Tarrasch, Siegbert
Siegbert Tarrasch (* 5. März 1862 in Breslau; † 17. Februar 1934 in München) war ein jüdischer Schachspieler, der zusammen mit dem Juden Wilhelm Steinitz maßgeblich die theoretischen Grundlagen des Schachspiels bestimmt hat. Seine theoretischen Abhandlungen sind bis heute Gemeingut aller Schachspieler. Zusammen mit Steinitz gilt Tarrasch als der Begründer modernen Schachspiels. Bis heute bekannt ist die Tarrasch-Variante des Damengambits.[1]
Werdegang/Leben
Siegbert Tarrasch kam mit einer körperlichen Behinderung zur Welt (Klumpfuß), was ihn offenbar zu besonderen Leistungen antrieb. Er studierte Medizin, nachdem er in Breslau auch das Gymnasium von Adolf Anderssen besucht hatte, und verdiente als Arzt in Nürnberg und später in München seinen Lebensunterhalt, während seine Hingabe dem Schachspiel galt. Tarrasch galt als Mensch mit überbetonter preußischer Disziplin und Präzision; auch seine Schachtheorien basieren auf klaren Grundsätzen. Er gilt in der Schachgeschichte als Praeceptor Germaniae. Seinen 5 Kindern gab er ausschließlich betont deutsche Namen. Einer seiner Söhne kämpfte im Ersten Weltkrieg für das Deutsche Reich und fiel im Kampf.
1883 erreichte Siegbert Tarrasch seinen ersten wichtigen Turniersieg. Durch rund 20 Jahre galt er als der erfolgreichste Turnierspieler der Welt.[2] Nachdem er weitere Turniersiege aneinandergereiht hatte, kam es zum Weltmeisterschaftskampf gegen den Juden Emanuel Lasker. Siegbert Tarrasch verlor diese Auseinandersetzung klar mit 5 Punkten Rückstand und erlangte nie mehr seine vorherige Spielstärke. Tarrasch galt als korrekter Sportsmann und verabscheute Laskers psychologische Spielweise.
1924 ließ Siegbert Tarrasch sich scheiden, heiratete später erneut und starb 1934. Tarrasch verschwieg bis zu seinem Tod offiziell seine jüdische Herkunft[3] und gilt heute als deutscher Schachspieler. Er wendete nie psychologische Kampfmittel an, war stets korrekt und galt als einwandfreier Sportsmann. Zeitlebens kämpfte er für seine Anerkennung als Deutscher, die ihm bis zu seinem Tod versagt blieb.
Quellen
- Harold Schonberg: Die Großmeister des Schach, Scherz-Verlag 1974