Torpedo

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Abschuß eines Torpedos; „Wird dem Torpedo durch äußere oder innere Einflüsse eine Abweichung aus dem Curse aufgezwungen, so entsteht hiedurch eine Änderung der Achslage des Gyroskops im Torpedokörper; Letzteres reagiert auf den Servomotor, der die Seitensteuer sofort entsprechend stellt, um den Torpedo wieder in seinen Curs zu bringen. Hieraus erklärt sich auch, dass sich die Bahn, wie schon früher erwähnt, in ihrer Draufsicht schlangenförmig darstellt.“[1]

Der Torpedo ist ein selbstfahrender Sprengkörper, der als Unterwasserwaffe zumeist von U-Booten aus verschossen wird, aber auch von Flugzeugen und Überwasserfahrzeugen aus eingesetzt werden kann. Der erste schraubengetriebene Torpedo wurde von dem österreichisch-ungarischen Fregattenkapitän Johann Luppis entwickelt, dessen Vorführung 1860 in Fiume erfolgte.

Geschichte

Robert Roger Whitehead (1823–1905)
Der moderne Torpedo ist eine Unterwasserwaffe mit eigenem Antrieb und einer Sprengladung. Er zündet bei Kontakt oder bei Annäherung an ein Ziel.
Während des Österreichisch-Französischen Krieges 1859 operierte die französische Flotte ungehindert in der nördlichen Adria. Venedig, Triest sowie die kroatische Küste wurden zur Verteidigung vorbereitet und Häfen erstmals vermint. Im Juni 1859 landete sogar die französische Flotte im Quarnero auf Lussin und in Fiume. Unter diesem Eindruck der Ohnmacht der Österreichischen Flotte unterbreitete Franz Pfeifer, ein Chemiker und Mechaniker, dem Oberbefehlshaber des adriatischen Raumes, Feldzeugmeister Graf Gyulai, den Vorschlag, einen schwimmfähigen Apparat bestehend aus zwei Zylindern mit konischen Begrenzungsflächen zu bauen. Der erste Zylinder sollte mit Pressluft für den Propellerantrieb und der zweite mit Sprengstoff gefüllt sein, der bei Kontakt des Perkussionszünders explodieren sollte. 1860 ließ Fregattenkapitän Johann Blasius Luppis, Kommandant der k.k. Fregatte „Bellona“, an Bord das Modell des „Küstenretters“ („Salvacoste“) anfertigen, eines gänzlich gedeckten Bootes von ca. sechs Metern Länge, das von einer Schraube angetrieben und dessen zwei parallele Ruder über Leinen von Land aus auf das Ziel gelenkt wurden. Es war mit Sprengstoff gefüllt, der über vier Perkussionszünder bei Auflaufen auf ein Ziel unter Wasser zur Explosion gebracht werden sollte. Mangels geeigneter Motoren verwendete er einen Federmotor – ein Fehlgriff! 1864 legte er die Erfindung dem Kriegministerium/Marinesektion (KM/MS) vor und ersuchte um Finanzierung der Weiterentwicklung. Trotz Vorführung des Modells in Gegenwart von Kaiser Franz Joseph, erhielt er eine Abfuhr aus Kostengründen und Zweifel am System. Der Besitzer des Stabilimento Tecnico Fiumano (STF), der englische Ingenieur Robert Whitehead nahm sich auf Empfehlung des Kriegsministeriums und unter Mitwirken des Fiumaner Geschäftsmannes Giovanni di Ciotta der Erfindung an. Er erkannte aber die vielen Unzulänglichkeiten und entwickelte aus Luppis Idee den Fischtorpedo, wobei er der ursprünglichen Idee von Franz Pfeifer nahe kam. Er verwarf die vorgesehene Oberwasserfahrt wegen der störenden Dünung und Sichtbarkeit. Das Gerät wurde submarin, wobei die Lauftiefe vorerst durch ein Wasserdruckventil geregelt wurde. Die Leinenlenkung der Ruder - das Letzte, was noch an Luppis erinnerte - verhedderte sich in der Schraube und wurde durch getrimmte Seitenruder und durch die Führung mittels Lanciergerätes ersetzt. Als Antrieb für die zweiflügelige Schraube diente eine zweizylindrige oszillierende Pressluftmaschine.
Am 20. Dezember 1866 wurde auf 370 Meter Entfernung vor einer Kommission, bestehend aus Erzherzog Leopold und Fregattenkapitän von Littrow ein Fischtorpedo lanciert. Die Vorführung war imponierend und trotz „Kinderkrankheiten“ vielversprechend. Am 15. April 1867 wurde zwischen dem KM/MS und den beiden Erfindern ein Vertrag geschlossen, der letzteren bei Versuchserfolg 200.000 Gulden zusprach sowie das Recht, die Erfindung auch an Dritte verkaufen zu dürfen. Ende 1867 entwickelte Whitehead ein fixiertes Unterwasser-Lancierrohr, das in das alte Kanonenboot „Gemse“ unter der Wasserlinie eingebaut wurde. Der Torpedo wurde in eine Kammer eingeführt und darin hermetisch eingeschlossen. Nach Öffnen der Außenpforte wurde der Torpedo mittels eines von Pressluft getriebenen Stempels ausgestoßen, wobei er durch eine überstehende Leitknagge geführt wurde. Die laufenden Versuche zeigten, dass der hydrostatische Tiefenregler inadäquat war. Whitehead baute sein „Secret“ ein, indem er den Tiefenregler durch ein schweres Pendel, das über Hebelsysteme auf das Tiefenruder jeder Neigung sofort entgegen wirkte, ergänzte. Bei einer Versuchsserie am 12. Juli 1867 waren unter 28 Lancierungen bei 670 Meter Entfernung 12 absolute Fehler und 16 Treffer innerhalb eines Netzes, das die Größe eines Kanonenbootes repräsentierte, d. h. 57 Prozent lagen im Ziel. Ziel und Lanciergerät waren verankert. Whitehead konnte nun nachweisen, dass die Tiefenabweichung im Bereich von ± 15 Zentimeter lag. Zielgenauigkeit, Reichweite und Wirkung begeisterten die k.u.k. Marine, wenngleich auf eine Distanz über 400 Meter der Streubereich und die Geschwindigkeit für ein Seegefecht noch unzureichend waren. Am 27. und 28. August 1868 übergab Whitehead nach Abschluss der kommissionierten Versuche einen 35 cm- und einen 40 cm- „ Normaltorpedo“ mit Zeichnungssatz der k.u.k. Kriegsmarine. Damit lief aber auch das Vertragsverhältnis zwischen Whitehead und Luppis aus, deren Beziehungen sich zusehends verschlechterten.
Nach beeindruckenden Vorführungen bei der Britischen Admiralität in Sheerness erwarb Großbritannien im Februar 1871 den Torpedo. Obwohl die Royal Navy die neue Waffe als tückisch und unwürdig abgelehnt hatte („a damned unenglish weapon“), erkannte man den Trend und errichtete im Woolwich-Arsenal sofort eine Torpedo-Werkstätte. Das bedeutete den Durchbruch! Es folgten 1872 Frankreich, 1873 Italien und Deutschland, 1875 Skandinavien, 1876 Türkei und Russland und 1877 hatte der Rest der Welt, Japan und die USA eingeschlossen, den Torpedo angekauft. […] 1895 adaptierte Ingenieur von Petravic den Geradlaufapparat von Obry für Whitehead. Der adaptierte Geradlaufapparat wurde 1898 zur Standard­ausrüstung. Auf eine (theoretische) Zielentfernung von sieben Kilometern senkte er die Abweichung auf einen halben Grad! Selbst große Eintauchwinkel beim Lancieren querab aus Überwassertorpedorohren konnten damit kompensiert werden. Das erhöhte die Einsatzschussweite auf vier Kilometer. Ab 1901 kam eine Heizung der Pressluftbehälter zum Einbau, um die Eisbildung bei tiefen Außentemperaturen zu verhindern (Oberst Victor von Scheliha hatte für eine Torpedoheizung bereits 1872 ein Patent erhalten). Die Heizung der Whitehead-Torpedos erfolgte durch Anwärmen der komprimierten Luft mit einem Gemisch aus verbranntem Mineralöl und überhitztem Wasserdampf. Es ist festzustellen, dass Reichweite und Zielgenauigkeit des Torpedos bei gleicher Zieldistanz jener der schweren Schiffsartillerie gleichkam. Außerdem war es die erste „Stealth-Waffe“, denn durch das U-Boot war der Torpedo allgegenwärtig - sein einziger Nachteil lag noch in der relativen Langsamkeit und im etwas schwerfälligen Nachladen.
Der erste Whitehead Torpedo war ein aus Stahlblech erzeugter, spindelförmiger Rotationskörper von 3,4 m Länge, 36 cm größtem Durchmesser und einem Gesamtgewicht von 136 kg. Er hatte in der Vertikalachse eine obere und untere Leitfläche, die 2,5 cm herausragte und sich achtern über dem Propellerschutz schloss. In der horizontalen Mittelebene ragten ebenfalls zwei kurze 2,5 cm breite Leitflossen heraus. Die Spitze trug eine einfache Perkussionsvorrichtung für eine acht Kilogramm schwere Sprengstoffladung aus komprimierter Schießbaumwolle mit umgebender Initialladung. Die Tiefgangkammer enthielt die Urform des Tiefgangreglers, damals nur aus einer im Schott eingelassenen Membrane bestehend, einerseits spiralfederbelastet, um die Operationstiefe vorzugeben, und andererseits dem umgebenden Wasserdruck ausgesetzt. Beim Lancieren wurde ein Hebel gekippt, der über Gestänge den Luftregulator freigab, den Motor in Gang setzte und dann die Zündung aktivierte. Die anschließende Maschinenkammer, von Seewasser zur Kühlung durchströmt, enthielt eine zweizylindrige, durch Pressluft getriebene, Brotherhood-Compound Maschine, die mittels Kurbel eine Welle mit einer zweiflügeligen Schiffsschraube antrieb. An jedem Zylinder war ein kleineres Kolbenschiebergehäuse das, mit ihm durch Kanäle verbunden, die Luft zuleitete. Ein Schieberkolben sorgte für die Regelung des jeweiligen Arbeitszylinders. […] Erst durch den Obry´schen Geradlaufapparat bekam der Torpedo die Treffsicherheit und Zuverlässigkeit, so dass er im Vergleich zur damaligen Schiffsartillerie sogar besser abschnitt. Auch die Torpedoangriffstaktik wurde in hohem Maße beeinflusst, da eine Zieldistanz größer als 400 Meter möglich wurde und ein Vorlaufwinkel von bis zu 90° eingestellt werden konnte. […] Der Torpedo wurde von allen Seemächten sofort als entscheidende Waffe erkannt, denn inklusive des Abschussgerätes war er im Vergleich zu einem Geschützturm und dem Schaden, den er anrichten konnte, billiger und leichter unterzubringen. Es sah fast so aus, als könnten nun unbedeutende Seemächte selbst die größten herausfordern. Frankreich in steter Konkurrenz mit Großbritannien dachte für die Zukunft sogar nur an eine Torpedobootsflotte. Kleine ungepanzerte Boote mit Torpedos als Hauptbewaffnung konnten bei ihrem Angriff auf ein wesentlich stärkeres Opfer dank ihrer überlegenen Geschwindigkeit und kleinen Signatur leicht entfliehen. Um sich ihrer zu erwehren, wurden kleinkalibrige Geschütze mit schneller Schussfolge auf allen Schiffstypen erforderlich. Aus dem gezielten Einzelschuss entstand der flächendeckende Torpedofächer.[2]

U-Boot-Krieg

Otto Hersing war der erste U-Boot-Kommandant, der per Torpedoschuß ein feindliches Schiff versenkte. Am 5. September 1914 kreuzte SM U 21 unter seinem Kommando vor der Ostküste Schottlands und traf dort auf die 8. Zerstörer-Flottille unter Führung des Leichten Kreuzers „HMS Pathfinder“. Der Torpedo traf die „Pathfinder“ an einer ungepanzerten Stelle im Rumpf genau bei den Munitionskammern. Sie explodierte sofort und sank in wenigen Minuten.

Funktionsweise

Antrieb

Die ersten Torpedos wurden mit Druckluft betrieben, die jedoch eine Blasenbahn als verräterisches Kielwasser zurückließen. Die Einführung des Elektromotors, betrieben durch Batterien, hingegen verhinderte diese Blasenbahn.

Gefechtskopf

Der Gefechtskopf (oder Gefechtspistole) hatte reine Aufschlagzünder. Später kamen auch akustische Sucher (Zaunkönig-Torpedo) oder Magnetzünder dazu. Der Gefechtskopf des Torpedos wurde durch eine kleine Vorrichtung scharfgemacht, ausgestattet mit einem Propeller, der nach Zurücklegen einer bestimmten Laufstrecke in Richtung Ziel die entsprechenden Umdrehungen ausgeführt hatte, um den Stift zu lösen, der den Schlagbolzen der Gefechtspistole freigab.

Steuerung

Eine große Fehlerquelle war eine ungenügende Tiefensteuerung. Sie ließ den Torpedo unter seinem Ziel hindurchlaufen, bis er am Ende seiner Laufstrecke unterging.

Siehe auch

Verweis

Fußnoten

  1. Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens; k.u.k. Hydrographisches Amt, Vol.XXIV, Nr.IX, Pola 1896, Karl Gerold’s Sohn in Wien, S. 948/9)
  2. Wie der Torpedo entstand – Die Erfindungen von Luppis, Whitehead, Obry und Gesztesy