Gandhi, Mahatma
Mohandas Karamchand Gandhi (genannt Mahatma Gandhi; 2. Oktober 1869 in Porbandar, Gujarat; 30. Januar 1948 in Neu-Delhi, Delhi) war ein indischer Rechtsanwalt, politischer und geistiger Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung und bekanntester Vertreter des sogenannten gewaltfreien Widerstandes.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gandhi wurde am 2. Oktober 1869 in Porbandar als Sohn des dortigen Premierministers geboren. Seine Familie gehörte der dritten Kaste, der Kaste der Kaufleute, an, die bestimmend im politischen und gesellschaftlichen Leben Indiens war. Bis zu seinem zwölften Lebensjahr besuchte Mahatma die Grundschule Taluka, danach heiratete er 1882 in Rajkot Kasturbai Nakanji, mit der er vier Kinder zeugte. Für seine geistige Entwicklung in seinen Jugendjahren waren die Lehren der Bergpredigt Jesu, die altindischen Vorstellungen des Ahimsa und die Ideen Tolstois von großer Bedeutung, aus denen er seine eigenen Ideen vom gewaltlosen Widerstand entwickelte.
1887 legte Gandhi sein Immatrikulationsexamen ab, von 1888 bis 1890 studierte er Rechtswissenschaften in London, wo er 1890 erfolgreich das juristische Examen absolvierte. Am 10. Juni 1891 wurde er als Barrister an englischen Obergerichten zugelassen. Schon am 12. Juni trat er die Heimreise an und wurde noch im selben Jahr in der Heimat in Rajkot und Bombay als Anwalt zugelassen. 1893 ging Gandhi nach Südafrika, wo er seitdem als Anwalt und politischer Führer für die Rechte der indischen Einwanderer focht. Zu diesem Zwecke gründete er 1894 den Natal Indian Congress zur Koordinierung des Widerstandes gegen die Diskriminierung von Indern. Dennoch setzte er sich während des Burenkrieges von 1899 bis 1902 für eine Unterstützung der Briten ein, um seine Loyalität unter Beweis zu stellen und konnte etwa 1.100 Inder für die britische Sache mobilisieren. Im Jahr 1902 ging Gandhi zurück nach Indien, kam aber noch im Dezember desselben Jahres auf Bitten seiner Anhänger wieder nach Südafrika, um mit dem britischen Kolonialminister Joseph Chamberlain, der zu dieser Zeit in Südafrika zu Besuch war, zu verhandeln. Die Verhandlungen endeten aber ohne einen Erfolg für Gandhi. Ein zweites Gespräch, um das er gebeten hatte, wurde abgelehnt.
Dennoch blieb Gandhi jetzt dauerhaft in Südafrika, seit Februar 1903 arbeitete er als Anwalt in Johannesburg, im Dezember 1903 folgte ihm seine Familie dorthin. 1904 wurde er Herausgeber der Zeitung „Indian Opinion“, die auf Englisch und in mehreren indischen Sprachen publiziert wurde. Im Dezember 1907 wurde Gandhi mit mehreren seiner Anhänger verhaftet und verbrachte zwei Monate im Gefängnis. Doch er ließ sich nicht beirren und organisierte weitere Aktionen gegen die britische Besatzungsmacht: Im August 1908 verbrannten tausende Inder unter seiner Führung ihre Meldescheine, die sie von den Briten erhalten hatten. Ein anderes Mal reiste er mit seinen Anhängern zur Grenze Transvaals, um eine Massenverhaftung zu provozieren. Gemeinsam mit 250 seiner Anhänger wurde er zu zwei Monaten Haft mit Zwangsarbeit verurteilt. Im Jahre 1909 reiste er ein weiteres Mal nach London und traf dort auf indische Revolutionäre. Die Gespräche sollten sein weiteres Vorgehen beeinflussen.
1914 kehrte er schließlich nach Indien zurück, wo er sich sogleich dem Widerstand gegen die britische Fremdherrschaft anschloß. Nach der gewaltsamen Auflösung einer Protestveranstaltung rief er 1919 zum Generalstreik auf. 1920 wurde er zum Führer des Indian National Congress (INC) gewählt, den er in der Folge zur Massenorganisation entwickelte. Im Jahre 1922 wurde Gandhi wegen Aufwiegelung zu sechs Jahren Haft verurteilt, aus gesundheitlichen Gründen aber schon zwei Jahre später wieder freigelassen. Nach seiner Freilassung wurde er in Bombay von seinen Anhängern triumphal empfangen. 1930 initiierte Gandhi den berühmt gewordenen Salzmarsch gegen das britische Salzmonopol. Im Herbst 1931 nahm er als einziger Vertreter des INC an der Round-Table-Konferenz mit Vertretern der britischen Regierung teil, die aber keinen Fortschritt brachte. Wegen seines Einsatzes für die volle staatsbürgerliche Gleichstellung der Parias wurde er 1932 erneut inhaftiert, nach seiner Freilassung trat er 1934 aus dem INC aus. Ab 1940 organisierte er Gandhi dann eine Kampagne gegen die Beteiligung Indiens am Zweiten Weltkrieg. Im Jahre 1942 war er maßgeblich an der Einleitung der „Quit-India“-Bewegung beteiligt, weswegen er wiederum verhaftet wurde, was aber die Popularität seiner Sache im Volk nur beförderte.
1947 verkündete der britische Premierminister dann endgültig die Entlassung Indiens in die Unabhängigkeit. Am 15. August 1947 wurde diese vollzogen, jedoch wurde Indien in zwei unabhängige Dominions, die Indische Union und das islamisch geprägte Pakistan, aufgeteilt. Gandhi kritisierte diese Aufteilung und forderte statt dessen einen Staat aller Inder. Aufgrund dieser Tatsache wurde er am 30. Januar 1948 von einem fanatischen Hindu erschossen. Sein Leichnam wurde am Tag darauf verbrannt, seine Asche am 12. Februar im Ganges verstreut.
Kritik
Der bengalische Historiker Nirad C. Chaudhuri warf Gandhi vor, er habe die Gewaltlosigkeit als Vorwand benutzt, um seinen Machthunger zu stillen. So schrieb Chaudhuri, der während der Jahre des Unabhängigkeitskampfes Sekretär von Gandhis Kongreßpartei war, in seiner Autobiographie:
- „Nirgends haben sich westliche Autoren in Gandhi gründlicher getäuscht als darin, daß sie seinen unersättlichen und durch nichts zu befriedigenden Machthunger übersehen haben. Darin war er keineswegs anders als Stalin. Nur brauchte er nicht zu töten, denn er konnte sich seiner Gegner genauso gut mit Hilfe seiner gewaltlosen Vaishnava-Methode entledigen.“ — Nirad C. Chaudhuri, Autobiographie
Indische Rivalen im Kampf um die Unabhängigkeit habe er in politische Isolation getrieben wie im Fall von Subhash Chandra Bose. Die Teilung Britisch Indiens in zwei Staaten, Indien und Pakistan, führte Chaudhuri auf Gandhis Weigerung zurück, in einem geeinten, unabhängigen Indien die Macht mit Jinnahs Muslim League zu teilen.[1]
International[2] für Aufregung sorgte der BRD-Historiker Götz Aly, als er anläßlich der abgesagten Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ darauf verwies, Gandhi sei „einer der größten Freunde Nazi-Deutschlands“ gewesen. Und das, weil es nun einmal „gleichgerichtete Interessen“ zwischen den antiimperialistischen Kämpfern und dem „Feind ihres Feindes“ gegeben habe.[3]
Martin Lichtmesz urteilt noch schärfer über Gandhi:
Was Gandhi betrifft, diese verlogenste aller politisch korrekten Ikonen, so bedürfen Alys Äußerungen einer Korrektur. Neulich bin ich zufällig auf eine berühmte Erledigung des grob geschichtsverfälschenden Films von Richard Attenborough gestoßen, verfaßt von Richard Grenier 1983 in der jüdischen Zeitschrift Commentary. Mit diesem Film wurden schon Generationen von Schulklassen im Religions-, Englisch- oder Geschichtsunterricht gequält.
Wie Grenier genüßlich nachwies, war der reale Gandhi nichts weniger als ein „Heiliger“ in unserem westlichen Sinne oder gar ein „weiser Volksführer“, sondern ein ebenso egozentrischer wie exzentrischer und privat tyrannischer Wirrkopf. Seine „Gewaltlosigkeit“ und „Toleranz“ sind weitgehend hagiographische Mythen, während sich sein konjunktureller „Pazifismus“ an der Grenze zum Schwachsinn bewegte.
Um das zu illustrieren, hier nur ein paar Beispiele von Gandhis Stellungnahmen während des Zweiten Weltkriegs: Den von Hitler verfolgten Juden empfahl er kollektiven Selbstmord, um die Welt wachzurütteln. Nach dem Krieg äußerte er allen Ernstes gegenüber einem Biographen, daß die Juden, da sie nun sowieso gestorben seien, dies doch auch sinnvoll gemäß seines „Ratschlags“ hätten tun können. Das Münchener Abkommen, das immerhin Europa vor einem Krieg bewahrte, nannte Gandhi inkonsequenterweise einen „Ausverkauf der Seele Europas“ und einen „Triumph der Gewalt“. Im März 1939 empfahl er dann den Tschechen waffenlos und dabei „ruhmvoll untergehend“ der Wehrmacht entgegenzumarschieren. Den militärischen Widerstand Polens hingegen nannte er mysteriöserweise „beinah nicht-gewalttätig“.
Als sich die Engländer von Dünkirchen zurückzogen, schrieb er an den britischen Vizekönig von Indien: „Dieses Gemetzel muß beendet werden. Ihr verliert; wenn ihr nicht aufgebt, wird das Blutvergießen sich nur noch vergrößern. Hitler ist kein schlechter Mensch.“ In einem Appell an das britische Volk rief er zur Kapitulation auf: „Überlaßt ihnen eure schöne Insel mit den schönen Gebäuden. Das alles könnt ihr ihnen geben, aber sie werden niemals eure Seele und euren Geist besitzen können.“
Als das nichts fruchtete, richtete sich Gandhi im Dezember 1941 an den „guten Menschen“ himself, und beschwor seinen „lieben Freund“, die Menschheit zu umarmen, „unabhängig von Rasse, Hautfarbe und Glauben.“ Leider wollte der Gröfaz nicht auf die „große Seele“ hören.
Auch die politische Rolle Gandhis bei der Unabhängigkeit Indiens wird gewaltig überschätzt. Der indische Schriftsteller V. S. Naipaul vermutete gar, daß sich diese durch Gandhis unberechbares Verhalten eher um 25 Jahre verspätet hätte. Als schließlich die Engländer das Land räumten, stürzte Indien durch innere Unruhen in ein gewaltiges Blutbad, bei dem nach Schätzungen von Historikern über eine Million Menschen umkam – was unter der britischen Herrschaft undenkbar gewesen wäre.
Zitate von Gandhi
- „Kein Volk kann auf Dauer unterjocht werden, wenn es nicht irgendwie an seiner Unterjochung teilnimmt.“
- „Zuerst ignorieren sie dich, dann machen sie dich lächerlich, dann bekämpfen sie dich und dann verlieren sie gegen dich.“
- „Bei jeder großen Sache ist nicht die Zahl der Kämpfer entscheidend, sondern der entscheidende Faktor ist, aus welchem Holze sie geschnitzt sind. Die größten Männer der Welt haben immer allein gestanden.“
- „Das Volk ergreift man nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen.“
- „Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“
Zitate über Gandhi
- „In Indien toben seit unendlichen Zeiten Revolutionen. Gandhi hat es von der anderen Seite versucht. Im Wunsch, sich von der englischen Herrschaft befreien, sind alle Inder sich gleich. Einige möchten es mit dem Bolschewismus, andere mit uns, wieder andere auf urindische Weise machen. Darüber, daß es bei ihnen drunter und drüber geht, wenn die Engländer wegfallen, machen sie sich keine Gedanken, sie verlangen nur nach der Freiheit.“ — Adolf Hitler[4]
Verweise
- Mohandas Gandhi: My 7 Points for a New World Order. In: The Rotarian, Februar 1942, S. 14. (Google Bücher)