Wehrmachtuntersuchungsstelle
Die Wehrmachtuntersuchungsstelle wurde am 4. September 1939 auf einen Erlaß des OKW hin gegründet. Leiter der Behörde war Johannes Goldsche. Ihr Auftrag bestand in der Untersuchung von Verstößen gegen das Völkerrecht durch feindliche Truppen sowie auch Vorwürfe des Auslands gegen behauptete Handlungen der Deutschen Wehrmacht. Die Unabhängigkeit der Behörde wurde durch zahlreiche ausländische Historiker bestätigt (u. a. Alfred de Zayas). Von rund 8.000 untersuchten Fällen blieben lediglich Akten von ca. 4.000 Fällen erhalten; die restlichen wurden durch den alliierten Bombenterror vernichtet. Erst 1965 durften die verbliebenen Akten erstmals eingesehen werden. 1968 wurden die Akten der BRD-Vasallenregierung übergeben, die sich weigerte, die Ergebnisse dem deutschen Volk vorzulegen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Auszüge
- Abschlußbericht über Völkerrechtsverletzungen an volksdeutschen Zivilisten und Reservisten in der polnischen Provinz Posen
- „Ganze Familien sind ausgerottet worden, die Menschen sind nicht immer erschossen, sondern häufig mit allen möglichen Werkzeugen z. B. vor den Augen ihrer Angehörigen und anderer Personen, denen ebenfalls ihre Ermordung angekündigt war, erschlagen worden. Eine große Zahl der Leichen ist mit schweren Verstümmelungen aufgefunden worden ... Bei Tarlowa in der Nähe von Kolo hat das polnische Militär auf eine große Anzahl Volksdeutscher geradezu eine Treibjagd mit Maschinengewehren veranstaltet. Man fand etwa 130 Tote, die nach den Zeugenaussagen wie die Hasen bei einer Treibjagd über ein Feld verstreut waren“.
- April 1940: Heinz Backus (Maschinenobergefreiter) vom deutschen Zerstörer „Erich Giese“ sah, „wie ein Kamerad im Wasser von einem Schuß getroffen wurde und plötzlich den Kopf sinken ließ und nicht mehr weiterschwamm“. Die Flüchtenden waren fassungslos, „da wir selbst drei Tage zuvor [...] zwanzig treibende Engländer gerettet haben“.
- Feindlagemeldung Leutnant Heinze, Abteilung Ic beim Armeeoberkommando 6, 1. Juli 1941, 16 Uhr: „In Skomorochy wurden bestialisch verstümmelte Leichen eines deutschen Majors, eines Oberleutnants, eines Oberfeldwebels und anderer Soldaten gefunden.“
- Am 1. Juli 1941 gerieten auf der Straße Klewan-Broniki in der Ukraine etwa 180 deutsche Soldaten meist unverwundet in sowjetische Gefangenschaft. Einen Tag später, auf dem weiteren Vormarsch, wurden 165 von ihnen erschossen aufgefunden.
- Willy Knobloch, Richter bei der 333. Infanteriedivision, der durch Zeugen von russischen Greueltaten in Grischino erfahren hatte, nahm den Tatort nach der Rückeroberung durch deutsche Truppen persönlich in Augenschein. „Ich habe z. B. in einem Haus liegende Frauen mit gespreizten Beinen gesehen. Nach den Uniformteilen waren es offenbar Rote-Kreuz-Schwestern gewesen, denen man teilweise in einer geradezu viehischen Weise Brüste abzuschneiden versucht hatte.“
- Am 28. Dezember 1941 waren starke sowjetische Streitkräfte auf der Halbinsel Kertsch gelandet. Sie zwangen die deutschen Truppen zum Rückzug auch aus der Stadt Feodosia. Dabei mußten etwa 160 Schwerverwundete im Feldlazarett Feodosia zurückgelassen werden. Als die Stadt am 18. Januar 1942 wiedererobert wurde, lebte von ihnen keiner mehr. Sie waren erschossen oder aus dem Fenster geworfen oder mit Wasser übergossen worden und erfroren. Viele waren, offenbar bei lebendigem Leib und bei 15 bis 20 Grad Kälte, ans Ufer in die Brandung des Schwarzen Meeres gelegt worden.
- Die „Tübingen“, von den Engländern als Lazarettschiff anerkannt, war bei klarem und ruhigem Wetter von Bombern vom Typ „Boston 3“ mit Raketenbomben und Bordwaffen angegriffen worden und sank binnen zwanzig Minuten. Es gab vier Tote und 16 Verwundete.
- Funkspruch von Rosa an Salut auf Welle 2333 Kilohertz am 7. Juli 1943, 11.45 Uhr: „Gefangene haben wir keine. Alle wurden vernichtet.“
- Unteroffizier Eduard Sandner, Protokoll vom 30. Juli 1944: „Ich habe am 27. Juli 1944 um 8.20 Uhr folgenden russischen Funkspruch, der im Klartext gesandt war und Teil eines Gesprächs zwischen zwei russischen Offizieren bildete, aufgenommen:
- ‚Ich habe einen Gefangenen, der dem I. R. 68 der 23. I. D. angehört.‘
- Die Antwort der vorgesetzten Dienststelle lautete: ‚Machen Sie mir keine Meldungen über Gefangene. Sie sind alle zu erschießen‘.“
Literatur
- Alfred de Zayas: Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle für Verletzungen des Völkerrechts: Dokumentation alliierter Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg, Lindenbaum Verlag, 9. Aufl. 2018, ISBN 978-3938176399 [502 S.]
Verweise
- „Aggression mit Grausamkeit beantwortet“, Der Spiegel, 21. Januar 1980