten Weltkrieges unterstützte sie die Haltung jener sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten wie Karl Liebknecht, die 1914 und 1915 mit einer kleinen Minderheit, die sich später als USPD von der SPD abspaltete, gegen die Bewilligung der Kriegskredite stimmten.[11]
Vom 31. März 1915 bis 18. Februar 1916 sowie ab 10. Juli 1916 war Rozalia Luksenburg in Berlin, Wronke (Posen) sowie Breslau inhaftiert. Nach ihrer Freilassung (Amnestie 9. November 1918) ging sie nach Berlin. Nach dem Sturz der Monarchie strebte sie eine Rätediktatur an. Ihre im Dezember verfaßte Schrift „Was will der Spartakusbund?“ wurde zur programmatischen Grundlage der am 31. Dezember 1918/1. Januar 1919 gegründeten KPD, zu deren Vorsitzender sie gemeinsam mit Liebknecht gewählt wurde.[12][13] Im Januar 1919 unterstützte sie aus Gründen der Parteiräson den Aufstand des Spartakusbundes in Berlin, von dessen Scheitern sie überzeugt war und den sie deswegen mißbilligt hatte.
Kommunismus und Sozialdemokratie
Der „Kommunistenführer Karl Liebknecht, erklärte im Januar 1919 die sozialdemokratische Reichsregierung Ebert/Scheidemann für abgesetzt und wollte mit Rozalia Luksenburg die Macht in Deutschland an sich reißen. In Berlin tobten Straßenkämpfe zwischen Rotarmisten und Antikommunisten. Der Versuch, Deutschland nach russischem oder ungarischem Vorbild zu bolschewisieren, wurde abgewehrt, Liebknecht zusammen mit Rozalia Luksenburg erschossen.“ Karl Liebknecht begründete mit Rozalia Luksenburg die KPD und wollte das Reich handstreichartig in einen Sowjetstaat umwandeln, was Eberts Truppen verhinderten.[14]
Linkspublizist Bernt Engelmann: „Den Mord planten und befahlen einige Offiziere der Gardekavallerieschützendivision, darunter zwei jüdischer Herkunft, Liepmann und Grabowsky.“ Hinter dem Aufruf „Tötet Liebknecht!“ habe das jüdische Hauptvorstandsmitglied der Deutschnationalen Volkspartei, Konsul Salomon Marx, gestanden, fährt Engelmann fort.
- Wenn man sich mit dem Einfluß von Juden auf die Linie der KPD befaßt, so sticht ins Auge, daß die Chefredaktion des offiziellen KPD-Blattes Rote Fahne während der Weimarer Republik überwiegend in den Händen jüdischer Intellektueller lag. Unter ihnen seien hier aufgeführt: Rosa Luxemburg, August Thalheimer, Heinrich Süßkind, Sohn eines polnischen Rabbiners, Alexander Abusch, Heinz Neumann und schließlich 1932 Werner Hirsch.[15]
Tod
Nach dem Ende des Spartakusaufstands wurde sie unter teils ungeklärten Umständen zusammen mit Karl Liebknecht von SPD-Regierungstruppen — mit Zustimmung des Reichswehrministers Noske und auch die des späteren Reichspräsidenten Ebert (beide SPD) — liquidiert, um eine bolschewistische Revolution in Deutschland und den Ausbruch eines Bürgerkriegs zu verhindern.
- „Daß sie durchgeführt werden mußte, darüber bestand bei Herrn Noske und mir nicht der geringste Zweifel, als wir über die Notwendigkeit der Beendigung des Bürgerkrieges sprachen. [...] Es lag nur im Interesse unseres Deutschlands, daß wir es damals vor dem Schicksal bewahrten, das ihm heute Herr Ulbricht und seine Drahtzieher bereiten möchten, sondern der Sieg des Kommunismus in Deutschland hätte bereits 1919 das gesamte christliche Abendland zum Einsturz gebracht. Die Beendigung dieser Gefahr wog bestimmt wesentlich mehr als die Beseitigung von zwei politischen Verführern.“ — Waldemar Pabst, Generalstabsoffizier der Garde-Kavallerie-Schützen-Division und Major a. D., Zitat aus 1962 – er hatte die standrechtliche Erschießung zum Schutz des Vaterlandes befehligt. Pabst, ein NPD-Sympathisant, starb 1970 (89-jährig) in Düsseldorf als solventer Unternehmer.
Die Beisetzung Rosa Luxemburg erfolgte nach der Freigabe der Leiche durch die Gerichtsmedizin neben dem Grab Karl Liebknechts. 1941 wurden die mit einem 1924 errichteten gemeinsamen, von Mies van der Rohe geschaffenen Denkmal geschmückten Grabstätten durch die Nationalsozialisten eingeebnet und später wieder neu belegt.
Das Grab auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde, dem sogenannten „Sozialistenfriedhof“ ist mittlerweile nachweislich leer. Die Überreste von Rozalia Luksenburg sollen sich bis auf den heutigen Tag in den Kellern der Berliner Charite befinden.
Mit ihrer Anmerkung „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“ (in: Zur russischen Revolution, 1918, veröffentlicht posthum 1922) suchte Luksenburg diktatorischen Tendenzen Lenins und der Bolschewiki entgegenzuwirken. Die von ihr angesprochene Freiheit bezieht sich allerdings nur auf kritische Meinungen innerhalb der kommunistischen Bewegung. Keinesfalls ist die (Meinungs)freiheit einzelner oder gar einer Oppositionspartei in einem kommunistisch regierten Land gemeint. In der Spätphase der DDR beriefen sich Gruppen der Bürgerbewegung auf Luksenburgs Worte zum Thema „Freiheit“.
Kritik
- Hans-Ulrich Wehler über die Erschießung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht: „Wer den Bürgerkrieg entfesselt, lebt immer im Angesicht des Todes.“[16]
Erinnerungsdiktatur
Rozalia Luksenburg im Theater
Am Berliner Grips-Theater wird ein Stück über Leben und Werk von Rozalia Luksenburg aufgeführt. Das „Schauspiel mit Musik“ hat den Titel „Rosa“ und soll die 1919 verstorbene Politikerin nicht als Ikone sozialistischer Erinnerungskultur, sondern als widersprüchliche, inspirierende Persönlichkeit zeigen, teilte das Kinder- und Jugendtheater mit. Mit Mitteln des populären Theaters werde bewiesen, dass Luxemburg Theater, Musik, Literatur, ihre Männer, Freunde und Freundinnen mit der gleichen Leidenschaft liebte wie die Revolution.[17]
Rozalia Luksenburg als Mahnmal
Anläßlich ihres Totentages soll am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte am 11. Januar 2009 eine lebensgroße Statue von Rozalia Luksenburg aufgestellt werden. Die vom Berliner Bildhauer Rolf Biebl angefertigte Statue war bereits 1999 vor der nahe gelegenen Parteizentrale der damaligen PDS errichtet, später aber nach Friedrichshain umgesetzt worden. Ein Duplikat davon wird künftig nun an der Ecke Linienstraße/Weydingerstraße stehen.[18]
Verdächtigung als russische Spionin (2021)
Bruce Gilley, ein Professor für Politikwissenschaft an der Portland State University (USA), gibt in einer Buchveröffentlichung des Jahres 2021 an, Rosa Luxemburg sei eine verurteilte russische Spionin gewesen, ohne es jedoch näher auszuführen.[19]
Zitate
- „Der Sozialismus [...] hat [...] zur Voraussetzung eine Reihe von Gewaltmaßnahmen gegen Eigentum [...] Wer sich dem Sturmwagen der sozialistischen Revolution entgegenstellt, wird mit zertrümmerten Gliedern am Boden liegenbleiben.“[20]
- „Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden. Nicht wegen des Fanatismus der ‚Gerechtigkeit‘, sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die ‚Freiheit‘ zum Privilegium wird.“[21]
- „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden, sich zu äußern.“[22]
Siehe auch
- Jüdischer Bolschewismus
- Der Dolchstoß – keine Legende (Quellentext)
- Churchill 1920 über jüdischen Bolschewismus (Quellentext)
- Liebknecht-Luxemburg-Demonstration
Verweise
- Eintrag in der Deutschen Biographie[23]
- Google Standortangabe
- Arne Leyenberg: Die Leiche im Keller ist nicht Rosa Luxemburg, FAZ, 6. Januar 2010
- Jahrhundertzeuge – Löst der Neffe das Rätsel um Rosa Luxemburg?, welt.de, 7. Oktober 2009