Völkermord an den Armeniern

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Der Völkermord an den Armeniern wurde Anfang des 20. Jahrhunderts begangen, als im Zusammenhang mit armenischen Unabhängigkeitsbestrebungen und dem Ersten Weltkrieg eine große Zahl von Armeniern im Osmanischen Reich, aus dem die heutige Republik Türkei entstand, getötet wurde. Im engeren Sinn versteht man unter diesem Begriff die Massaker in den Jahren von 1915 bis 1917.

Bei den größten Massakern und auf den Todesmärschen kamen über 1,5 Millionen Armenier um. Die Opferzahlen der Übergriffe in den beiden vorausgehenden Jahrzehnten liegt bei Hunderttausenden Armeniern.

Während viele Armenier die Vertreibungen und Massaker als ungesühntes Unrecht empfinden und seit Jahrzehnten eine angemessene Erinnerung fordern, leugnet und beschönigt die offizielle türkische Sichtweise die Todesfälle.

Nicht nur Armenier, sondern auch Griechen und Aramäer (Völkermord an den Suryoye) wurden im Zeitraum von 1914 bis 1923 Opfer von Vertreibung, Zwangsumsiedlung und Massakern.

Leugnung und Strafverfolgung

Türkische Leugnung des Völkermordes: „Der sogenannte 'Genozid an den Armeniern' ist die Lüge des Jahrhunderts!“

Bis heute ist es offizielle Politik des NATO-Staates Türkei, diese Verbrechen zu leugnen, weshalb bestenfalls von einer „Tragödie“ die Rede ist. Verstärkt seit den achtziger Jahren versuchen die Historiker der „Türkischen Historischen Gesellschaft“, die wie eine Art staatliche Zensurbehörde die Beibehaltung des offiziellen türkischen Geschichtsbildes bewacht, einen Nebel von Zweifeln um die Darstellungen besonders armenischer Historiker zu legen. Zu Recht spricht der französische Armenien-Spezialist Yves Ternon von „Geschichtsterrorismus“. Erst vor wenigen Jahren, als man annahm, daß sich dort keine kompromittierenden Dokumente mehr befanden, wurden die türkischen Archive für ausländische Historiker geöffnet.

De facto gibt es eine unmittelbare Verbindung zwischen der Weigerung der offiziellen Türkei, sich ihrer Geschichte zu stellen, und der anhaltenden gravierenden Mißachtung der Menschenrechte von Kurden, religiösen Minderheiten und politisch Andersdenkenden.

Nach offizieller türkischer Geschichtsschreibung war die Deportation der Armenier eine legitime Maßnahme im Krieg, den die Türkei damals im Militärbündnis mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn gegen Rußland und die Entente führte. Wer diese offizielle Lesart in Frage stellt, muß in der Türkei bis heute mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen, die Ermordung von krititischen Stimmen ist auch keine Seltenheit. Am 4. Oktober 2000 nahm der türkische Bürger und syrisch-orthodoxe Pfarrer Yusuf Akbulut in einem Interview mit der türkischen Tageszeitung Hürriyet Stellung zum Völkermord an den Armeniern und syrisch-orthodoxen Christen: „Alle Menschen in diesem Gebiet kennen die Wahrheit. Ich unterstütze nicht die Armenier. Ich sage, daß die Tatsache des Völkermordes wahr ist. Das kann niemand leugnen...“ Die Hürriyet titulierte die Aussagen des Pfarrers mit den Worten „Der Verräter ist unter uns“. Nach diesem Interview begann am 21. Dezember 2000 in Diyarbakir ein Verfahren gegen Yusuf Akbulut.

Wissenschaftler, Journalisten und Menschenrechtler, die sie sich zum Genozid an den Armeniern äußern, müssen in der Türkei grundsätzlich mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen. Bekanntestes Beispiel ist der türkische Menschenrechtler Akin Birdal, ehemaliger Vorsitzender des Menschenrechtsvereins der Türkei, der sich wegen „öffentlicher Herabsetzung des Ansehens der türkischen Nation“ vor Gericht verantworten soll. Sollte Birdal für schuldig befunden werden, drohen ihm bis zu sechs Jahren Haft. Auch die Anklage gegen Birdal stützt sich auf einen Bericht von Hürriyet. Ihm zufolge soll Birdal im Oktober vergangenen Jahres auf einer Veranstaltung in Bremerhaven gefordert haben, die Türkei müsse sich für das, was den Armeniern im Ersten Weltkrieg widerfahren sei, entschuldigen. Birdals Anwalt bestreitet diese angebliche Äußerung. Hürriyet habe seinen Mandaten falsch zitiert. Birdal, gegen den in der Türkei noch zahlreiche andere Strafverfahren anhängig sind, war 1998 bei einem Attentat von Rechtsradikalen lebensgefährlich verletzt worden.

Zurückhaltung des Auslands

Nicht minder skandalös als die beharrliche Leugnung des Völkermords an den Armeniern durch die offizielle Türkei ist die Tatsache, daß auch für die Regierungen und Parlamente in Europa und den USA der Genozid an den Armeniern - in auffälligem Gegensatz zur NS-Judenvernichtung - lange Zeit kein Thema war. Das Schweigen des Westens zum Umgang der Türkei mit ihrer Geschichte wurde dabei weitgehend von wirtschaftlichen, militärischen und geostrategischen Gesichtspunkten bestimmt, wollte man den empfindlichen NATO-Bündnispartner doch nicht unnötig verprellen. Tatsächlich unterstützte man damit nicht nur den nationalistischen Chauvinismus tonangebender türkischer Kreise in Politik und Militär, sondern konterkarierte auch die eigenen vorgeblichen Bemühungen zur Unterstützung des „Demokratisierungsprozesses“ in der Türkei.

In Frankreich immerhin ist das Leugnen des Massakers an den Armeniern ähnlich wie der Holocaust in der BRD unter Strafe gestellt. Für Aufsehen sorgte diesbezüglich etwa, als die aus der Türkei stammende Politikerin Sirma Oran-Martz, eine der Spitzenkandidatinnen der Grünen in Frankreich, sich 2008 weigerte, die Frage zu beantworten, ob es den Völkermord an den Armenien wirklich gegeben habe - wahrscheinlich, da ihre ihre Antwort gesetzliche Konsequenzen nach sich gezogen hätte. [1] Nachdem es Proteste gab, ließ sie sich wieder von der Kanidatenliste streichen. Die türkische Presse in Deutschland empfand dies als Hetze gegen eine unschuldige Frau. [2]

Drohungen in der BRD

Karikatur von Götz Wiedenroth, in der kritisiert wird, daß das Bestreiten des Holocausts in der BRD unter Strafe steht, der Völkermord an den Armeniern aber folgenfrei geleugnet werden kann.

Auch in der BRD machen nationalistische Türken gegen den - aus ihrer Sicht - „Mythos der Armeniervernichtung“ mobil. Ausführende Organe des organisierten Protestes gegen „Anerkennungs“-Initiativen sind jeweils die „Koordinierungsräte“ - Dachverbände türkischer Vereine, die immer dann in Aktion treten, wenn kulturelle, mediale oder wissenschaftliche Aktivitäten zur Anerkennung bekannt werden (vom Volkshochschulvortrag bis zur Kunstausstellung).

Als sich Ende März 2001 in Mülheim an der Ruhr türkische und armenische Wissenschaftler erstmals trafen, um über die Hintergründe der Deportation und des Völkermords zu sprechen, belagerten türkische Nationalisten den Kongreß, wobei es zu regelrechten Tumulten kam. Auf ähnliche Reaktionen war bereits eine Gedenkausstellung „Todesklage - Lebenszeichen“ im vergangenen November in der Berliner Heilig Kreuz-Kirche gestoßen, die armenische Verbände zusammen mit der Gesellschaft für bedrohte Völker durchgeführt hatten. Türkische Verbände drohten den kirchlichen Organisatoren mit anonymem türkischen Volkszorn. Focus und Neues Deutschland berichteten über die türkischen Drohgebärden - und wurden prompt ebenfalls angegriffen, ebenso wie zwei Fernsehredakteure, die in Dokumentarfilmen den Völkermord erwähnt hatten.

Der Haß nationalistischer türkischer Kreise konzentriert sich insbesondere auf zwei Exponenten aus deutschen Wissenschaftlerkreisen: Dr. Tessa Hofmann von der Koordinationsgruppe Armenien der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ und Prof. Dr. Udo Steinbach, Leiter des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg, wurden von Aydinlik und Hürriyet als „Schlüsselfiguren des deutschen Geheimdienstes für den Kaukasus und Mittleren Osten“ denunziert (Aydinlik, 31. Dezember 2000, Hürriyet 04. Januar 2001).

Anhand der Entwicklung in der BRD läßt sich auch gut erkennen, wie es in Bezug auf die Integration vieler der sogenannten Deutschtürken aussieht - sie stehen nach wie vor auf der Seite der Türkei, die sie als ihr Heimatland betrachten.

Falsche Schuldzuweisung an Deutschland

Inzwischen ist man in der Bundesrepublik Deutschland aber sogar der Meinung, das Osmanische Reich sei an dem Völkermord nur bedingt schuldig, liege doch auch am Deutschen Kaiserreich ein gewaltiger Schuldanteil.

So wurde 2005 im Deutschen Bundestag von der „unrühmliche[n] Rolle des Deutschen Reiches [gesprochen], das angesichts der vielfältigen Informationen über organisierte Vertreibung und Vernichtung von Armeniern nicht einmal versucht hat, die Greuel zu stoppen.“ [3] Der Begriff Völkermord wurde dabei auch peinlichst vermieden.

Diese plötzliche „neue Erkenntnis“ soll wohl rein dazu dienen, den Deutschen, die in Sachen Völkermord und Kriegsverbrechen deutlich weniger Schuld als ihre Mitvölker auf sich geladen haben, weitere Schuld anzulasten. So wird inzwischen auch schon die Beendigung des Herero-Aufstandes als Völkermord gesehen, man geht oftmals sogar soweit und stellt dieses Ereignis als Vorläufer zur angeblichen nationalsozialistischen „Judenverfolgung“ dar, so etwa Professor Sebastian Conrad in seinem Buch „Deutsche Kolonialgeschichte“.

Möglicherweise kommt die falsche Mitschuld auch daher, daß man in der BRD die in Deutschland lebenden Türken als auch die türkische Regierung nicht brüskieren will und somit die Schuld der Türken am Völkermord relativiert, verharmlost oder gar leugnet. Ebenso wäre die Einzigartigkeit (angeblicher) nationalsozialistischer Verbrechen angetastet, wenn man offen zugibt, daß andere Völker gewaltige Verbrechen begangen haben.

Siehe auch

Verweise

Karikaturen

Fußnoten