Schildhornsage
Die Schildhornsage erzählt von der Niederlage des wendischen Fürsten Jaxa von Köpernick während der germanischen Rückeroberung der Mark Brandenburg. Jaxa von Köpernick soll der Legende nach vor dem Heere Albrecht des Bären über die Havel geflohen sein und habe durch das Erreichen des rettenden Ufers zum Christentum gefunden.
Brennabor (Brandenburg) war endlich nach langer Belagerung von Albrecht dem Bären erstürmt und das Wendentum, seit langem von der Elbe zurückgedrängt, schien auch das Havelland nicht länger halten zu können. Aber Jaczko, der Wendenfürst, war wenigstens gewillt, die alten Sitze seiner Väter nicht ohne Schwertstreich aufzugeben, und noch einmal sammelte er die Seinen zum Kampf.
Bei Spandau kam es zu einer letzten Schlacht. Jaczko unterlag, und hinfliehend am rechten Havelufer, von den siegestrunkenen Deutschen verfolgt, sah er kein anderes Heil mehr, als den Fluß und das jenseitige Ufer. Gegenüber dem jetzigen Schildhorn, wo die weit vorspringende Landzunge die Breite der Havel fast halbiert, gab er seinem Pferd die Sporen und setzte in den Fluß.
Aber sein Pferd war matt und müde vom Kampf, und ehe es die rettende Landzunge halb erreicht hatte, empfand sein Reiter die schwindende Kraft des treuen Tiers. Da, angesichtes des Todes, warf das Herz des Wendenfürsten die alten Heidengötter von sich, und die Hand, die den Schild hielt, hoch gen Himmel erhebend, rief er den Gott der Christen an, ihm zu helfen in seiner Not.
Da war es ihm, als fasste eine Hand den erhobenen Schild und hielte ihn mit leiser, aber sicherer Macht über dem Wasser; dem sinkenden Pferd kehrten die Kräfte zurück und der Vorsprung war erreicht. Jaczko hielt, was er gelobt, und wurde Christ. Seinen Schild aber, den der Finger Gottes berührt, ließ er dem Ort, wo das Wunder sich vollzogen hatte. Der Schild des Heiden war ihm zum Glaubensschild geworden.“