Unstrut
Die Unstrut ist ein etwa 192 km langer Nebenfluß der Saale, sie ist deren wasserreichster Zufluß. Die Quelle liegt bei Kefferhausen im Eichsfeld. Einzugsgebiet ist das gesamte Thüringer Becken. Die Unstrut verläuft weitgehend von West nach Ost und mündet bei Naumburg in die Saale.
Der Name rührt vom germanischen strödu, Sumpfdickicht, her; die Vorsilbe bedeutet eine Steigerungsform wie beispielsweise in „Unwetter“. Um 575 wird der Fluß Onestrudis genannt, im 7.Jahrhundert Unestrude, 994 Unstruod.
Zwischen Memleben und Nebra durchfließt die Unstrut ein eingeschnittenes Tal, dessen Steinbruchwände von der jahrhundertelangen Bausteingewinnung künden. Bei Karsdorf weitet sich das Tal, der weiche Schieferton des Oberen Buntsandsteins wurde hier vom Fluß teilweise ausgewaschen. In den Karsdorfer Zementwerken wird der Kalk als Rohstoff gewonnen. Freyburger Schaumkalk wurde in früheren Jahrhunderten unter anderem im Naumburger Dom verbaut. Auf der Unstrut transportiert wurden insbesondere der berühmte Sandstein aus Nebra, der weite Verbreitung fand und Kalkstein aus Freyburg. Das Unstruttal zählt zu den kleinsten und nördlichsten Weinanbaugebieten Deutschlands.
Auf Grund seiner Geschichte und seiner geographischen Lage kann das Unstruttal zweifellos als Mittelpunkt Deutschlands bezeichnet werden.
Geschichte
Im Jahre 531 fand an der Unstrut die Entscheidungsschlacht zwischen Franken und Thüringern statt, die mit der Vernichtung und Einverleibung des frühmittelalterlichen Thüringischen Königreiches in das Frankenreich endete.
Bei der Schlacht bei Riade an der Unstrut wurden 933 die Magyaren erstmals von einem deutschen Heer unter Heinrich I. geschlagen. Dieser Tag gilt als die Geburtsstunde der deutschen Nation.
Am 9. Juni 1075 schlug Kaiser Heinrich IV. in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut (ehemaliges Kloster Homburg, etwa 1 km nördlich von Bad Langensalza) ein überwiegend aus einfachen Bauern bestehendes sächsisches Heer, um danach verheerend durch Sachsen und Thüringen zu ziehen. Dies führte schließlich am 27. Oktober zur vollständigen Unterwerfung der sächsischen Führer bei Spier (Sondershausen).
Vom 19. bis 21. Oktober 1813 überschritt die in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagene französische Armee die Unstrut bei Freyburg und an der Zeddenbachmühle, noch einmal kam es dabei zu einem blutigen Gefecht. Etwa 100.000 Mann wälzten sich über die von französischen Pionieren errichteten provisorischen Brücken. Napoleon selbst überwachte und leitete den Übergang. Die Franzosen hatten ihre Kanonen beherrschend auf den Höhen der Schweigenberge und bei Zscheiplitz postiert und konnten so die nachflutenden Alliierten aufhalten, so daß der weitere Rückzug gesichert war. Russen und Preußen überschritten die Unstrut erst am 22. Oktober.
Sehenswürdigkeiten
Unmittelbar an der Unstrut liegt die Burgruine Wendelstein, auf der sich noch bewohnte Gebäude befinden. Im Ort Memleben befand sich im 10. Jahrhundert eine ottonische Kaiserpfalz, die häufig von Heinrich I. und Otto dem Großen besucht wurde, die dort auch beide starben. An dieser Stelle findet man noch die Grundmauern des zugehörigen Klosters sowie die teilweise erhaltene Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert. Eine Dauerausstellung informiert über die Geschichte der Pfalz und des Klosters.
Im Ziegelrodaer Forst, der sich nördlich der Unstrut in der Nähe von Wangen hinzieht, wurde auf dem Mittelberg die Himmelsscheibe von Nebra gefunden. Das Barockschloß von Burgscheidungen, in dem mehrere Jahre die spätere Gräfin Cosel wohnte, ist derzeit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Ein Glockenmuseum mit originaler Glockengießerwerkstatt aus dem Jahr 1790 ist in Laucha zu besichtigen. In Balgstädt befindet sich ein Wasserschloß, das nun als Gemeindeamt und als Herberge dient. Südlich des Ortes liegt das Naturschutzgebiet Tote Täler, in dem seltene Pflanzenarten, insbesondere Orchideen zu finden sind.
Über Freyburg erhebt sich die gut erhaltene Neuenburg mit einer spätromanischen Doppelkapelle und einem etwas abseits gelegenen Bergfried, dem „Dicken Wilhelm“. In der Burg ist ein Museum eingerichtet. In der Stadt sind noch Teile der historischen Stadtmauer erhalten. Die Rotkäppchen-Sektkellerei ist eines der ältesten Sekthäuser Deutschlands. Kurz vor der Einmündung des Flusses in die Saale findet sich an einem Weinberg das Max-Klinger-Haus, der letzte Wohnsitz des Leipziger Malers Max Klinger (1857-1920) und gleich daneben dessen Grabstätte. An der Mündung zur Saale wird ein in den Sandstein des Markgrafenberges eingehauenes barockes Relief aus dem Jahr 1722, das so genannte „Steinerne Bilderbuch“, sichtbar. Ein in den Sandsteinfelsen gehauenes Fries, das als Zyklus in 12 Reliefs biblische Szenen darstellt, die sich auf den Weinbau und die Jagd beziehen.
Naumburg besitzt ein historisches Stadtzentrum, Touristenmagnet ist der Naumburger Dom mit den bekannten Stifterfiguren und dem Passionsrelief des Westlettners.