Uganda-Programm
Das Britische Uganda-Programm war ein Plan Anfang des 20. Jahrhunderts, der vorsah, einen Teil von Britisch-Ostafrika zur neuen Heimat der Juden zu machen.
Das Angebot wurde erstmals 1902 vom britischen Kolonialsekretär Joseph Chamberlain an Theodor Herzl ausgesprochen. Er bot den Zionisten eine Fläche von 5.000 Quadratmeilen (ca. 12.950 km²) im Mau Plateau (im heutigen Kenia) an. Der Vorschlag war eine Reaktion auf die Pogrome gegen die Juden in Rußland. Das Land war als Zufluchtsort für verfolgte Juden gedacht.
Das Angebot wurde auch auf dem Zionistischen Weltkongreß 1903 in Basel eingereicht. Es löste unter den Beteiligten eine heftige Debatte aus. Das afrikanische Land wurde als „Vorstufe zum Heiligen Land“ bezeichnet, doch viele Zionisten befürchteten, daß diese Lösung den Weg zum jüdischen Staat in Palästina erschweren würde. Vor der Abstimmung ging die russische Delegation in die Opposition, und das Angebot wurde mit 295 zu 177 Stimmen abgelehnt. Littman Rosenthal, ein Delegierter der Zionistischen Weltorganisation und enger Mitarbeiter Theodor Herzls, berichtete folgendes über den Vorschlag der britischen Regierung:
- „Jetzt hat die große fortschrittliche Weltmacht England als Zeichen seiner Sympathie unser armes Volk der jüdischen Nation Uganda angeboten. Nun liegt Uganda in Afrika und ist nicht Zion und wird niemals Zion werden, um Herzls Worte zu gebrauchen. Aber Herzl weiß sehr wohl, daß der Sache des Zionismus nichts so wertvoll ist wie freundschaftliche politische Beziehungen zu einer Macht wie England... England wird in der endgültigen Lösung der orientalischen Frage die entscheidende Stimme haben... Herzl weiß, daß wir vor einer furchtbaren Erschütterung der ganzen Welt stehen. Bald vielleicht wird eine Art Weltkongreß zusammenberufen werden, und England, das große, freie und mächtige England, wird dann das Werk fortsetzen, das es mit seinem großmütigen Angebot an den 6. Kongreß begonnen hat... Ich will Ihnen die folgenden Worte sagen, wie wenn ich Ihnen die Stufen einer Leiter zeigte, die höher und höher führt: Herzl, der Zionistenkongreß, der englische Uganda-Vorschlag, der kommende Weltkrieg, die Friedenskonferenz, wo mit Hilfe Englands ein freies und jüdisches Palästina geschaffen werden wird."[1]
Letzteres waren Worte, die bereits im Jahre 1903 gesprochen wurden. Herzl sah den Vorschlag Englands nur als provisorische Lösung, als „einen Nachtasyl" wie er es ausdrückte, an.[2]
Im folgenden Jahr wurde eine dreiköpfige Kommission zur Inspektion ins Mau Plateau gesandt. Die Inspektoren empfanden das Land als zu gefährlich, da es in diesem Gebiet auch Raubtiere gab. Zudem war die Gegend von vielen Eingeborenen bewohnt.
Nachdem der Inspektionsbericht beim Kongreß eingereicht worden war, entschied er sich, das englische Angebot im Jahre 1905 abzulehnen. Einige Juden sahen dies als einen Fehler an, und die Jewish Territorialist Organization spaltete sich mit dem Ziel, einen jüdischen Staat außerhalb Palästinas zu gründen, ab. Wenige Juden zogen tatsächlich nach Kenia, siedelten sich jedoch in den Städten an.
Das Angebot wurde während des Zweiten Weltkrieges von Winston Churchill erneut angesprochen, jedoch stand zu dieser Zeit bereits Palästina als Judenstaat bei den Zionisten fest.
Siehe auch
Fußnoten
- ↑ Alfred Rosenberg: Der staatsfeindliche Zionismus, unveränderter Nachdruck der im Zentralverlag der NSDAP erschienen Auflage, Franz Eher Nachf., München 1938, S. 39, ISBN: 978-3-9818167-0-9
- ↑ Beitrag auf jüdischer Weltnetzseite bezüglich des Uganda-Vorschlags(Englisch)