Unbekannter SA-Mann

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Die Worte vom unbekannten SA-Mann waren zum ersten Male nach der Schlacht in den Weddinger Pharus-Sälen gefallen:[1]

Allgemeines

Aus dem Kampf um die Macht, in dem die SA blutend ihre Lorbeeren pflückte, erhob sich das Symbol des unbekannten SA-Mannes. Es ist damit gemeint jener Kämpfer, der in verschwiegener Pflichterfüllung das Gesetz nationalsozialistischen Handelns erfüllt. Der unbekannte SA-Mann arbeitet und kämpft für die Bewegung, er blutet und opfert, und wenn es nötig ist, dann geht er wortlos für sein Ideal in den Tod.

Diese Goebbelssche Propagandakonstruktion bildete das Pendant zum unbekannten Soldaten des Ersten Weltkrieges, wodurch die Märtyrer der SA mit den Kriegsopfern in eine direkte Linie gestellt wurden:

Es ist unmöglich, sie alle mit Namen zu nennen, die sich um den Vormarsch der Berliner Bewegung unvergängliche Verdienste erworben haben. Sie werden nicht einzeln im Buch unserer Parteigeschichte verzeichnet stehen, die dafür Blut und Leben einsetzten. Aber die SA als Ganzes, als politische Kampfformation, als aktivistische Willensbewegung, ihr tapferes und aufrichtiges Tun und Handeln, ihr stiller, unpathetischer Heroismus, ihr diszipliniertes Heldentum, das alles wird in der Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung unvergänglich sein.

Während der Soldat in der Materialschlacht sein Leben ließ, tat es der SA-Mann – also der politische Soldat – in der Saalschlacht. „Sie alle streift hier der Hauch des Schicksals, dem sie folgen“, heißt es in einem zeitgenössischen SA-Roman. „Unbekannt sind sie. Niemand kennt ihre Namen. Abseits stehen sie, die sich die Größen des Landes nennen. Alle Macht ist auf der anderen Seite. Diese ersten Soldaten der Idee haben nichts als ihr gläubiges Leben. Das ist ihr Einsatz. Sie werfen es voll und ganz in die Waagschale. Mit dem Schwur auf die Idee haben sie die Bestimmung über dieses Leben und ihre Zukunft aufgegeben. Es gehört ihnen nicht mehr. Opfergang heißt ihr Kampf. Sie müssen es schnell und bitter erfahren, wenn sie es nicht ahnten.“ Durch diese Todesbereitschaft sollte die Größe der nationalsozialistischen Idee herausgestellt und der Bevölkerung vor Augen geführt werden, wie hoch der Wert einer Sache einzuschätzen sein mußte, für die Tausende junger Berliner bereit waren, ihr zumeist junges Leben zu geben. „Man wollte die Öffentlichkeit glauben machen“, lesen wir in Goebbels’ "Kampf um Berlin", „es handle sich beim SA-Mann um einen gedungenen Bravo und bezahlten Söldner, der nur für Geld und gute Worte bereit war, sein Leben in die Schanze zu schlagen. Der mittelalterliche Söldnergedanke, so hieß es, sei in der SA wieder auferstanden. Der SA-Mann selbst leiste schließlich nur dem Gefolgschaft, der ihm die beste Fourage und den höchsten Lohn verspreche und gebe. […] Dieser politische Heroismus verdient es in der Tat nicht, öffentlich mit dem Makel der Käuflichkeit besudelt zu werden. Es wäre auch schlechterdings unmöglich, daß Menschen ein solches Unmaß an Opfersinn für Geld aufbringen. Für Geld ist man wohl zu leben, aber selten zu sterben bereit.“

Die Fackel der Erleuchtung will der Gauleiter just in dem Augenblick gehabt haben, als die verletzten SA-Leute aus den Pharus-Sälen von Sanitätern abtransportiert wurden: "Einer nach dem anderen wurde hinausgetragen, und in stummer Ergriffenheit standen Männer und Frauen und schwiegen vor vergossenem Märtyrerblut", schrieb Goebbels in seiner Publikation "Der unbekannte SA-Mann".

Einer rief und rief. Draußen drückten wir ihm noch einmal die Hand. Ich kannte ihn nicht. Ein schmales, bleiches, hartes Arbeitergesicht, darin zwei leuchtende Augen, jetzt vom Schmerz der klaffenden Stirnwunde überschattet. Das geschah in einem Augenblick, ohne Sentimentalität. Es war Abschied und Gelöbnis zugleich. Dann legte sich über dieses Gesicht wieder weißes Tuch und eine Bahre stieg schwankend die Treppe hinunter. Ich ging in den Saal zurück und redete weiter. Dieses Gesicht blieb vor mir stehen. Und dann sprach ich am Ende in einer atemlosen Stille das Wort vom unbekannten SA-Mann. Ich meinte damit jenen Aristokraten des Dritten Reichs, der Tag für Tag seine Pflicht tut, einem Gesetz gehorchend, das er nicht kennt und kaum versteht. Vor ihm stehen wir in Ehrfurcht und nehmen die Mützen ab.

Dennoch ist der Terminus unbekannter SA-Mann im Grunde genommen irreführend, denn erst mit seinem Tode wurde der zu Lebzeiten unbekannte SA-Mann zum allgegenwärtigen und allseits bekannten Heros. Unmittelbar nach der Ermordung erschien in den Kampfblättern auf Seite 1 ein Brustbild des Opfers. Im Textteil folgten Geschichten über die leidgeprüften Hinterbliebenen: die verwaisten Eltern, die Familie, Geschwister, Bräute, Freunde usw. Ergänzt wurden die Artikel durch grausige Bilder, auf denen die tödlichen Verwundungen sichtbar waren bzw. sein sollten. Minutiös berichteten die Redakteure von feigen Überfällen und informierten über Steckschüsse, zerschlagene Schädel, eingehämmerte Gesichter, mißhandelte Körper. Durch diesen Märtyrerkult erlebte der Blutzeuge, der alte Kämpfer eine Art Wiedergeburt, deren Unsterblichkeit durch die ständige Vergegenwärtigung seines Namens bei jeder Gelegenheit mit Pathos in Erinnerung gerufen wurde. Jedes Opfer des roten Terrors sollte den Kommunisten suggerieren, daß sie im Grunde genommen mehr Schaden als Nutzen von ihren Anschlägen hätten.

Die Blutzeugen waren der Stoff, aus dem der Mythos des Märtyrers der deutschen Revolution gemacht wurde. Die Wut und Trauer über den Tod des Sohnes, Bruders oder Vaters – all das diente der Goebbelsschen Propagandamaschinerie als Schmierfett und war nicht selten Ausgangspunkt weiterer Aktionen. Die versprochene Abrechnung, die schon in Gedanken durchgeplante nächste Saal- oder Straßenschlacht, wo man den toten Kameraden zu rächen gedachte, standen jedes Mal unsichtbar mit am Grab. In diesen Inszenierungen galten die Ermordeten, deren Tod nicht umsonst gewesen sein dürfe, als Mahnung für die Lebenden. Der SA war dabei die Rolle des Garanten der deutschen Wiedergeburt zugedacht. Gleichzeitig sollte sie Erlöser aller in der Totenstandarte marschierenden Märtyrer sein: „Eine Bewegung, für deren Idee man so sterben kann, wie unsere Helden sterben, und in der alle bereit sind, es ihnen gleichzutun, trägt in sich das moralische Recht, Deutschland zu sein“, schrieb der Völkische Beobachter am 9. November 1931. Ihr Tod galt als Propaganda der Tat, Zeugnis für die Stärke der Idee und Bewegung. Durch sein Ableben nutzte der SA-Angehörige der Bewegung ein weiteres Mal. Von der NSDAP wurde ein derartiger Totenkult ausgeübt, daß Sterben für die Bewegung nahezu erstrebenswert erscheinen mußte. „In allen Lebenslagen steht ihm [dem SA-Mann] das Beispiel seiner im Kampf gefallenen Kameraden leuchtend vor Augen“, lesen wir in der Allgemeinen SA-Dienstordnung.

Aus: Die Politik der Nation

Der Ausdruck "unbekannter SA-Mann" bezeichnete nicht ausschließlich die toten, sondern auch die kämpfenden SA-Männer. ... Seit der Weltwirtschaftskrise war der "unbekannte SA-Mann" ein wichtiger Topos der nationalsozialistischen Polit-Liturgie. In den frühen dreiziger Jahren gehört der Ausdruck zum feststehenden Repertoire der SA-Propagand und gab Liederbüchern und Propagandaschriften ihren Titel. Der Ausdruck vom "unbekannten SA-Mann" schloß freilich unmittelbar an nationale Trauersymbole für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, also die Ehrenmäler und Gräber des "unbekannten Soldaten" an. Wie bei den gefallenen Weltkriegssoldaten aus den Massenvernichtungsschlachten - der paradoxerweise zugleich anonym und individuell war - bezog sich auch der Kult um den unbekannten NS-Märtyrer auf seinen "Opfergeist", der ihn zum "Heldentod" im Namen der Nation führte.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Dr. Goebbels: "Wetterleuchten, 2. Band Der Angriff
  • Dr. Goebbels: "Kampf um Berlin"
  • Von Engelbrechten/Volz: "Berlin 1920-1936"
  • Thomas Balistier: "Gewalt und Ordnung"
  • Der Oberste SA-Führer: "Allgemeine Dienstordnung für die SA"
  • Fritz Stelzner: Schicksal SA - Die Deutung eines Gro0en Geschehens
  • Helmuth Grunewald: "Der unbekannte SA-Mann", in "Der SA-Mann", Nr. 5 (Beilage des Völkischen Beobachters, Nr. 58 vom 9.3.1929)[3]

Fußnoten

  1. Pharus-Säle, Der Wedding - Auf dem Weg von Rot nach Bunt
  2. Die Politik der Nation, Die Politik der Nation
  3. Anmerkung 26, Seite 185, Politik der Nation