Taschenuhr

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Goldene Taschenuhr mit Schlagwerk, bei dessen Ertönen Putten mit Hämmern auf eine Glocke schlagen und außerdem eine Bewegungsszene in Gang gesetzt wird

Taschenuhr ist eine kleine Uhr, die an einer Kette befestigt in der Tasche, besonders der Westentasche, getragen wird.

Geschichte

Als der sterbende Peter Henlein sein Werk, die Taschenuhr, die er in den Händen hielt, entglitt, soll er seinen Angehörigen zugerufen Haben: „Laßt sie rollen, laßt sie rollen, von Nürnberg aus um die ganze Welt!“ Zwar gab es schon 1.500 Jahre vorher „Taschenuhren“, denn die vornehmen Römer besaßen kleine Sonnenuhren, die sie auf ihren Reisen bei sich führten, aber wenn die Sonne nicht schien, wußten sie ebensowenig, was die Uhr zeigte, wie die Ratsherren und Kaufleute der freien Reichsstadt Nürnberg, die ihre Sonnenuhren in vergoldeter, kupferner oder versilberter Kapsel um den Hals trugen.

Diesen Mangel beseitigte der Nürnberger Schlosser Peter Henlein im Jahre 1511 durch die Erfindung der Taschenuhr, von der in einer zeitgenössischen Chronik folgendes berichtet wird:

„Er macht aus Eisen, kleine Uhren, die mit viel Rädern angeordnet sind und beliebig umgedreht werden können, kein Zuggewicht haben, 40 Stunden gehen, schlagen und am Busen oder am Geldbeutel getragen werden können.“

Damit ist schon das wichtigste gesagt: Statt des Gewichts, das Stabuhren zu ihrem Antrieb brauchen, wurde eine Spiralfeder benutzt. Die neue Erfindung besaß die Form und die Größe eines Gänseeies, Minutenzeiger hatte sie noch nicht, besaß auch noch keinen Glasdeckel, sondern das Zifferblatt lag frei. Bei Dunkelheit konnte man die Zeit durch Abtasten des Zifferblattes feststellen. Auf der Zwölf ragte aus dem Gehäuse eine Spitze heraus, aus den anderen Ziffern ein spitzer Kegel.

Nach Henleins Tod im Jahre 1542 hatten sich die Nachbarstädte, vor allen Augsburg, der Erfindung bemächtigt, und bald trugen jeder vornehme Herr und jede reiche Dame eine Hals- oder „Sack“uhr am Gürtel oder auf der Brust. Die Goldschmiede zogen aus der neuen Erfindung ihren Nutzen und schmückten die silbernen oder goldenen Gehäuse mit reichem getriebenem und durchbrochenem Zierat, wie das eben dem prunkliebenden Zeitgeist entsprach. Schon um 1550, also wenige Jahrzehnte nach Henleins erstem „Ei“, wurde es modern, die Uhr so winzig zu gestalten, daß sie in einem Ring oder sogar in einem Ohrring Platz haben.

Diese schnelle Entwicklung vom unförmigen Nürnberger Ei zum kleinen Ührchen ist umso verständlicher, als jede wichtige Erfindung sehr rasch vervollständigt wird. Immer neue Feinheiten und Abarten kamen in Mode, Brillanten, kostbare Edelsteine und bunte Emailarbeiten schmückten die Deckblätter der Uhren, Geldstücke mußten als Gehäuse dienen, nach dem Vorbild der großen Glockenspiele führten bewegliche Figürchen ein reizendes Leben. So durcheilte das kleine Kunstwerk die Jahrhunderte in manchen Formen und Abweichungen. Viele Witze und Anekdoten gibt es um die Taschenuhr, von dem zerstreuten Professor, der sie statt des Eies, das er kochen wollte, in den Topf mit heißem Wasser warf, und sich wunderte, daß sie nicht weich wurde, angefangen bis zu den Uhren als Lebensrettern.

Als Kemal Atatürk während des Ersten Weltkrieges die Dardanellen gegen die Angriffe der Engländer verteidigte, prallte eine feindliche Kugel an der Kapsel seiner Taschenuhr ab und drückte sie ein. Diese Taschenuhr hat also weltgeschichtliche Bedeutung, denn ohne sie hätte es keinen „Vater der Türken“ gegeben. Kemal schenkte die Uhr dem General Liman von Sanders. Sie ist heute verschollen und befindet sich wahrscheinlich in einer amerikanischen Sammlung.

Siehe auch

Literatur