SMS „Möve“ (1914)

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Die SMS „Möve“ führte vom 6. März bis 24. August 1916 vorübergehend zur Tarnung den Namen „Vineta“

Die SMS „Möve“ (auch „Möwe“) war ein Hilfskreuzer der Kaiserlichen Marine für den Handelskrieg im Atlantik. Der Stapellauf erfolgte 1914 als „Pungo“. Am 7. April 1945 wurde die „Möwe“ in Vadheim am Sognefjord/Norwegen als „Oldenburg“ durch einen Fliegerangriff versenkt.

Geschichte

Dampfer „Appam“ wird aufgebracht
Im Hintergrund die SMS „Möwe“, die am 10. März 1917 den Dampfer SS „Otaki“ bei einem Seegefecht versenkte.
SS „Otaki“ ist verloren
Die „Möve“ als „Greenbrier“

Graf zu Dohna-Schlodien war auf der Suche nach einem Hilfskreuzer und erhielt von Albert Ballin, Generaldirektor der HAPAG, den entscheidenden Hinweis. Die am 9. Mai 1914 bei der Werft Joh. C. Tecklenborg in Geestemünde vom Stapel gelaufene „Pungo“ war ideal, aber vor allem schnell. Dieses Schiff war ein Bananendampfer, der für die Afrikanische Frucht-Compagnie gebaut worden war und von F. Laeisz in Hamburg bereedert wurde. Ursprünglich sollte die „Pungo“ im Frachtverkehr von Kamerun nach Deutschland eingesetzt werden, lag aber nun kriegsbedingt in Bremen auf. Von dort aus wurde sie nach Wilhelmshaven überführt und zum Hilfskreuzer umgerüstet und bekam zuerst die Bezeichnung „Hilfsdampfer 10“ (HD 10). Am 1. November 1915 erhielt der Hilfsdampfer offiziell den Namen SMS „Möve“ und lief am 29. Dezember 1915 von Wilhelmshaven zur ersten Feindfahrt aus.

Erster Weltkrieg

Dezember 1915 hatte die SMS „Möwe“ unter dem Kommando von Korvettenkapitän Nikolaus Graf zu Dohna-Schlodien die englische Blockade durchbrochen und bis zur Heimkehr im März 1916 etliche Handels- und Kriegsschiffe aufgebracht und zerstört. Auch auf ihrer zweiten Feindfahrt von November 1916 bis März 1917 war die „Möwe“ erfolgreich. Im Atlantik versenkte der Hilfskreuzer 20 Schiffe mit insgesamt 120.000 Bruttoregistertonnen. Auf seinen zwei Fahrten 1916/1917 brachte das Schiff insgesamt 38 feindliche Handelsschiffe auf oder versenkte sie.

Wir geben zuerst die amtliche Meldung: »Berlin, 4. März. S.M.S. »Möwe«, Kommandant Korvettenkapitän Burggraf und Graf zu Dohna-Schlodien, ist heute nach mehrmonatiger erfolgreicher Kreuzfahrt mit vier englischen Offizieren, 29 englischen Seesoldaten und Matrosen, 166 Köpfen feindlicher Dampferbesatzungen – darunter 103 Indern – als Gefangenen sowie einer Million Mark in Goldbarren in einen heimischen Hafen eingelaufen. Das Schiff hat folgende englische Dampfer aufgebracht und zum größten Teil versenkt, zum kleineren als Prisen nach neutralen Häfen gesandt: Corbridge 3687 Brutto-Register-Tonnen, Author 3496, Trader 3608, Ariadne 3035, Dromonby 3627, Farringford 3146, Clan Mactavish 5816, Appam 7781, Westburn 3300, Horace 3335, Flamenco 4629, Edinburgh (Segelschiff) 1473, Saxon Prince 3471 Brutto-Reg.-To., außerdem den französischen Dampfer Maroni mit 3109 und den belgischen Dampfer Luxemburg mit 4322 Brutto-Reg.-To. S.M.S. »Möwe« hat ferner an mehreren Stellen der feindlichen Küste Minen gelegt, denen u. a. das englische Schlachtschiff »Edward VII.« zum Opfer gefallen ist. Der Chef des Admiralstabes der Marine.« Dazu möge bemerkt werden: Woher sie auszog, wohin sie heimkehrte, wer sie eigentlich war, diese »Möwe«, wir wußten es nicht. Wir sollten es nicht wissen, der Schleier des Geheimnisses sollte gebreitet bleiben über ihr und anderen ihrer Art; darin lag die Möglichkeit des Erfolges, darum forschten wir nicht, sondern beschieden uns. Wie ein Schatten huschte sie über die Ozeane, schlüpfte sie durch die rudelweise lauernden Feinde hindurch. Phantastische Gerüchte tauchten auf, die »Möwe« wäre ein ganz modernes Tauchboot großer Dimension, das verschwinden und erscheinen könne nach Wunsch und Bedarf. Nichts davon war wahr. Ein schnelles Schiff war die »Möwe«, geführt von tollkühnem Mute, gepaart mit List und Verschlagenheit. Eine Welt von Feinden vermochte sie monatelang zu täuschen. Großen Abbruch konnte sie tun, und eines schönen Tages war sie wieder daheim. Das alles war so selbstverständlich und doch so staunenerregend, daß mitten im Weltkrieg die Menschheit den Atem anhielt, als die »Appam« Amerikas Küste anlief und dadurch Kunde ward, daß in Britanniens Allmacht zur See ein große Lücke klaffte, in der ein deutscher Stoßvogel frei und unbekümmert seine Schwingen regte.[1]

Das Schiff war nach dem Diebstahl durch England 1920 im Zuge des Versailler Diktats unter dem Namen „Greenbrier“ unterwegs, wurde dann 1933 von Deutschland zurückgekauft, in „Oldenburg“ umbenannt und als Transportschiff eingesetzt.

Technische Daten

  • Rauminhalt 4.788 BRT
  • Verdrängung 9.800 t
  • Länge über Alles: 123,7 m
  • Breite 14,4 m
  • Tiefgang 7,2 m
  • Antriebsanlage
    • 5 Dampfkessel
    • 1 3-Zyl.-Verbunddampfmaschine
    • 1 Schraube
    • 1 Ruder
  • Maschinenleistung 3.200 PSi
  • Geschwindigkeit 13,3 Knoten (kn)
  • Fahrbereich 8.700 Seemeilen bei 12 kn
  • Seeausdauer 23 Tage
  • Bewaffnung
    • 4 × 15 cm Schnelladekanonen (Sk)
    • 1 × 10,5 cm Sk
    • 2 Torpedorohre ∅ 50 cm
      • ab 1916 4 Torpedorohre
    • 500 Minen
  • Besatzung 235 Mann (darunter 16 Offiziere)

Kommandanten

November 1915 bis März 1917 Korvettenkapitän zu Dohna-Schlodien
März bis Dezember 1917 Kapitänleutnant Friedrich Wolf (zuvor von Dezember 1916 bis 14. Februar 1917 Kapitän der englischen Prise „Saint Théodore“, die als deutscher Hilfskreuzer SMS „Geier“ hieß)
Januar bis November 1918 Kapitänleutnant Julius Lauterbach

Literatur

Der Durchbruch der Möwe.jpg

Fußnoten

  1. Die Heldenfahrt der »Möwe«, in: „Für Vaterland und Ehre“ von Wilhelm Kranzler