Gaswagen
Als Gaswagen wird eine mobile Gaskammer zur Desinfektion (Vergasung) von Personen und Materialien bezeichnet.
Nach der jüdischen, im Westen und in Rußland gepflegten und herrschenden Erzählung zum Schicksal der Häftlinge in deutschen Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkrieges brachten die Deutschen sogenannte Gaswagen zum Einsatz. Die Fahrzeugabgase seien mittels eines Metallschlauches in den Laderaum geleitet worden, um die dort befindlichen Personen zu töten. Demnach gab es ab November 1941 fünf bis sechs kleine 3-to-Gaswagen der Marken Diamond, Opel Blitz und Renault und im Laufe des Jahres 1942 insgesamt 30 große 5-to-Kastenwagen auf Saurer-Fahrgestellen, die zentral vom Reichssicherheitshauptamt, Amt II, Referat D 3a (Kraftfahrwesen der Sicherheitspolizei) unter Sturmbannführer (ab dem 30. Januar 1942 Obersturmbannführer) Walter Rauff produziert und nicht nur mobil bei den Einsatzkommandos der Einsatzgruppen A bis D, sondern auch stationär im Lager Kulmhof eingesetzt wurden. Des weiteren soll es in verschiedenen Konzentrationslagern zu ähnlichen Eigenbauten, meist Umbauten von Gefangenentransportern, gekommen sein.
Die Anschaffung und Herstellung der kleinen Gaswagen der ersten Serie und der ersten 20 Fahrzeuge der großen Gaswagen der zweiten Serie ist dokumentenmäßig nicht belegbar, erst über die stark verzögerte Anlieferung der restlichen zehn großen Saurer-Fahrgestelle gibt es einen widersprüchlichen Schriftverkehr mit der auf Kastenaufbauten spezialisierten Firma Gaubschat in Berlin-Neukölln. Da es somit fast keine Beweise, weder über den Bau noch über den Einsatz der Gaswagen, gibt – es wurde nie ein „Gaswagen“ sichergestellt noch in einem solchen Vergaste aufgefunden –, untermauern Publizisten zum Thema sie mit diversen Zeugenaussagen, Berichten der sowjetischen Außerordentlichen staatlichen Kommission, eidesstattlichen Erklärungen und einem angeblichen Schreiben Dr. Beckers an Walter Rauff, das von den Alliierten als Beweisdokument 501-PS eingeführt wurde. Außerdem tauchte Anfang der 1960er Jahre[2] die 1972 von Adalbert Rückerl veröffentlichte[3] „einzigste [sic!] Ausfertigung“ eines angeblichen Briefes an Rauff vom 5. Juni 1942, der von Willy Just stammen soll und ebenfalls die ominösen „Gaswagen“ erwähnt. Darüber hinaus soll Walter Rauff bei einer angeblichen Vernehmung in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Santiago am 28. Juni desselben Jahres etwas irritiert die Existenz von Gaswagen und den Erhalt eines Schreibens Dr. August Beckers bestätigt, aber dabei den Eindruck erweckt, damit ursächlich nicht viel zu tun gehabt zu haben.[4]
SS-Untersturmführer August Becker, zuvor für die Versorgung der Euthanasieanstalten mit CO-Gasflaschen zuständig, war laut offizieller Lesart zwischen Mitte Januar und September 1942 auf einer Inspektionsfahrt zu allen Einsatzgruppen der Ostfront unterwegs, beginnend mit der Einsatzgruppe D im Süden bis zur Einsatzgruppe A im Baltikum. Eigentlich hätte er schon Mitte Dezember 1941 abfahren sollen, war aber durch einen nicht näher erwähnten Unfall verhindert, so daß er erst Mitte Januar abfahren konnte. Von dieser halbjährigen Inspektionsfahrt ist ein einziger Bericht, der sogenannte Becker-Brief, datiert mit 16. Mai 1942, geschrieben in Kiew bei der EG C unmittelbar vor der Abreise zur EG B, vorhanden, von dessen Inhalt bei kritischer Quellenanalyse kein einziger Satz bestehen kann.[5] Leider hatten die deutschen Richter, die Rauff 1972 in der deutschen Botschaft in Santiago de Chile als Zeugen einvernahmen, es verabsäumt, dieses wichtige Dokument mitzunehmen und von Rauff autorisieren zu lassen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Laut Alexander Solschenizyn wurde der Gaswagen erfunden und erstmals erprobt von Isaj Davidowitsch Berg, dem Chef der NKWD-Wirtschaftsabteilung im Bezirk Moskau. Im Jahre 1937, der zweite Höhepunkt der Großen Säuberung, wurden Verhaftete am Fließband zum Tode verurteilt, in Lastwagen gepfercht, zu Erschießungsplätzen gefahren, dann per Genickschuß hingerichtet und anschließend verscharrt – ökonomisch eine ineffiziente, zeitraubende, kostenintensive Liquidierungsprozedur, befand Berg. Er konstruierte 1937 die fahrende Erstickungskammer, das Vergasungsauto, russisch „duschegubka“. Man verfrachtete die Opfer in geschlossene, vollkommen abgedichtete Russki Fords (Benziner). Während der Fahrt leitete man die tödlichen Abgase in die Autozelle, am Massengrab kippte man die Leichen in die Grube.[6]
Mitte 1943, wenige Monate nach der Enthüllung der sowjetischen Urheberschaft des Massakers von Katyn, inszenierten die Sowjets in Charkow und Krasnodar Schauprozesse, bei denen sie gefangengenommenen Deutschen vorwarfen, viele tausende sowjetische Zivilisten in Lastwagen aufs Land gefahren und, nachdem sie die Wagen mit den Opfern abgestellt hätten, Dieselabgase in das Wageninnere geleitet zu haben, woraufhin die Opfer kurz darauf gestorben seien.
Am 28. Juni 1946 schilderte Hans Fritzsche, Mitarbeiter Josef Goebbels', vor dem Nürnberger Tribunal seine Reaktionen auf die Berichte über diese Prozesse, in denen erstmals von Tötungen mit Gas gesprochen worden sei, mit den Worten:[7]
- „Ich lief mit diesen Berichten zu Dr. Goebbels und fragte ihn, wie es damit stünde. Er erklärte, er wolle die Sache untersuchen, er wolle sie mit Himmler besprechen und mit Hitler. Am nächsten Tage kündigte er mir ein Dementi an. Dieses Dementi wurde dann nicht öffentlich ausgegeben, und zwar mit der Begründung: Man wünsche in einem deutschen Prozeß die Dinge, die da klargestellt werden müßten, noch deutlicher zu machen. Ganz ausdrücklich aber ist mir von Dr. Goebbels erklärt worden: Die Gaswagen, die in dem russischen Prozeß erwähnt worden wären, wären ein reines Produkt der Phantasie; es gäbe keine tatsächliche Unterlage dafür.“
Und tatsächlich wurde die „Tatsache der Massentötungen im Gaswagen“ mit „absoluter Sicherheit“ von dem Science-Fiction-Autor Alexei Nikolajewitsch Tolstoi festgestellt, wie der sowjetische Ankläger Lew Smirnow am 19. Februar 1946 beim ersten Nürnberger Prozeß in seinen Ausführungen über die „Spezialmaschinen für die Vernichtung der Menschen“ anmerkte:[8]
- „Die Leute wurden durch ausströmende Benzingase getötet. Diese speziell gebauten Wagen wurden von der Sowjetbevölkerung als ‚Sondermaschinen‘, ‚Gaswagen‘ oder ‚Seelentöter‘ (Duschegubki) auch ‚Todeswagen‘ genannt. Allein die Tatsache, diese Maschinen zur Massentötung von Menschen gebraucht zu haben, ist eine der schwersten Anklagen gegen die Führer des deutschen Faschismus. Diese besondere Einrichtung für die Massenermordung in einem hermetisch abgeschlossenen Wagen, wohin das Auspuffrohr des Motors mit Hilfe besonders beweglicher Bohre hineingeleitet war, wurde von den Faschisten zum ersten Male im Jahre 1942 in der Sowjetunion angewandt.
- Ich mache den Gerichtshof darauf aufmerksam, daß diese Gaswagen zum ersten Male in einem Dokument erwähnt wurden, das dem Gericht bereits vorliegt, und das von den Greueltaten der deutsch-faschistischen Angreifer in der Stadt Kertsch berichtet. Es ist Dokument USSR-63, das vom Frühling 1942 handelt. Ich weise das Gericht auf einen Auszug aus der Zeugenaussage der Darya Demchenko hin, die gesehen hat, wie deutsche Soldaten in Kertsch Ermordete aus zwei Gaswagen herausnahmen und in einen Panzersperrgraben warfen.
- Jedoch mit absoluter Sicherheit wurde die Tatsache der Massentötungen im Gaswagen erst im Bericht der Außerordentlichen staatlichen Kommission über die Greueltaten der deutsch-faschistischen Eindringlinge im Bezirk Stavropol festgestellt. Dieses Dokument wurde von mir dem Gerichtshof als USSR-1 bereits vorgelegt. Die Untersuchung dieser Greueltaten der deutschen Faschisten im Bezirk Stavropol wurde unter der Leitung des jetzt verstorbenen, hervorragenden russischen Schriftstellers und Mitglieds der Außerordentlichen staatlichen Kommission, des Akademikers Alexei Nikolajewitsch Tolstoj durchgeführt.“
Über Alexei Tolstoi, der auch „Beweisdokument“ USSR-54 unterschrieb, in dem das Massaker von Katyn wahrheitswidrig den „Deutschfaschisten“ angelastet wurde,[9] berichte sein entfernter Verwandter Nikolai Tolstoi:[10]
- „Sein Freund Ilja Ehrenburg schrieb einmal, daß Tolstoi alles für ein ruhiges Leben tun würde und seine persönliche Philosophie nicht weiter ginge als diese confessio vitae, geäußert im Pariser Exil: ‚Ich weiß nur eines: Was ich am meisten verabscheue ist, mit leeren Taschen durch die Stadt zu laufen, in Schaufenster zu blicken, ohne die Möglichkeit etwas zu kaufen – das ist wahre Folter für mich‘. Es gab keine Lüge, keinen Betrug und keine Demütigung, die er nicht bereitwillig begehen würde, um diese leeren Taschen zu füllen, und in Stalin fand er einen würdigen Meister.“
Als ehemaliger Kommandeur der Einsatzgruppe B mußte Erich Naumann dann am 27. Juni 1947 im Rahmen des Nürnberger Einsatzgruppen-Prozesses eine eidesstattliche Erklärung (NO-4150) unterschreiben, in der er die Existenz von Gaswagen im Dritten Reich zu bezeugen hatte:[11]
- „Die Einsatzgruppe B erhielt vom RSHA. Berlin zwei oder drei Gaswagen, die aber nach kurzer Zeit an die Einsatzgruppe im Süden weitergeleitet wurden. Soviel ich weiß, sind diese Gaswagen nicht von der Einsatzgruppe B gebraucht worden.“
Siehe auch
Literatur
- Rolf Kosiek:
- Ist Massenmord durch Dieselabgase möglich?, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, 3. Aufl., Grabert Verlag, Tübingen 2010, S. 565–567
- Bundesregierung verhindert Feststellung der KL-Opferzahl, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, 3. Aufl., Grabert Verlag, Tübingen 2010, S. 757–759 – die Entscheidung zur Nichterforschung und Nichtfeststellung der Opferzahl soll entgegen dem Wunsch der Konferenz der Innenminister der westdeutschen Länder 1959/60 von dem damaligen Bundesinnenminister Gerhard Schröder mitgeteilt worden sein. (S. 758)
- Ingrid Weckert: Die Gaswagen – Kritische Würdigung der Beweislage, in Holocaust Handbooks, Bd. 1
- Santiago Alvarez / Pierre Marais: The Gas Vans – A Critical Investigation, The Barnes Review, 2011, ISBN 978-1-59148-100-3