Archiv für Zeitgeschichte und Publizistik
Das Archiv für Zeitgeschichte und Publizistik (Rehse-Archiv) war ein Archiv, das von Friedrich Josef Maria Rehse gegründet und verwaltet wurde.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Als die Nachricht von der Ermordung des österreichischem Thronfolgerpaars eintraf, da kam Friedrich Josef Maria Rehse (1870–1952) auf den Gedanken, alle Zeitungsausschnitte, die sich mit der Bluttat beschäftigen und derer er habhaft werden konnte, zu sammeln. Er erweiterte indessen diese Sammlung, indem er sie auf alle darauffolgenden politischen und militärischen Ereignisse ausdehnte, die sich aus dem Attentat ergaben und schließlich zum Ersten Weltkrieg führten, den er gleichfalls in seine Sammlung von Zeitungsausschnitten einbezog. Er wollte ein Weltkriegsmuseum begründen.
Sein ursprüngliches Vorhaben, seine Sammlung auf den Ersten Weltkrieg zu beschränken, ließ Rehse 1918 schon fallen; erweiterte sie stetig um alle erreichbaren Materialien.
Dann wollte er ursprünglich seine Sammlung mit dem Jahre 1924 beenden, allein auf Anraten von Adolf Hitler setzte er seinen Sammeleifer fort, so daß sein Archiv für Zeitgeschichte und Publizistik, wie er es nannte, zu seiner damaligen Bedeutung emporwuchs. So stellte die Sammlung F. J. M. Rehse das geschichtlich lückenlose Material der Zeitenwende des Ersten Weltkrieges dar, ein Archiv, das von kommenden Historikern und Geschlechtern erst richtig gewürdigt werden sollte.
Person
Der Westfale Rehse, der am 2. März 1870 geboren wurde, war von Beruf Fotograf, und von ihm schrieb Professor Emmerich bereits 1900 in der „Süddeutschen Phographen-Zeitung“, daß er auf dem Gebiet der industriellen und gewerblichen Fotografie bahnbrechend gewirkt habe. Er wurde dann Besitzer einer Kunst- und Verlagsanstalt in München, die er nach seinen 25jährigen Betrieb verkaufte, um sich ganz seinem Lebenswerk, also seiner Sammlung, zu widmen.
Im Ersten Weltkrieg erwarb sich Rehse, der nicht feldfähig war, Verdienste durch seine nationale Propaganda, um sich nach dem Zusammenbruch rastlos am Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes zu betätigen. Während der marxistischen Herrschaft in München gelang es ihm, wiederholt unter Einsatz seines Lebens, alle Zeitungsausschnitte, Plakate, Flugblätter, Bilder, Zeitschriften und Bücher der spartakistischen Regierung zu sammeln, nicht nur Bayerns, sondern ganz Deutschlands.
Wie wichtig es für den Geschichtsschreiber ist, wenn er anhand von Originalen arbeiten kann, weiß man.
NS-Verbindung
Vater Rehse, wie er damals im Volksmund in München genannt wurde, der von Anfang an nicht nur mit Adolf Hitler, sondern auch mit seiner nationalsozialistischen Bewegung an sich in engster Fühlung stand, machte auch uneingegliedert den Marsch auf die Feldherrnhalle am 9. November 1923 mit.
Für ihn war es sehr schwer, in der Weimarer Republik seine Sammlung durchzuhalten, da das System ihm viele Steine in den Weg rollte.
Trotzdem wies er alle die guten Angebote, die ihm aus den Vereinigten Staaten von Amerika und Rußland noch 1926 gemacht wurden, zurück. Er war immer davon überzeugt, daß seine Dienste in einer besseren Zeit Beachtung finden würden.
So erweiterte sich sein Archiv von Jahr zu Jahr, die Räume in der Schellingstraße 46 erwiesen sich bald als zu klein. Somit ging die Sammlung, um die sich besonders Reichsschatzmeister Franz Xaver Schwarz große Verdienste erwarb, im Jahre 1929 in den Besitz der NSDAP über. Sie wurde dank des Ministerpräsidenten Ludwig Siebert in der bayrischen Residenz untergebracht, wo sie die stattliche Anzahl von rund 50 Räumen füllte.
Einen wenn auch nur schwachen Begriff von der Sammlung Rehse bekam Berlin bei der Ausstellung „Deutsches Volk, Deutsche Arbeit“, die dort am 5. Juni 1934 eröffnet wurde. Rehse trug seinen redlichen Teil dazu bei, den Ehrensaal mit seinen Dokumenten auszustatten. Es war das erste Mal, daß er in dieser Sammlung die erste Fahne der NSDAP, die Adolf Hitler selbst entworfen hatte, in der Öffentlichkeit zeigen konnte. Dazu gesellten sich sehr wertvolle Dokumente aus den Anfängen der NSDAP, wie überhaupt das Archiv für Zeitgeschichte und Publizistik das gesamte Material, das irgendwie mit der NSDAP zusammenhing, lückenlos erhielt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Archiv von den Amerikanern beschlagnahmt und in die Vereinigten Staaten gebracht. 1963 kam das Archiv zurück nach Deutschland. Die etwa 27.000 Originalplakate befinden sich im Bundesarchiv Koblenz.
Galerie
Die Schreibmaschiene, in die Adolf Hitler seine ersten Artikel für den „Völkischen Beobachter“ diktierte Eine Einladung zu einer Versammlung, in der Adolf Hitler Ende 1919 sprach
Eine interessante Zusammenstellung zweier Sammlungsstücke: Das Urteil des Hitler-Prozesses vom 1. April 1924 und die Nachricht von der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler vom 30. Januar 1933 Ein Schuldschein über zehn Mark, der laut Beschluß der Mitgliedsversammlung vom 19. Januar 1921 zur Deckung der beim Erwerb des „Völkischen Beobachters“ übernommene Schuldenlast herausgegeben wurde Das erste Plakat, das zur Wiedergründung der NSDAP am 27. Februar 1925 aufrief Ein von Adolf Hitler gezeichneter Entwurf zum Zeitungskopf des „Völkischen Beobachters“
Literatur
- Edi Steiner: Friedrich Josef Maria Rehse – Ein Leben im Dienste der Zeitgeschichte. 1940
- Hans Booms: Die „Sammlung Rehse“. In: Der Archivar 22 (1969) Sp. 57–60
- Adolf Hitler – Ein Mann und sein Volk. 1936