Zukor, Adolph

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Adolph Zukor (* 7. Januar 1873 in Ricse, Ungarn; † 10. Juni 1976 in Hollywood, Kalifornien) war ein jüdischer Filmproduzent,[1] der „Paramount“ zu einem der erfolgreichsten Filmstudios machte. Er hatte mehr als fünf Jahrzehnte weite Teile der amerikanischen Filmwirtschaft kontrolliert.

Werdegang

Herkunft

Adolph Zukor wurde am 7. Januar 1873 als Sohn armer jüdischer Eltern in Ricse (Ungarn) geboren. Früh verwaist, wanderte er 1889 mit geringer Barschaft als Küchengehilfe auf einem Ozeandampfer nach Amerika aus.[2]

Ausbildung

Zukor arbeitete zunächst in New York als Gelegenheitsarbeiter, Tapezierlehrling, Pelz und Fellhändler, brachte es innerhalb weniger Jahre zu einigem Wohlstand, siedelte dann nach Chicago über und war dort 1894 einer der ersten Pelzwarenhändler der Stadt.[3]

Wirken

Auf der Chicagoer Weltausstellung entdeckte er einen Apparat, durch dessen Guckloch man nach Einwurf von 5 Cents einen laufenden Elefanten sehen konnte. Dieser Elefant wurde sein Leitstern. Er erkannte das kommende Geschäft der „laufenden Bilder“ und schaffte 1903 die ersten fahrbaren Kinematographen an. In seinen bald zahlreichen „Penny Arcades“ konnte man für einen „Nickel“ eine 2-3 Minuten dauernde Filmszene sehen.

Kurz nach der Jahrhundertwende erwarb er sein erstes Kino, 1904 erstand er ein Lichtspielhaus (Nickelodeon) in Neu York, wo er sich fortan etablierte. Konsequent schuf er die ersten abendfüllenden Filmtheater und ging schließlich, weil es zu wenig brauchbare Filme gab, selbst in die Produktion über, wobei er den Schritt vom primitiven Kurzfilm zum Sensationsfilm machte.

Adolph Zukor gilt als eigentlicher Schöpfer des „Starsystems“ von Hollywood.[3] Er ist es gewesen, der erstmals erstklassige Schauspieler für das neue Medium gewann. Zahlreiche bekannte Leinwandmimen verdanken ihm ihre Karrieren, zum Beispiel Douglas Fairbanks, Rodolfo Valentino, Roscoe („Fatty“) Arbuckle, Gloria Swanson, Mary Pickford, Adolphe Menjou. Er hat z.B. 1912 den ersten und einzigen Filmauftritt von Sarah Bernhardt zustandegebracht (in „Königin Elizabeth“) und den Film vertrieben. Anschließend gründete er die „Famous Player Film Corporation“, deren Präsident er blieb, als sie sich unter seiner Mitwirkung 1917 in die Produktionsgesellschaft „Paramount“ verwandelte. Sein erster großer Film war „The Prisoner of Zenda“ mit James K. Hackett; es folgten u.a. „Tess of the D'Urbervilles“, „The Count of Monte Cristo“ und „His Neighbours Wife“.[2]

Zukor, 2. v.links, 1916

Sein erster ganz großer Star wurde Mary Pickford, die als völlig unbekannte Schauspielerin mit einer Wochengage von 100 Dollar zu Zukor kam, für Jahre nur für ihn tätig war und der Gesellschaft ein Riesenvermögen einbrachte.

1916 schloß sich Zukor mit der von Jesse Lasky, Samuel Goldwyn und Cecil B. de Mille geleiteten Produktionsfirma zur „Famous Players Lasky Corp.“ zusammen aus der nach einigen internen Auseinandersetzungen die Weltfirma „Paramount“ mit Zukor an der Spitze geworden ist. Mehr als 40 Jahre hat er in dieser Firma eine Spitzenposition bekleidet; sein Name ist untrennbar mit dem Auf und Ab des Films verbunden. Unter seiner Ägide entwickelten sich Stars wie Valentino, Gloria Swanson und Clara Bow. Die „Paramount“ war dann auch führend im Durchbruch des Tonfilms, erstmals gestartet 1927 mit Gary Cooper in „Wings“. Mit dem Tonfilm kam eine Welle neuer Stars, wie Maurice Chevalier und Jeanette MacDonald in Lubitschs eleganten Komödien, Marlene Dietrich in Sternbergs Filmen ebenso wie die Max' Brothers und Mae West.

Nachdem er die „Paramount“ sicher durch die Phase der Depression geleitet hatte, zog er sich 1935 aus dem aufreibenden Geschäft des Filmemachens zurück und beschränkte sich auf den Firmenvorsitz, wurde dann aber noch einmal nach Hollywood zurückgeholt. 1938 gab er dann die unmittelbare Kontrolle in jüngere Hände, blieb aber als Vörsitzender des Vorstandes, zuletzt Ehrenvorsitzender, bis zu seinem Tode mit dem Unternehmen verbunden.

Zukor hat die phänomenale Glanzzeit Hollywoods mitgemacht mit ihren Kolossalfilmen, Kolossalkassen und Kolossalfesten - Feste, für die die Mistinguette aus Paris, Schnee aus St. Moritz und Zukors Dorfschullehrer aus Ungarn eingeflogen wurden, und ebenso die schweren, manchmal mörderischen Krisen des Geschäftes, bedrängt von dem immer bedrohlicher werdenden Rivalen Fernsehen, an dem sich „Paramount“ ab 1939 auch beteiligte.[2]

1954 erschien seine Autobiographie „The Public is Never Wrong“, in der sein Vertrauen in den Film noch einmal deutlich wurde. Er sagte auch einmal „Der Film wird nicht sterben, solange es im Kino dunkel ist“.

Filmhistoriker Rudolf Arnheim: „Ohne Übertreibung darf man behaupten, daß die amerikanische Filmindustrie ein Werk der im vorigen Jahrhundert über den Ozean eingewanderten Ostjuden ist. Dieselben Männer, die seither als Leiter weltberühmter Firmen über Riesenkapitalien und Armeen von Menschen geboten haben, Adolph Zukor, Jesse L. Lasky, Samuel Goldwyn, Louis Mayer, Sam Warner (Warner Brüder), Joseph Schenck, William Fox, Marcus Loew, haben mit ihren armseligen Spargroschen in einer Seitenstraße begonnen.[3]

Familie

Seine Frau, ebenfalls Ungarin, starb 1956. Sein Sohn Eugene Zukor ist ebenfalls in der Filmindustrie tätig. Im Alter von 103 Jahren starb Adolph Zukor am 10. Juni 1976 in Hollywood.

Filmografie (Auswahl)

  • 1912: Les amours de la reine Élisabeth
  • 1913: The Prisoner of Zenda
  • 1913: The Count of Monte Cristo
  • 1917: The Poor Little Rich Girl
  • 1920: Dr. Jekyll and Mr. Hyde
  • 1924: Peter Pan, der Traumelf (Peter Pan)
  • 1926: Blutsbrüderschaft (Beau Geste)
  • 1926: The Great Gatsby
  • 1927: Harold, der Held (The Kid Brother)
  • 1927: Das gewisse Etwas (It) (siehe auch das Sprichwort Das gewisse Etwas)
  • 1927: Der Schrecken der Viehdiebe (The Last Outlaw)
  • 1927: Ein Bandit von Ehre (Jesse James)
  • 1928: Sein letzter Befehl (The Last Command)
  • 1928: Hochzeitsmarsch (The Wedding March)
  • 1929: The Cocoanuts
  • 1931: Dr. Jekyll und Mr. Hyde (Dr. Jekyll and Mr. Hyde)
  • 1932: Shanghai Express
  • 1937: Kein Platz für Eltern (Make Way for Tomorrow)

Literatur

  • Neal Gabler: Ein eigenes Reich. Wie jüdische Emigranten »Hollywood« erfanden. [Amerikanische Originalausgabe: An Empire of Their Own – How the Jews Invented Hollywood, 1988.] Berlin Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-8270-0353-9 [Ein Pflichtexemplar dieses Buches befindet sich in der Bibliothek jedes echten Judenkenners]

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 36/1976 vom 23. August 1976
  2. 2,0 2,1 2,2 Munzinger-Archiv GmbH, 1976
  3. 3,0 3,1 3,2 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9