Stürmer, Viktor

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Viktor Stürmer: „Weihnachten am Eismeer“, Federzeichnung 1948

Viktor Stürmer (* 6. April 1914 in Karansebesch/Banat; † 6. Oktober 1990 in Ebermannstadt) war ein deutscher Autor und Zeichner. Er zeichnete aus der Erinnerung sehr eindruckvolle Bilder über seine grauenhaften Erlebnisse in sowjetischen Straflagern nach dem Zweiten Weltkrieg, in die er als Auslandsdeutscher verschleppt worden war. Fotografien über die dortige Verbrechen gibt es nur wenige. Durch die Erlebnisberichte des Künstlers werden dessen Zeichnungen auch von ihm selbst erklärt. Dieser beschönigt nichts und bringt zur Darstellung, wie ihm das Überleben möglich gewesen ist, während Tausende starben.

Viktor ist der Bruder von Julius Stürmer.

Tabellarischer Lebenslauf

6. April 1914: In Karansebesch (Banat) geboren. Besuch der Kunstakademien in Temeschburg und Berlin. Lehrtätigkeit in Temeschburg an den deutschen „Banatia“-Schulen.

1941: Einberufung und Versetzung an die Ostfront.

1943: Verwundung, wird aus dem eingekesselten Stalingrad ausgeflogen.

1947: Verhaftung in Kronstadt (Siebenbürgen), Untersuchungshaft in Konstanza. Verurteilung von einem sowjetischen Militärgericht wegen angeblicher Spionage zu 25 Jahren Zwangsarbeit.

1947 - 1955: Deportation in die Sowjetunion und anschließende Haftverbüßung in Lagern im Nordural, am Amur, an der Angara und am Baikalsee.

1955: Vorzeitige Entlassung nach Rumänien. Arbeitet als Buchillustrator und Bühnenbildner, Mitglied des Künstlerverbandes.

1970: Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland im Zuge der Familienzusammenführung.

1988: Veröffentlichung der Lagererlebnisse im Buch „Ж-895. Im Straflager zwischen Eismeer und Baikalsee“ mit eigenen Illustrationen.

6. Oktober 1990: Stirbt im Alter von 76 Jahren in Ebermannstadt nach schwerer Krankheit an den Spätfolgen eines Lagerleidens.

Auszug aus „Ж-895. Im Straflager zwischen Eismeer und Baikalsee“

„Vor dem Abmarsch zum Steinbruch leierte die Wachmannschaft ihren gewohnten Spruch herunter. Nach einem zügigen Marsch von sechs Kilometern kamen wir bei der Arbeitsstätte an, wo man zwölf Stunden arbeiten mußte. Nach vollbrachter Fron hieß es wieder sechs Kilometer zurückmarschieren. Das Arbeitsgebiet war abgesteckt, beim Übertreten der Begrenzungslinie wurde sofort geschossen. Zum Mittagessen gab es eine Scheibe Brot und eine dünne Maisgrütze.“ (S.38f)
„Der ewige Hunger war unsagbar qualvoll. Man versuchte mit der Vernunft gegen ihn anzukämpfen. Man probierte es, indem man das Brot auf einmal aufaß, dann wieder in kleinen Portionen, daß man viel Wasser dazu trank, dann wieder keines. Alles half nicht: der Hunger blieb!“ (S. 48)
„Im Steinbruch herrschte die Überzeugung, daß es keinen Menschen gäbe, der es länger als sechs Monate bei dieser Schwerarbeit aushielt. Ich habe es immerhin auf vier Monate gebracht. Der körperliche Verfall war aber nicht mehr aufzuhalten. Bald stellte sich eine schwere Dystrophie (Ernährungsstörung) ein; zu dieser kam noch eine Avitaminose mit der dazugehörigen Nachtblindheit. Mit Entsetzen spürte ich, wie sich meine Gelenke deformierten und sich Beulen und Knoten am Körper bildeten. Wankend, unförmig und blind schleppte ich mich durch die Polarnacht.“ (S. 52)

Werke

  • Passion der Grenzlanddeutschen, 1975
  • Franz Heinz (Bearbeitung) / Viktor Stürmer (Illustrator): Immer gibt es Hoffnung: Spuren der Heimat, 1986
  • Walther Threde (Herausgeber), Peter Nasarski (Herausgeber), Viktor Stürmer (Illustrator): Menschlichkeit. Erlebt, erfahren, weitererzählt, 1986
  • Robert Müller-Sternberg (Autor), Viktor Stürmer (Illustrator): Im Prisma unserer Zeit: Geschichten und Betrachtungen, 1986
  • Reinhard Hauf (Autor) / Heinz Piontek (Vorwort) / Ernst E. Keil (Bearbeitung, Herausgeber) / Viktor Stürmer (Illustrator): Literarische Reise in 70 Städte der deutschen Ost- und Siedlungsgebiete
  • Ж-895: Im Straflager zwischen Eismeer und Baikalsee, 1988

Verweise

Literatur

  • Rudolf Musik: „Gedanken zu den apokalyptischen Graphiken des Malers und Zeichners Viktor Stürmer“, 1989