Smirnow, Lew
Lew Nikolajewitsch Smirnow ( 21. Juni 1911 in Sankt Petersburg 23. März 1986 in Moskau) war ein sowjet-bolschewistischer Oberjustizrat und Assistent des sowjet-bolschewistischen Hauptanklägers Rudenko vor dem Nürnberger Tribunal gegen die deutsche Führungselite. Smirnow tat sich dabei besonders mit beigebrachten „Geständnissen“ hervor, die jeglichen Regeln der Naturwissenschaft zuwiderliefen. Er ist unter anderem der Urheber der Legenden von Baby Yar, der „Gaswagen“, in denen vorwiegend friedliebende sowjetische Kinder ermordet worden sein sollen, des angeblichen deutschen Massakers von Katyn und weiterer Greuelmärchen über die deutsche Wehrmacht.
- „Der Assistent unseres Hauptanklägers Rudenko, Oberst Lew Smirnow (später brachte er es bis zum Vorsitzenden des Obersten Gerichts der UdSSR), erzählte mir, Moskau wolle unbedingt einen der deutschen Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg stellen. Stalin war unzufrieden, daß die Rote Armee in Berlin weder Hitler noch Goebbels oder Bormann gefangen hatte. Man erzählte sich, Stalin habe Hitlers Unterkiefer nach Moskau bringen lassen und in seinem Panzerschrank aufbewahrt. Das Unvermögen, die Nazi-Größen zu erwischen, kratzte an der Glorie des sowjetischen Sieges. Deshalb wurde der in Berlin gefangene Hans Fritzsche zum Hauptkriegsverbrecher hochstilisiert, was der Rundfunkkommentator und Ministerialdirektor im Propagandaministerium Fritzsche natürlich nicht war. Aber im unterirdischen Gefängnis des MGB-Hauptquartiers in der Moskauer Lubjanka blieb ihm nichts übrig, als alles zu unterschreiben.“[1]
Darüber hinaus wartete Oberjustizrat Lew Smirnow mit weiteren sensationellen Erkenntnissen auf und enthüllte am 62. Tag des Nürnberger Prozesses gegen die 24 „Hauptkriegsverbrecher“ eine angeblich verhängnisvolle Verflechtung von SS und Industrie:
- „Die Konstruktion von neuen, mächtigen Krematorien wurde der deutschen Firma Topf & Söhne in Erfurt übertragen, die unmittelbar mit der Konstruktion von vier mächtigen Krematorien und Gaskammern in Birkenau begonnen hat. Aus Berlin hat man ungeduldig um Beschleunigung der Arbeiten ersucht, die anfangs 1943 beendet sein sollten. In den Kanzleien des Lagers Auschwitz fand man eine umfangreiche Korrespondenz zwischen der Verwaltung des Lagers und der Firma Topf & Söhne.“
Eine „umfangreiche Korrespondenz“ blieb Herr Smirnow jedoch ebenso schuldig wie den Nachweis, daß die Firma irgendwelche „Gaskammern“ errichtet habe. Diese hatte sich schlicht an einer Ausschreibung beteiligt, um die dortigen Krematorien zu erneuern.
Später wurde Smirnow Vorsitzender des Obersten Gerichtes der Sowjetunion und Initiator von Schauprozessen. Im Januar 1977 wurde ihm für seinen „hervorragenden Anteil an der Festigung der brüderlichen Beziehungen und der Zusammenarbeit zwischen der DDR und der UdSSR“ der Stern der Völkerfreundschaft überreicht.
Literatur
- Herbert Pitlik: Der Nürnberger Prozeß – Eine Spur zur Wahrheit (PDF-Datei)
Verweise
- Lew Smirnow: „Genozid zur Staatspolitik gemacht“, Die Zeit, 22. Dezember 1978