Schleicher, Kurt von

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Kurt von Schleicher 1932

Kurt Ferdinand Friedrich Hermann von Schleicher (Lebensrune.png 7. April 1882 in Brandenburg an der Havel; Todesrune.png 30. Juni 1934 in Neubabelsberg) war ein deutscher Kadettenschüler, Offizier der Preußischen Armee, Major der Kaiserlichen Armee und General der Infanterie der Reichswehr. Der Ehrenritter des Johanniter-Ordens und Reichswehrminister war vom 4. Dezember 1932 bis Ende Januar 1933 Reichskommissar des Freistaates Preußen und deutscher Reichskanzler.

Leben

Kurt von Schleicher, 1916
Schleicher auf dem Deckblatt des VS-amerikanischen „Time-Magazin“ am 22. August 1932

Kurt Ferdinand Friedrich Hermann von Schleicher wurde am 7. April 1882 als Sohn eines preußischen Offizieres in Brandenburg an der Havel geboren. Er besuchte die Hauptkadettenanstalt Berlin-Großlichterfelde von 1896 bis 1900 und wurde am 22. März 1900 dann Leutnant in der 5. Kompanie/3. Garderegiment zu Fuß des Garde-Korps. Dort lernte er Oskar von Hindenburg kennen. Im Jahre 1909 besuchte von Schleicher die Kriegsakademie. 1913 kam er zum Großen Generalstab, wo er in der Eisenbahnabteilung unter Wilhelm Groener, dem späteren Reichswehrminister, diente. Den Ersten Weltkrieg verbrachte er zumeist im Stab des Generalquartiermeisters.

Neben dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern, dem Orden vom Zähringer Löwen (Ritter), dem Bayerischen Militärverdienstorden (IV. Klasse) und beiden Eisernen Kreuzen wurde er noch mit vielen anderen Orden ausgezeichnet.

Weimarer Republik

1929 wurde er beamteter Staatssekretär im Reichswehrministerium, inzwischen war er Generalmajor geworden.

Als Reichskanzler Heinrich Brüning auf Anraten des Reichswehrministers Wilhelm Groener im April 1932 die SA und SS verbot, kam es zu einem Bruch zwischen den beiden. Schleicher wollte eine Zusammenarbeit der Wehrmacht mit den zwei Organisationen erreichen, um sowohl das Militär zu stärken als auch die NSDAP zu schwächen. Er erreichte schließlich auch, daß Groener aus der Politik ausschied. Auf Betreiben Schleichers entließ Hindenburg im Juni 1932 Heinrich Brüning und ernannte stattdessen Franz von Papen zum Reichskanzler; er wurde dessen Reichswehrminister.

Zusammen mit von Papen bot von Schleicher im August 1932 Adolf Hitler die Vizekanzlerschaft an, die dieser jedoch ablehnte. Nach einer neuerlichen Reichstagswahl am 6. November 1932 trat die Regierung von Papen zurück. Nun sollte Adolf Hitler in die Regierung eintreten. Nachdem das nicht akzeptiert wurde, wollte Hindenburg von Papen erneut zum Kanzler ernennen. Durch verschiedene Intrigen verhinderte von Schleicher dies und wurde schließlich am 3. Dezember 1932 selbst zum Reichskanzler berufen und mit der Gründung eines „Präsidialkabinetts“ beauftragt.

NSDAP

Schleicher versuchte zunächst, eine von Hans Zehrer entwickelte „Querfront“ durchzusetzen. Außerdem wollte von Schleicher mit Hilfe Gregor Strassers die NSDAP spalten. Aber der Kanzler setzte sich nicht durch. Papen, der nie vergessen konnte, daß von Schleicher ihn aus dem Kanzlerpalais verdrängt hatte, verhandelte im Auftrag Hindenburgs mit Adolf Hitler. Bei einem Treffen am 3. Januar 1933 einigten sich von Papen und Hitler auf eine gemeinsame Regierungsarbeit.

Am 28. Januar 1933 erklärte von Schleicher seinen Rücktritt. Franz von Papen wurde mit den Regierungsverhandlungen beauftragt. Adolf Hitler wurde Reichskanzler. Von Schleicher war in Folge maßgeblich am geplanten Röhm-Putsch beteiligt, der ihn nach einem gewaltsamen Umsturz wieder an die Macht bringen sollte. Die Pläne Ernst Röhms, der mittlerweile als Kandidat für das Amt eines Reichswehrministers auf einer geheimen Kabinettsliste Kurt von Schleichers stand, hatten sich inzwischen weiter konkretisiert. Nach Röhms wehrpolitischem Konzept sollte neben der Reichswehr eine 300.000 Mann starke Miliz entstehen. Dies entsprach jedoch nicht Hitlers Vorstellungen von einer neuen Wehrmacht aus der Mitte des Volkes.

Tod

Ehrengrab auf dem Parkfriedhof Lichterfelde in Berlin-Lichterfelde

Im Zuge der Beendigung des Röhm-Putsches wurde General der Infanterie a. D. von Schleicher am 30. Juni 1934 beim Versuch, sich seiner Verhaftung zu entziehen, in seiner Residenz in Neubabelsberg erschossen:

„Im Zusammenhang mit dem aufgedeckten Komplott wurden nachstehende SA-Führer erschossen: Die Obergruppenführer A. Schneidhuber und E. Heines; die Gruppenführer K. Ernst, W. Schmid, H. Hayn, H-P. von Heydebreck und der Standartenführer H-E. Graf Spreti. Im Zusammenhang mit der Niederschlagung sollte der frühere Reichsminister General a.D. von Schleicher von Kriminalbeamten festgenommen werden; er widersetzte sich mit seiner Waffe. Durch den dabei erfolgten Schußwechsel wurden er und seine dazwischentretende Frau tödlich verletzt.“

Adolf Hitler sagte in seiner Rede vom 13. Juli 1934 dazu:

„Ohne mich jemals davon zu verständigen und ohne daß ich es zunächst auch nur ahnte hat Stabschef Röhm durch Vermittlung eines durch und durch korrupten Hochstaplers, eines Herrn von A. – ihnen allen bekannt, die Beziehung zu General Schleicher aufgenommen. General Schleicher war der Mann, der nun dem inneren Wunsch des Stabschefs Röhm den äußeren Ausdruck verlieh. Er war es, der konkret die Auffassung [...] vertrat, daß erstens: das heutige deutsche Regiment unhaltbar sei. Daß zweitens, vor allem die Wehrmacht und sämtliche nationalen Verbände in einer Hand zusammengefaßt werden müßten. Daß drittens, der dafür allein gegebene Mann nur Stabschef Röhm sein könnte. Und daß viertens Herr von Papen entfernt werden müßte und er bereit sein würde, zunächst die Stelle eines Vizekanzlers einzunehmen. Daß weiter ab auch noch andere wesentliche Veränderungen des Reichskabinetts vorgenommen werden müßten. Wie immer in solchen Fällen begann nunmehr das Suchen nach den Männern für die neue Regierung. Immer unter der Annahme, daß ich selbst in meiner Stellung, wenigstens für zunächst, belassen würde. Die Durchführung dieser Vorschläge des Generals von Schleicher mußte schon im Punkte ‚Zwei‘ auf meinen nie zu überwindenden Widerstand stoßen. [...] Vermutlich unter diesen unwahren Vorwänden wurde die außenpolitische Vorbereitung der Aktion Herrn von Bethgen übertragen. General von Schleicher nahm das außenpolitische Spiel teilweise persönlich wahr, beziehungsweise ließ es durch seinen Kurier, General von Bredow, praktisch betreiben. Gregor Strasser wurde beigezogen. [...] General von Bredow, der als eine Art außenpolitischer Agent des Generals von Schleicher, diese Verbindungen besorgte, arbeitete nur entsprechend der Tätigkeit derjenigen reaktionären Zirkel, die, um mit dieser Verschwörung vielleicht direkt in Zusammenhang zu stehen oder nicht, sich zum bereitwilligen unterirdischen Meldekorps für das Ausland mißbrauchen ließen. Ende Juni war ich daher entschlossen dieser unmöglichen Entwicklung ein Ende zu setzen. Und zwar ehe noch das Blut von Zehntausend Unschuldigen die Katastrophe besiegeln würde. [...] Die Sühne für diese Verbrechen war eine schwere und harte. 19 höhere SA-Führer, 31 SA-Führer und SA-Angehörige wurden erschossen. Ebenso drei SS-Führer als Mitbeteiligte am Komplott. 13 SA-Führer und Zivilpersonen, die bei der Verhaftung Widerstand versuchten, mußten dabei ihr Leben lassen. Drei weitere endeten durch Selbstmord. Fünf Nicht-SA-Angehörige aber Parteigenossen wurden wegen Beteiligung erschossen. Um zu verhindern, daß die politische Leidenschaft und Empörung an weiteren Belasteten zu Lynchjustiz greifen konnte wurde, nachdem die Gefahr beseitigt und die Revolte als niedergebrochen gelten konnte, wurde noch am Sonntag dem 1. Juli der strengste Befehl gegeben jede weitere Vergeltung zu unterlassen.“

Familie

Am 28. Juli 1931 heiratete von Schleicher seine Verlobte, Elisabeth von Henning, die geschiedene Frau eines Vetters Rittmeister Bogislav (Bogislaw) Thilo Otto Hans-Karl von Schleicher (Lebensrune.png 23. Oktober 1892 in Perleberg; Todesrune.png ermordet 2. November 1945 als Kriegsgefangener in der Sowjetunion). Tochter aus erster Ehe Lonny Elisabeth Marie Paula von Schleicher (Lebensrune.png 4. November 1919 in Berlin-Lichterfelde-West; Todesrune.png 13. November 2014 in München) lebte fortan in der Wohnung ihres Stiefvaters in der Berliner Alsenstraße, bezog 1932, nach dessen Ernennung zum Reichswehrminister eine Dienstwohnung im Reichswehrministerium in der Bendlerstraße, in der die Familie auch nach dem Amtsantritt von Schleichers als Reichskanzler verblieb. Anfang Februar 1933 erfolgte dann der Umzug in die Villa in Neubabelsberg (Griebnitzstraße 4 in Klein Glienicke) bei Potsdam in unmittelbarer Nachbarschaft zur Familie Adenauer.

Elisabeth von Schleicher wurde am Tag, als ihr Gatte erschossen wurde, zufälliges Opfer der Schießerei, sie starb wenig später im Krankenhaus. Die Asche des Ehepaares wurde auf dem Berlin-Lichterfelder Friedhof am Thuner Platz beigesetzt.

Die 14jährige Lonny zog mit ihrer Tante von Neubabelsberg nach Potsdam und ging auf ein Privatlyzeum. Sie diente im Zweiten Weltkrieg im Reichsheeresarchiv in Potsdam, nebenbei besuchte sie einen Kurs für Schreibmaschine und Stenographie, den sie 1943 abschloß und anschließend in der Wehrmachtsstelle in Paris diente. Nach der Invasion in der Normandie kehrte sie mit Hilfe des Roten Kreuzes zurück nach Berlin, dann, als die Russen immer näher kamen, nach Dänemark, wo sie bis zur Kapitulation der Wehrmacht und danach die ankommenden verwundeten Soldaten aus Ostpreußen versorgte. Nach dem Krieg war sie Krankenschwester, dann Sprechstundenhilfe, Sekretärin beim Ullstein-Verlag, Abteilungsleiterin in einer Werbeagentur und schließlich Angestellte beim BND in der Verwaltung.

Auszeichnungen (Auszug)

Literatur

Verweise


Amt Vorgänger Regierungszeit Nachfolger
Deutscher Reichskanzler Franz von Papen Dez 1932 - Jan 1933 Adolf Hitler