Zuckerman, Solly
Baron Solly Zuckerman (* 30. Mai 1904 in Kapstadt, Britische Kronkolonie; † 1. April 1993) war ein jüdischer Primatenforscher und alliierter Kriegsberater für Flächenbombardierungen.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Solly Zuckerman, seit 1971 Baron (Life Peer) of Burnham Thorpe, Norfolk, war der Sohn der zionistischen Eiferer Moses Zuckerman (vom Beruf Kaufmann) und Rebecca Glaser, und wuchs in Südafrika auf. Er besuchte in Südafrika ein College und absolvierte dann an der Universität von Kapstadt ein naturwissenschaftliches Studium. Von 1923 bis 1925 war er bereits Prosektor (wiss. Assistent) für Anatomie an der Universität Kapstadt.
Wirken
Als Solly Zuckerman 1925 an das University College in London wechselte, erregte er dort bald durch eine Abhandlung über Paviane Aufsehen. 1928-1932 war er Forschungsanatom des Londoner Zoos[1] und zugleich Prosektor in der Anatomie des University College in London. Hier veröffentlichte er Arbeiten über das Sozialverhalten von Affen und Primaten, welche heute aber widerlegt sind. 1932 gab er das berühmt gewordene Werk „Das soziale Leben der Affen und Menschenaffen“ und 1933 seine „Funktionelle Verwandtschaft zwischen Mensch, Affen und Menschenaffen“ heraus. 1933-1934 arbeitete er als Rockefeller-Stipendiat an der Yale Universität in Amerika als Forschungsassistent. 1934-1945 war Zuckerman Prosektor und Dozent der Abteilung für Menschliche Anatomie in Oxford. Während dieser Zeit heiratete er die Marquess Joan Rufus Isaacs — ebenfalls eine Jüdin. Deren Großvater, Sohn eines Obsthändlers, hatte den Titel als Jurist, Vizekönig von Britisch-Indien und der Verhaftung von Mahatma Gandhis verliehen bekommen.
Zweiter Weltkrieg
Im von ihm gegründeten Wissenschaftlertreff 'Tots and Quots' entwickelte Solly Zuckerman mit Leuten wie dem Physiker J.D. Bernal und dem Genetiker C.H. Waddington Ideen, wie zivile Forschung für Kriegsplanung und Kampf zu nutzen sei. Das ging über Regierungsvorstellungen (Tizard Committee), von denen nur technische Neuerungen erwartet wurden, hinaus. Daher steht diese Gruppe wie kaum eine andere Forscherclique, in ihrem Einsatz gegen den Menschen, für die Pervertierung von Wissenschaft unter politischen Zielen.
Als Direktor der britischen Forschungsabteilung zur Bombenwirkung brachte es Solly Zuckerman bei der RAF zum Oberst. Der britischen Luftwaffe bescheinigte er, das ihre 10-Tage-Bombardierung der Insel Pentelleria vor Sizilien im Mai 1943 (Operation Korkenzieher) die Effektivität der Verteidiger um 47 % gesenkt habe. Dazu besichtigte er die Bombenschäden vor Ort. Zuckerman war Bombadierungsplanungschef bei der anglo-amerikanischen Landung in der Normandie (D-Day), wo er vorschlug, Frankreichs Schienennetz mit Flächenbombardierungen zu zerstören. Das hätte er aus dem Italienfeldzug gelernt. Andere Briten, die das Netz selbst nutzen und sich bei den Franzosen als Befreier andienen wollten, hielten den Plan allerdings für albern.
Nachkriegszeit
1946-1968 war Zuckerman Anantomieprofessor in Birmingham, dann bis 1974 an der University of East Anglia in Norfolk. 1960-66 war er Chefwissenschaftsberater des Verteidigungsministeriums und gleichzeitig 1964-71 der britischen Regierung. Als solcher lenkte er die Gründung des IIASA (Internationales Institut für angewandte Systemanalyse, Schloss Laxenburg). 1964 zum Ritter („Sir“) erhoben, verlieh man ihm 1971 den nichterblichen Baron-Titel.
Öffentlich trat Zuckerman zwar gegen Anthropomorphismus (= tierische Eigenschaften auf Menschen übertragen, vice versa) auf, dem er in privaten Notizen allerdings huldigte. Jahrzehntelang leitete er die Londoner Zoologische Gesellschaft. Im Alter interessierten ihn Umweltverschmutzungen und mit 79 Jahren empfand er in einem Artikel in Nuclear Illusion & Reality das britische (nukleare) Waffenarsenal plötzlich als zu groß.
Jüdische Autoren, begeistert von seinen Erfolgen, streuen dem kalten Mordplaner noch heute Blumen (Gödsche, Auf dem Judenkirchhof in Prag).
Fußnoten
- Zuckerman-Kriegsakten-Archiv
- Solly Zuckerman: the making of a primatological career in Britain, 1925–1945. Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences, Volume 37, Issue 2, June 2006, Pages 295-310
- ↑ Solly Zuckerman wurde Anatom für die Londoner Zoologische Gesellschaft.