Witte, Friedrich (1792)

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Friedrich Witte (geb. 1792 in Eilsen; gest. 1857 ebenda) war ein deutscher Schuster, Unternehmer und Gründer der „Eilser Sparlade“, eine der ersten Sparkassen weltweit.

Leben

Als Sohn eines Schusters ergriff Witte den Beruf des bereits 1797 verstorbenen Vaters. Aufgrund der Not und Verwüstungen während der Napoleonischen Kriege ging er auf Wanderschaft, wobei er die geistigen Strömungen der Zeit kennen lernte. Er bewunderte den Dessauer Herzog Franz, der Männer wie den Philantrophen Basedow an seinen Hof zog und die Wohlfahrt des Landes beförderte. Nach Brechung der französischen Fremdherrschaft durch die Befreiungskriege, gründete der nicht studierte, leibeigene (!), 24-jährige Witte nach seiner Rückkehr nach Eilsen das weltweit erste, für die einzelnen Mitglieder gleichberechtigt organisierte Geldinstitut. Am 16. November 1816 fand die Gründungsversammlung in seiner Wohnung statt, Mitglieder der „Eilser Sparlade“ waren die kleinen Bauern und Handwerker der Gegend. Sicherheiten gab es keine. Der schaumburg-lippische Landesherr verbot die Einrichtung zwar nicht, aber erkannte sie auch nicht an. Gesetzliche Rahmenbedingungen existierten ebenso wenig wie irgendein Vorbild.

Entgegen anfänglichem Zweifel und Spott[1], wurde die „Sparlade“ ein Erfolg. Bei Wittes Tod hatte sie mehrere tausend Mitglieder und Vorbildcharakter für viele Neugründungen. Wie selbstverständlich wurde sein Sohn zum Nachfolger.

Von Friedrich Witte stammt das weltweit älteste noch erhaltene Sparbuch (vom 1. Januar 1817 bis 31. Dezember 1900 wurden regelmäßig monatlich 5 Groschen[2] eingezahlt). Das Eilser Fachwerkhaus, welches seine Sparkasse und Wohnräume beherbergte, ist noch heute erhalten (Bahnhofstraße 14).

Wichtige Lebensdaten

  • 1792: Geburt auf Hof Nr. 1 in Eilsen (kaum 50 Einwohner, damals noch kein Badeort)
  • 1797: Tod des Vaters
  • 1816: Gründung der „Eilser Sparlade“, die am 1. Januar 1817 ihren Geschäftsbetrieb aufnimmt
  • 1817: Ehe mit Sophie Waltemate von Hof Nr. 5 in Eilsen, gegen den Widerstand von deren Vater. Keine Versöhnung
  • 1818: Bau des Eilser Stammhauses (Fachwerkbau) und Gründung der Ansiedlung Eilsen Nr. 13
  • 1817-1831: Geburt von sieben Kindern, von denen vier früh versterben (zwei an „Bräune“ = Diphterie)
  • 1831: Tod der Ehefrau bei der Geburt von Zwillingen (auch die Kinder sterben)
  • 1832: Zweite Ehe mit Sophie Möller, verw. Buchmeier, aus Buchholz
  • 1833: „Eilser Sparlade“ vom Fürsten anerkannt (jedoch nicht abgesichert)
  • 1847: Tod der zweiten Ehefrau
  • 1848: Errichtung einer Gerberei, deren Betrieb der älteste Sohn übernimmt, der eine Lehre als Schuhmacher und Gerber durchlaufen hat
  • 1851: Übergabe aller Geschäfte an den Sohn, der auch Ortsvorsteher wird
  • 1857: Tod nach langem Leiden an „erworbenem Brustübel“

Fußnoten

  1. Witte spricht in seiner im Manuskript erhaltenen Gründungsrede von Beleidigungen.
  2. Bzw. am Anfang noch der entsprechende Gegenwert in Talern, ab 1875 dann in Mark.